Die “Wirtschaftsweisen“ im Aufsichtsrat haben sich für den geschäftsführenden Direktor der Deichmann-Gruppe Björn Gulden ausgesprochen.

Hamburg. Wenn zwei sich streiten, freut sich meistens der Dritte. Nachdem sich in den internen Gesprächen des Aufsichtsrates, der seit Tagen über die Besetzung des zukünftigen HSV-Vorstandes berät, weder eine Mehrheit zugunsten des bisherigen HSV-Chefs Bernd Hoffmann noch für seinen möglichen Nachfolger Joachim Hilke abzeichnet, gibt es seit einem weiteren Treffen bei Jürgen Hunke einen neuen Favoriten: Björn Gulden. Der Norweger, der zurzeit als geschäftsführender Direktor der Deichmann-Gruppe mit Sitz in Essen aktiv ist, hat vor allem die sogenannten "Wirtschaftsweisen" im Aufsichtsrat um Alexander Otto, denen man bislang immer eine Nähe zu Hoffmann nachgesagt hatte, überzeugt. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres wurde vom alten Aufsichtsrat inoffiziell ein Headhunter beauftragt, um sich nach einem möglichen Nachfolger Hoffmanns umzusehen. Von allen vorgeschlagenen Kandidaten, darunter auch Hilke, konnte Gulden, der in der Saison 1984/1985 vier Ligaspiele für den 1. FC Nürnberg absolvierte, am meisten überzeugen.

Das Problem: Gulden, der in mehreren Aufsichtsräten verschiedener Konzerne sitzt, kann wohl frühestens im Januar 2012 aus seinem laufenden Vertrag aussteigen. Bislang führte der 45-Jährige lediglich mit fünf Kontrolleuren Gespräche, soll den restlichen Aufsichtsräten aber noch in den kommenden Tagen vorgestellt werden. Sollte er das gesamte Kontrollgremium von seinen Qualitäten überzeugen, wird auch über eine Interimslösung bis zum Ende des Jahres nachgedacht, da man davon ausgeht, dass Hoffmann seinen auslaufenden Vertrag nicht aussitzen würde. Während der Woche hat es sogar Überlegungen gegeben, ob Aufsichtsratschef Otto Rieckhoff den Vorstand kommissarisch führen könnte.

Eine weitere Alternative: Es gibt ein Denkmodell, Hoffmann und seiner Stellvertreterin Katja Kraus statt Drei- nur Einjahresverträge anzubieten. Allerdings geht man intern davon aus, dass sich das noch amtierende Vorstandsduo auf eine derartige Offerte nicht einlassen wird. Ihr Kampf um einen neuen Vertrag scheint dagegen immer aussichtsloser. So soll Hoffmann-Freund Jörg Debatin bereits zu Wochenanfang dem immer noch amtierenden HSV-Chef nahegelegt haben, einen vorzeitigen Rücktritt zu erwägen. Aufgrund des zunehmenden Drucks denken derweil auch erste Aufsichtsräte darüber nach, ihr Mandat freiwillig niederzulegen. Die angestrebte schnelle Lösung ist derzeit jedenfalls nicht in Sicht.