Der Niederländer ist von der HSV-Absage enttäuscht und warnt davor, Cardoso zu befördern

Hamburg. Nachdem HSV-Sportchef Frank Arnesen am Sonntag Huub Stevens als möglichen Neu-Trainer absagte, könnte der Niederländer doch noch am Sonntag nach Hamburg kommen - als Schalke-Trainer.

Hamburger Abendblatt:

Herr Stevens, HSV-Sportchef Frank Arnesen hat Ihnen abgesagt. Hatten Sie damit gerechnet?

Huub Stevens:

Nein. Im Gegenteil, ich bin nicht nur überrascht von der Absage, ich bin enttäuscht über die Art. Ich hatte mit Frank ein sehr gutes Gespräch, in dem wir mit komplett offenen Karten gespielt haben. Der Verein hat mir ganz offen erklärt, dass er außer mit mir noch mit anderen Kandidaten spricht. Und ich habe - das bin ich dem HSV schuldig - ganz ehrlich gesagt, dass ich eine lockere Anfrage von Schalke 04 habe. Wenn man mir das zum Vorwurf macht, na dann gute Nacht. Dann hätte ich wahrscheinlich einfach nur nicht ehrlich sein dürfen. Ich hätte wahrscheinlich lügen müssen, um HSV-Trainer zu werden.

Sind Sie auch deshalb enttäuscht, weil Frank Arnesen die Entscheidung nicht Ihnen persönlich, sondern Ihrem Berater mitgeteilt hat?

Stevens:

Nein. Es war abgesprochen, dass er sich bei meinem Berater melden kann, dass er nicht persönlich bei mir anrufen muss. So ist das Geschäft. Und so enttäuscht ich auch bin, ich nehme es Frank auch nicht persönlich übel. Ich weiß nur einfach nicht, was in Hamburg dazwischengekommen sein kann. Die Gespräche mit Frank davor waren für eine solche Absage einfach zu gut.

Könnte nicht Ihr Zögern schuld sein an der Absage?

Stevens:

Der HSV wusste schon länger, dass ich frei bin. Hätte sich der Klub etwas früher gemeldet, wäre ich sofort gekommen. Als dann Schalke kam, war zumindest klar, dass ich mir alles erst mal anhören muss, bevor ich meine Entscheidung treffe. Und mit Schalkes Manager Horst Heldt war ich für diesen Montag verabredet. Denn, und das hatte Frank verstanden, beide Klubs sind in meinem Herzen. Sich beide Seiten anzuhören, ist nur fair.

Zumal sich der HSV auch nicht sofort für Sie entscheiden konnte.

Stevens:

Ich habe Frank gesagt, dass ich es völlig korrekt finde, wenn sich der Klub bei der Suche Zeit lassen will. Ich habe nie gedrängt, weil alle Seiten überzeugt sein müssen, um anschließend zusammen zu funktionieren.

Dafür nimmt sich der HSV jetzt Zeit und will vorerst mit Rodolfo Cardoso weitermachen.

Stevens:

Wenn der HSV jetzt mit Rodolfo arbeiten will, viel Glück! Das ist auch okay. Rodolfo ist ein echter Kerl, mit dem ich sehr gern zusammengearbeitet hätte. Und die zweite Halbzeit gegen Stuttgart war auch wirklich gut, das muss jeder gesehen haben. Aber sich jetzt nach nur einem Spiel schon ganz für ihn zu entscheiden, wäre ein schmaler Grat.