Der genesene Stürmer soll gegen seinen Lieblingsgegner, den 1. FC Köln, die HSV-Krise vorerst stoppen. Rajkovic debütiert in der Startelf.

Hamburg. Der letzte Blogeintrag auf Mladen Petrics Homepage hätte eindringlicher nicht sein können. "Mladen, Du musst den HSV retten", schrieb Eduard91, der die Wichtigkeit seines Anliegens mit drei Ausrufezeichen unterstrich. Nicht nur in Petrics Web-Gästebuch darf nun darüber diskutiert werden, ob der Torjäger tatsächlich im Alleingang den Tabellen-Siebzehnten der Bundesliga retten kann und muss. Unbestritten dürfte allerdings sein, dass nach der desaströsen 0:5-Pleite in München, bei der Petric wegen einer fiebrigen Grippe fehlte, in niemanden so große Hoffnungen gesetzt werden wie in den treffsicheren Kroaten.

"Jede Mannschaft braucht einen richtigen Torjäger, Mladen ist unser Goalgetter", sagt der Norweger Per Skjelbred, der beim Kellerduell zwischen dem HSV und dem 1. FC Köln (Sa. 15.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) den offiziellen Auftrag bekommen hat, Petric aus dem zentralen Mittelfeld mit Pässen zu versorgen. Dabei darf es als gutes Omen gewertet werden, dass der Stürmer laut Statistik gegen keinen anderen Bundesligaklub so gerne spielt und trifft wie gegen den FC. In fünf Spielen mit dem HSV gegen Köln erzielte Petric sage und schreibe acht Treffer, beim letzten Aufeinandertreffen traf er gleich dreimal. "Dieser Sieg war wichtig, um Ruhe in den Verein reinzukriegen", sagte Petric im März nach dem 6:2-Sieg - und niemand hätte etwas dagegen, wenn er ähnliche Worte nach der Partie an diesem Wochenende wählt.

Vor dem Kellerduell gegen den Tabellenletzten wird einmal mehr deutlich, wie wenig der HSV auf seinen letzten verbliebenen "Altstar" verzichten kann. "Jeder in Hamburg weiß, was für ein großartiger Stürmer Mladen ist", lobt Kollege Dennis Diekmeier. Ob der Hochgelobte, der für Kroatiens Länderspiele gegen Malta und Israel nominiert wurde, auch über die Saison hinaus an der Elbe bleibt, ist weiter ungewiss. "Unsere Position ist unverändert. Wir halten an der ausnahmslos positiven Meinung gegenüber Mladen fest", sagt HSV-Vorstand Joachim Hilke, der trotz Petrics überraschender Absage kurz vor dem Saisonstart lieber heute als morgen an den Verhandlungstisch mit Berater Volker Struth zurückkehren würde.

Immerhin mehr als drei Millionen Euro hatte der bekanntlich klamme Verein seinem 30-jährigen Star offeriert, der das Angebot nach reiflicher Überlegung trotzdem ablehnte. Neben einer deutlichen Erhöhung seiner Bezüge ist dem Ausnahmefußballer, der auf die einmalige Torquote von 56 Treffern in 111 Pflichtspielen für den HSV verweisen kann, auch eine echte Perspektive wichtig. Petric will nicht die Leitfigur eines Umbruchs sein, dessen Früchte möglicherweise erst in ein paar Jahren geerntet werden.

Zumindest ein kurzfristiger Wechsel bis zum Ende der Transferfrist am kommenden Mittwoch scheint aktuell kein ernsthaftes Thema mehr zu sein. Dabei hatten zuletzt die Verantwortlichen des FC Valencia, immerhin Champions-League-Teilnehmer, laut über eine Verpflichtung des Hamburgers nachgedacht, dessen Vertrag im kommenden Jahr ausläuft. Von den in Spanien kolportierten zehn Millionen Euro, die der Klub aus der Primera Division angeblich bereit war zu zahlen, hat beim HSV allerdings niemand etwas gehört. Dennoch: "Innerhalb der Frist muss man mit allem rechnen", sagte Trainer Michael Oenning, als er auf mögliche Last-Minute-Wechsel angesprochen wurde.

Bevor aber zu viel über die Zukunft philosophiert wird, gilt es an diesem Wochenende im Duell gegen das Schlusslicht der Liga erst mal die unmittelbare Gegenwart etwas angenehmer zu gestalten. Nachdem Oenning gegen Bayern München erfolglos auf zwei defensive Vierer-Abwehrketten setzte, will der Coach gegen den 1. FC Köln mutig offensiv spielen lassen. "Wir wollen das Spiel unbedingt schnell in den Griff bekommen. Diesmal müssen wir nach vorne spielen", sagt Oenning, der es gegen Köln mit David Jarolim und Robert Tesche bei zwei defensiven Mittelfeldspielern belassen will. Vorne soll Rückkehrer Petric von einer offensiven Dreierreihe mit Heung Min Son (rechts), Neuzugang Skjelbred und Marcell Jansen (links) unterstützt werden.

Oenning, der sich unter der Woche zu einem Vier-Augen-Gespräch mit Sportchef Frank Arnesen traf, hofft, dass er sich wie im März auf Petric verlassen kann. Das 6:2 gegen Köln war der erste und bislang letzte Sieg Oennings als Cheftrainer. Eine Fortsetzung soll nun am Sonnabend folgen. Gerne auch wieder mit drei Ausrufezeichen.