Nach dem 1:1 des HSV in Kaiserslautern kündigen sich Entscheidungen in mehreren Bereichen an. Veh äußert sich in “zwei bis drei Wochen“.

Kaiserslautern/Hamburg. Wäre der designierte HSV-Sportdirektor Frank Arnesen an diesem Sonnabend in Kaiserslautern gewesen, hätte er viel erleben können. Der Lacher des Tages spielte sich bereits kurz vor dem Anpfiff der Partie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem HSV ab, als der Stadionsprecher die Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion aufforderte, sich ein 13 mal 18 Zentimeter großes Stück Bundesligarasen aus dem Fritz-Walter-Stadion zu sichern, wenn der Belag ausgetauscht wird. Kostenpunkt 20 Euro. Für ein Stück Erde mit spärlichem Restgrün Geld zu verlangen, und sei es für den Nachwuchs, war schon dreist.

Nach dem insgesamt biederen 1:1 stand den HSV-Profis der Sinn jedenfalls nicht nach Humor. "Vielleicht in der D-Jugend" habe er das letzte Mal auf solch einem miesen Untergrund gespielt, erinnerte sich Marcell Jansen mühsam, der mit seinem Ausgleichstreffer in der zweiten Halbzeit zumindest ein Ergebnis ermöglichte, das als "ordentlich" (Heiko Westermann) bis "verdient" (Armin Veh) eingestuft wurde.

Doch auch vor dem Fernseher dürfte Arnesen, der noch bis Juli bei Chelsea unter Vertrag steht, nicht verborgen geblieben sein, dass sich der HSV in der ersten Halbzeit wenig englisch verhielt, und schon gar nicht seinen Ambitionen entsprechend. Viel zu häufig kam man zu spät in die Zweikämpfe und verhielt sich zu passiv. Kritisch beäugt werden könnte auch die schlampige Chancenverwertung in der besseren zweiten Hälfte, deren Niveau aber insgesamt weiter äußerst mäßig blieb, was auch am Rasen lag. Dass der vergebene sechste Auswärtssieg gegen später stark verunsicherte Pfälzer aber nicht weiter thematisiert wurde, lag wohl in erster Linie an der weiter günstigen Ausgangsposition im Kampf um den Top-Fünf-Platz. Die Hoffnung auf Besserung, das wird Arnesen wohl bald selbst feststellen, ist in Hamburg äußerst ausgeprägt.

"Am kommenden Sonntag spielen wir gegen Mainz und empfangen auch noch Hannover und Freiburg im eigenen Stadion", sagte Dennis Aogo. Tatsächlich hätten die Hamburger bei einem 2:0-Erfolg die gleiche Anzahl an Punkten, Toren und Gegentoren wie die Rheinhessen (40 Zähler, Platz fünf).

Überhaupt war an diesem Wochenende viel von der Zukunft die Rede, was auch Arnesen stark interessieren dürfte. Zum Beispiel von der des Trainers. Bevor sich Armin Veh für zwei Tage in seine Heimat nach Augsburg verabschiedete, äußerte er sich erneut zur persönlichen Lage. Bei einem internen Gespräch in der vergangenen Woche mit dem Vorstand habe man sich darauf verständigt, "in zwei bis drei Wochen etwas zu sagen", so der 50-Jährige. Und weiter: "Ich möchte eines klarstellen: Für mich ist mein Vertrag beim HSV ein Kontrakt über ein Jahr inklusive einer beidseitigen Option."

Dass der Klub die Entscheidung in der Trainerfrage hinauszögert, ist nachvollziehbar, nicht nur, weil bei Trainern, deren Amtszeit offiziell ausläuft, in der Vergangenheit häufiger die Autorität gegenüber der Mannschaft gelitten hat. Zunächst gilt es für den HSV-Aufsichtsrat, über die künftige Besetzung des Vorstands zu befinden. Am Dienstag werden die Kontrolleure erstmals im Gremium über die Fahrplan beraten, viele Gespräche laufen aber seit geraumer Zeit im Hintergrund. Ob der Vorsitzende Bernd Hoffmann und seine Vorstandskollegin Katja Kraus, deren Verträge Ende des Jahres auslaufen, die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit erreichen können, gilt angesichts der Besetzung nach der jüngsten Aufsichtsratswahl im Januar als fraglich.

Sollte sich der Aufsichtsrat nicht auf eine Verlängerung einigen können, wäre es fahrlässig, einem Nachfolger bereits die Entscheidung für eine so zentrale Position wie des Trainers vorwegzunehmen. Doch selbst wenn Hoffmann den Vorsitz behält, dürfte wohl nur noch eine überraschende Siegesserie im Schlussdrittel der Saison für eine Wende bei Vehs Zukunft sorgen. Arnesen sollte sich also auf die Suche nach Alternativen begeben.

Noch viel mehr Arbeit kommt Arnesen bei der Zusammenstellung des Kaders für die neue Saison zu. Während sich Akteure wie Frank Rost und Zé Roberto trotz ihres fortgeschrittenen Alters wärmstens für eine Weiterbeschäftigung empfahlen, bewies Piotr Trochowski ein weiteres Mal, dass er kein Mann fürs rechte Mittelfeld ist und nur dann eine Zukunft in Hamburg haben sollte, wenn für ihn Verwendung im Zentrum wäre. Was Ruud van Nistelrooy betrifft, so dürften sich einige Klubfunktionäre inzwischen mächtig ärgern, dass dem Werben von Real Madrid nicht nachgegeben wurde, was die Hamburger um fünf Millionen Euro (Gehalt, Ablöse) reicher gemacht hätte.

All das durfte Arnesen nicht aus nächster Nähe erleben. Womöglich hatte er einen Spion auf dem Betzenberg dabei, der ihm von all diesen Dingen berichtete. Aber vermutlich weiß er auch so: An mancher Stelle könnte das alte auch das neue Personal sein. Aber keinesfalls überall.