Formschwacher Ruud van Nistelrooy droht ausgerechnet im Derby durch Guerrero ersetzt zu werden. Veh kündigt mehrere Wechsel an.

Hamburg/Wolfsburg. Ruud van Nistelrooy hatte gestern Vormittag keine große Lust auf erneute Erklärungen. Der Torjäger verließ schnellen Schrittes um 10.45 Uhr als erster HSV-Profi den Kabinentrakt, ging kommentarlos zu seinem Auto und brauste umgehend davon. Der Niederländer wollte weder über seinen schwachen Auftritt am Vortag beim VfL Wolfsburg noch über die Möglichkeit, beim Derby am Mittwoch auf die Bank zu rotieren, und schon gar nicht über die Aufregung um seine Person in den vergangenen Tagen sprechen. Geredet hatte er in der vergangenen Woche in mehreren Interviews ohnehin mehr als genug.

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Deswegen möchte der 34-jährige Stürmer auch lieber Taten statt Worte sprechen lassen. Nur mit der Umsetzung auf dem Rasen hat es zumindest am Sonnabend in Wolfsburg dann doch nicht so ganz geklappt. Symptomatisch war die 64. Spielminute, als van Nistelrooy eine herrliche Vorlage Zé Robertos aus vollem Lauf nur noch über die Torlinie drücken musste, dann aber am liegenden VfL-Torhüter Diego Benaglio scheiterte. "Ich hätte ihn reingemacht", witzelte Trainer Armin Veh, als er auf die vergebene Chance angesprochen wurde. Nur van Nistelrooy selbst war nicht zum Lachen zumute.

Während er zu Beginn der vergangenen Woche mit diversen Interviews, in denen der Angreifer seinen Abschied im Sommer mehr als deutlich unterstrichen hatte, für Aufregung sorgte, könnten zu Anfang dieser Woche seine eventuelle Degradierung im Stadtderby gegen den FC St. Pauli für erneute Schlagzeilen sorgen. "Wir können auf einigen Positionen variieren", kündigte Veh eine mögliche Personalrochade nach dem Arbeitssieg in Wolfsburg an, ohne dabei aber auf konkrete Namen einzugehen.Klar ist allerdings, dass van Nistelrooys Stammplatzgarantie nach seiner vierten Minusleistung in Folge in der Rückrunde endgültig aufgebraucht ist. Weder gegen Schalke noch gegen Frankfurt, Nürnberg oder in Wolfsburg konnte der einstige Weltstar von Real Madrid an die Form von Saisonbeginn anknüpfen, als er in den ersten drei Pflichtspielen fünf Tore erzielte. Neben Paolo Guerrero, der gegen Wolfsburg für van Nistelrooy ins Spiel kam, darf sich auch Youngster Heung Min Son Hoffnungen machen, bald wieder neben Wolfsburgs Matchwinner Mladen Petric eine Chance von Anfang an zu bekommen. Maxim Choupo-Moting, Tunay Torun und Änis Ben-Hatira dürften dagegen keinen Profit aus van Nistelrooys Krise schlagen. Choupo-Moting wird nach seinem gescheiterten Wechsel zum 1. FC Köln bis zum Sommer wohl keine Rolle mehr spielen, Torun ist nach seinem Platzverweis bei den Amateuren für drei Pflichtspiele gesperrt, und Ben-Hatira scheint selbst in ein Leistungsloch gefallen zu sein.

"Im Spiel nach vorne ist für uns noch mehr drin", kritisierte Veh nach dem Spiel gegen Wolfsburg seine Offensivabteilung, "gerade im zweiten Durchgang haben sich für uns Räume ergeben, die wir nicht immer optimal genutzt haben." Auch die persönlichen Statistiken van Nistelrooys dürften Veh nicht entgangen sein. So konnte der Niederländer, der in seiner langen Karriere nur selten ein Formtief zu bekämpfen hatte, nur drei von insgesamt 14 Zweikämpfen gewinnen, schoss gerade mal zweimal auf das gegnerische Tor und hatte mit 35 Ballkontakten sogar weniger Kontakte als der kaum geprüfte Torhüter Frank Rost.

"Ich trage zu hunderttausend Prozent Leidenschaft für den Klub in mir", hatte der Torjäger a. D. noch am Donnerstag betont, als er noch sprechen wollte. An diesen Worten muss sich der Stürmer nun messen lassen, auch ohne darüber zu reden. Ein Tor, das weiß van Nistelrooy wie kein Zweiter, sagt ohnehin mehr als hunderttausend Wörter.