Beim 4:0 gegen Al Ahli Doha setzte Trainer Oenning auf ein 4-3-3-System. Der Tod einer Zuschauerin überschattete das Testspiel.

Schwaz. Vor dem Anpfiff und im Spiel war die Stimmung noch ausgelassen. Kurz bevor die HSV-Profis am Freitagabend im österreichischen Trainingslager auf den katarischen Wüstenklub Al Ahli Doha trafen, heizte die als "Antonia von Tirol" bekannte Hitparadenstürmerin den 1000 Zuschauern im Stadion von Schwaz ein. Tore von Gojko Kacar (31.), Heung Min Son (60.) mit einem Freistoß, Änis Ben-Hatira (69.) und Hanno Behrens (75.) reichten für einen 4:0-Sieg, der die Stimmung unter den HSV-Fans noch steigerte.

Doch dann der Schock: Nach dem Abpfiff brach die Frau von Testspiel-Organisator Ralph Schader zusammen. Ärzte des HSV und Notfallmediziner kämpften gut 45 Minuten lang um das Leben der Frau - vergeblich. Die HSV-Profis waren Augenzeugen des Dramas und reagierten geschockt. Das traurige Ende eines Abends, der so fröhlich begonnen hatte.

Trainer Michael Oenning hatte zuvor den letzten von drei Tests im Zillertal-Trainingslager genutzt, um das in den Spielen davor einstudierte 4-3-3-System zu festigen. Am Nachmittag hatte er das Team noch einmal zusammengezogen, um taktische Feinheiten zu besprechen. Anders als in der Vorsaison, als der HSV überwiegend mit einer konservativen 4-4-2-Taktik spielte, soll in dieser Saison vermehrt die sogenannte Ajax-Taktik mit zwei Außenstürmern praktiziert werden. Nur offiziell zugeben will das niemand.

"Das System mit nur einem Stürmer ist auch der Tatsache geschuldet, dass wir zurzeit nur einen Stürmer haben", sagt Oenning. Tatsächlich ist Son durch die Ausfälle von Mladen Petric (Aufbautraining), Marcus Berg (Hüft-OP) und Paolo Guerrero (Copa América) derzeit die einzige nominelle Spitze, die zur Verfügung steht. Trotzdem dürfte Oenning auch beim 4-3-3 bleiben, wenn alle Stürmer wieder dabei sind. In den Nachwuchsteams des HSV hat Sportchef Frank Arnesen 4-3-3 als Grundtaktik bereits eingeführt.

Hauptgewinner scheint der bislang glücklose Robert Tesche zu sein. In den zwei Jahren seit seinem Wechsel aus Bielefeld hat der Mittelfeldmann nur elf Bundesligaspiele von Anfang an machen dürfen. Anders als Bruno Labbadia und Armin Veh ist Oenning von den Qualitäten Tesches überzeugt und lässt ihn als Defensivmann vor der Abwehr spielen. Gegen Al Ahli musste Tesche wegen muskulärer Probleme aber passen, für ihn spielte Muhamed Besic. Für Stammtorwart Jaroslav Drobny (Rippenprellung) kam Tom Mickel ins Team. Vor Tesche sind derzeit David Jarolim und Gojko Kacar auf den Halbpositionen gesetzt, Eljero Elia (links) und Änis Ben-Hatira (rechts) auf den offensiven Flügeln. Son war als Lückenfüller eingeplant. Doch nach seinen überzeugenden Auftritten könnte der Südkoreaner auch nach Petrics Rückkehr eine der Offensivpositionen besetzen.