HSV-Trainer Armin Veh nimmt seine Führungsspieler Ruud van Nistelrooy und Zé Roberto in die Pflicht. Sie spielen auf Bewährung.

Hamburg. Armin Veh hat Erfahrung darin, sich von prominenten Spielern zu trennen. Als er im Februar 2006 in Stuttgart den Trainerjob von Giovanni Trapattoni übernahm, gehörten Jon Dahl Tomasson, Jesper Grönkjaer und Zvonimir Soldo zum VfB-Kader. Eineinhalb Jahre später durfte Veh mit den Schwaben die Meisterschaft feiern. Die nötigen Tore dazu hatte unter anderem ein gewisser Mario Gomez, 21, geschossen. Tomasson (Villarreal), Grönkjaer (Kopenhagen) und Soldo (Karriereende) schauten aus der Ferne zu.

In Hamburg sieht Vehs Aufgabe ähnlich aus. Er muss versuchen, der enttäuschend angelaufenen Saison mit einer schwer zur führenden Mannschaft noch eine Wende zu geben und zugleich die nötigen Umbaumaßnahmen vorzubereiten. "Die natürliche Fluktuation, die es in jedem Klub gibt, kann am Ende der Saison ein wenig größer ausfallen", hatte der Vorsitzende Bernd Hoffmann bei "Rasant" (Hamburg 1) angekündigt. "Klar ist, dass Platz neun kein besonders gutes Bewerbungsschreiben für jeden Beteiligten ist, dass die Verträge verlängert werden." Klar ist auch, dass finanzielle Einschnitte unumgänglich sein werden, sollte es den Hamburgern nicht gelingen, eine Erfolgsserie zu starten. Deshalb spielen auch beim HSV die Topstars nur noch auf Bewährung: Ruud van Nistelrooy und Zé Roberto.

Der Brasilianer ist zwar mit reichlich fußballerischer Genialität gesegnet, kann diese aber nicht mehr konstant abrufen. Dazu kommt, dass er noch nie mit Worten als Führungsspieler aufgetreten ist, sondern sich seine Autorität aus seinen Leistungen speiste. Gerade kommunikativ aber hat Veh enorme Defizite in seiner Mannschaft erkannt. Zudem geht Zé am 6. Juli 2011 in sein 38. Lebensjahr. Hat ein Profi wie er, der für Bayern München und Real Madrid spielte, noch den Erfolgshunger, mit dem HSV um Platz fünf zu kämpfen?

Ähnliches gilt für van Nistelrooy, dessen Karriere von glanzvollen internationalen Auftritten für Manchester und Madrid geprägt ist. Der Niederländer, dessen Vertrag wie der von Zé Roberto im Sommer ausläuft, muss befürchten, eine weitere Saison ohne Europacup in Hamburg verbringen zu müssen, sollte er überhaupt bleiben dürfen. Beim Torjäger, der am 1. Juli 35 Jahre alt wird, zeigte sich in dieser Hinrunde, dass er fit sein muss, um die Leistungen zu bringen, die auch seinen eigenen, ehrgeizigen Ansprüchen genügen. Dass der Stürmer nur zu gerne seine große Karriere mit der Torjägerkrone in der Bundesliga abgerundet hätte, ist ein offenes Geheimnis. Längst hat van Nistelrooy aber frustriert erkannt, wie weit er vom Erreichen dieses Ziels ist. "Ich werde doch nicht im Dezember einen Umbruch für den Sommer ankündigen", wehrte sich Veh gestern gegen einen Kommentar über seine Kaderplanungen. Dennoch machte er deutlich: "Ich erwarte mehr von den älteren Spielern wie Zé Roberto und van Nistelrooy, sie müssen mehr kommunizieren, Spieler wie sie müssen die Mannschaft führen, das kann ich nicht von einem Heung Min Son erwarten." Veh nahm allerdings auch die Profis generell in die Pflicht: "Ich muss von den Spielern mehr verlangen. Guerrero und auch Elia haben eine Bringschuld."

Doch deren Verträge laufen noch länger. Vom Verbleib Zé Robertos und van Nistelrooys hingegen hängen andere wichtige Personalentscheidungen ab. So würde sich Piotr Trochowski, der sein Glück in der Zentrale zu finden scheint, genau überlegen, ob er beim HSV über 2011 verlängert, sollte ein Platz auf der "Sechs" im Mittelfeld vom Brasilianer besetzt sein. Dass Zé Roberto und Trochowski gemeinsam ein beständiges Duo bilden könnten, ist auszuschließen, dazu bedurfte es nicht des Auftrittes in Freiburg. Ob Marcus Berg (an Eindhoven verliehen) ein Interesse an einer Rückkehr zum HSV hat, wenn van Nistelrooy weiter seine Position besetzt, ist fraglich.

Und der Trainer? Noch ist offen, wann der Vorstand mit Veh über eine Verlängerung seines Kontraktes - Veh hat zwar einen Zwei-Jahres-Vertrag, dieser ist indes am Ende dieser Saison ohne Abfindung kündbar - verhandeln wird. Ein TV-Interview wurde bereits gedeutet, als rücke Hoffmann vom nächsten Trainer ab. Zu Sport1 sagte er: "Es fehlt möglicherweise an der notwendigen Arbeit um ein Spiel herum." Gegenüber dem Abendblatt stellte der Vorstandschef jedoch klar, dass sich diese Aussage nur auf die Spieler beziehe: "Wir sind froh, dass wir Armin Veh als Trainer haben. Daran hat sich nichts geändert."