Der Kroate soll Kapitän werden und verlängern. Sportchef Frank Arnesen und Trainer Michael Oenning hoffen auf eine baldige Entscheidung

Finkenberg. Auf den traumhaften Panoramablick von der Terrasse des Sporthotels Stock ist Hotelchef Josef Stock nicht ohne Grund stolz. Einen wunderschönen Ausblick über die Zillertaler Bergwelt könne er seinen Gästen garantieren, sagt Stock, der auch offensiv mit der für einen österreichischen Ski-Ort ungewöhnlichen Ruhe kokettiert: "Halligalli finden Sie hier nicht." Bestätigen können das ohne Weiteres HSV-Trainer Michael Oenning und Sportchef Frank Arnesen, die sich am Montagabend ein schönes Plätzchen auf der angepriesenen Terrasse ausgesucht hatten, um für ihr anderthalbstündiges Gespräch mit Mladen Petric genau den richtigen Rahmen zu bieten.

"Natürlich haben wir mit Mladen auch darüber gesprochen, wie er den Verein und seine Rolle in der Mannschaft sieht", berichtete Arnesen später über das Sechs-Augen-Gespräch unter freiem Himmel und verriet dabei auch, dass er guter Hoffnung sei, den Kroaten schon bald zu einer Vertragsverlängerung zu bewegen. "Ich stehe auch im ständigen Kontakt mit Mladens Berater Volker Struth. Auch das waren zuletzt sehr gute Gespräche", sagte der Däne. Um den treffsichersten Profi des Teams möglichst bald über das Vertragsende im kommenden Sommer hinaus zu binden, haben Arnesen und Oenning Petric neben dem traumhaften Blick auf die Bergwelt in Österreich einen nicht weniger überzeugenden Joker im Ärmel offeriert.

"Wir haben auch über die Kapitänsbinde gesprochen", sagte Petric, der zwar nicht offensiv in das exponierte Amt des Spielführers drängt, sich aber von den Planungen Oennings und Arnesens geschmeichelt fühlt: "Natürlich beeinflussen auch solche Dinge meine Zukunftsentscheidung." Eine Wiederholung der Posse um Ex-HSV-Profi Tomas Ujfalusi, der im Sommer 2004 die Binde von Martin Groth übernahm und nur wenige Tage später nach Florenz wechselte, soll es aber nicht geben. Bekennt sich Petric zur Kapitänsbinde, so das Kalkül der HSV-Verantwortlichen, wird er auch seinen auslaufenden Vertrag verlängern.

+++ Kommentar: Petric ist mehr als ein großer Name +++

Die Rahmendaten haben Arnesen und HSV-Chef Carl Edgar Jarchow längst mit Petric-Berater Volker Struth abgesteckt. So konnte Jarchow dem Kölner Schwergewicht der Beraterszene in Aussicht stellen, dass der HSV für ihren letzten, aber auch effektivsten Altstar über die finanzielle Schmerzgrenze gehen würde. Als einziger HSV-Profi neben Paolo Guerrero soll der 30-Jährige dank seines neuen Vertrags die magische Gehaltsgrenze von drei Millionen Euro durchbrechen. Petrics Wunsch, einen letzten großen Vertrag zu unterschreiben, bevor die Karriere in den USA ausklingen soll, wollen Hamburgs Verantwortliche erfüllen.

Anders als in der jüngeren Vergangenheit würde er erstmals ein echtes Vertrauensverhältnis zur Chefetage des Vereins pflegen, lobte Petric seine neuen Vorgesetzten: "In den vergangenen Jahren gab es einen Graben zwischen Vorstand und der Mannschaft, das ist jetzt anders." So konnte der Torjäger, der in 73 Bundesligaspielen für den HSV 31 Treffer erzielte, besonders Ex-Chef Bernd Hoffmann lange nicht verzeihen, dass dieser eine angeblich mündlich zugesagte Erhöhung der Bezüge nie wahr machte.

Über die Vergangenheit will Petric, der nach seiner Leisten-OP noch in dieser Woche ins Mannschaftstraining einsteigen will, gar nicht zu viele Worte verlieren. Reden will er über die Zukunft. "Die Stimmung in der Mannschaft ist deutlich besser geworden", sagte der Familienvater, der gerne - mit oder ohne Binde - mehr Verantwortung übernehmen will: "Wir haben zwei oder drei echte Führungsspieler - da gehöre ich auch dazu." Als letzten Joker für eine Vertragsverlängerung konnten Arnesen und Oenning am Ende eines mehr als informativen Gedankenaustauschs ihrem Star noch ein kaum auszuschlagendes Angebot offerieren. Der HSV habe doch mit dem Tourismusverband Zillertal einen Dreijahresvertrag abgeschlossen. Da seien entspannte Abende auf der preisgekrönten Hotelterrasse auch in den kommenden Jahren zu erwarten.