Der HSV gewinnt den Test gegen den englischen Meister Chelsea London mit 2:1 (0:1). Petric erzielt den Ausgleich, Son das zweite Tor.

Hamburg. "Hey, Hey, Hey, hier kommt Hamburg, ein Verein, nur der HSV", sangen die Fans auf der Nordtribüne frei nach dem Lied "Hier kommt Alex" von den Toten Hosen, während der Rest der 47.440 Zuschauer mit donnerndem Applaus den HSV verabschiedete: Mit dem 2:1 über den FC Chelsea war der Saisonauftakt geglückt.

Im Grunde hätten die Fans aber "Hier kommt Son" singen müssen. Denn der 18-jährige Heung Min Son war es, der den HSV-Anhängern ein Lachen auf ihr Gesicht gezaubert hatte und die Vorfreude auf die kommende Saison weckte. In der 82. Minute war der Südkoreaner beim Stand von 1:1 für den schwachen Ruud van Nistelrooy eingewechselt worden. Fünf Minuten später tanzte er nach einem Fehler John Terrys dessen Kollegen Ricardo Carvalho so frech aus, als ob dieser von Beruf Stehlampe wäre, und schob den Ball zum 2:1 ein. Ein Traumeinstand für den Offensivmann, der im Alter von 16 Jahren im Rahmen eines DFB-Austauschprogramms nach Deutschland gekommen war und erst von Trainer Armin Veh in den Profikader geholt worden war.

Das Riesentalent könnte sich zur großen Überraschung in dieser Saison entwickeln - obwohl die Konkurrenz gerade im Angriff groß ist.

Dieser allerdings konnte gegen die Londoner nur bedingt überzeugen. Veh hatte gegen die Engländer wie erwartet eine 4-2-3-1-Formation aufgeboten, was einen forsch angreifenden HSV versprach, schließlich standen mit Ruud van Nistelrooy, Paolo Guerrero, Jonathan Pitroipa und Mladen Petric gleich vier stark offensiv ausgerichtete Kräfte auf dem Platz. Doch früh stellte sich heraus, dass diese Formation mit Petric auf der rechten Seite gegen Topteams wie Chelsea Probleme bereiten könnte. Der Kroate, jahrelang als Spitze aktiv, hatte Anpassungsprobleme auf der Außenposition, vor allem bei der Defensivarbeit, zumal sich mit Dennis Diekmeier ein nicht gefestigter Spieler auf der rechten Verteidigerposition versuchte.

Überhaupt konnte sich das Aufbauspiel der Hamburger anfangs nur selten so entfalten, wie es sich Veh erhoffte. Obwohl Chelseas Star-Truppe häufig den Schongang einlegte und harten Zweikämpfen aus dem Weg ging, beherrschte sie weitgehend das Geschehen und ging auch verdient in Führung. Das 1:0 entstand unter Mithilfe Jonathan Pitroipas, der den Ball leichtfertig am eigenen Strafraum vertändelte, und Michael Essien nur noch für Frank Lampard auflegen musste (24.). Mit Fehlern dieser Güte könnte der HSV seine Saisonziele schnell abschreiben.

Dass der HSV im "Kräftemessen light" gegen das Team des Italieners Carlos Ancelotti dennoch die Oberhand behielt, war ausgerechnet auch Petric zu verdanken. Schon nach dem Wiederanpfiff wechselte er häufiger mit dem zentral postierten Guerrero die Position. Und als Chelseas Spielfluss durch die vielen Wechsel fast gänzlich zum Erliegen gekommen war, erlief Petric einen gruseligen Rückpass von Juri Zhirkov auf Torwart Ross Turnbull und spitzelte den Ball vom 16-Meter-Raum ins Tor (72.) - nur fünf Minuten, nachdem mit Eljero Elia und Romeo Castelen zwei echte Außen eingewechselt worden waren. Konnte das Zufall sein? Trainer Veh hat da seine eigene Meinung: "Ich habe Petric auf Außen nicht so schlecht gesehen. Er passt auf dieser Position bestens in unser System."

Petric durfte sich später sogar über die Auszeichnung "Spieler des Spiels" und eine Uhr freuen. Aber auch der 37-jährige Frank Rost sammelte Pluspunkte und zeichnete sich gleich mit mehreren Paraden gegen Lampard (5.), Anelka (50.) oder Drogba (64.) aus. Guy Demel in der Innenverteidigung und Zé Roberto auf der ungewohnten linken Abwehrseite überzeugten ebenfalls. Von den Neuzugängen zeigten Heiko Westermann, der bei seiner Premiere in Hamburg gleich die Kapitänsbinde tragen durfte, und Gojko Kacar ordentliche Ansätze, Diekmeier muss hingegen noch zulegen - wie das gesamte Team. Aber dass zu diesem Zeitpunkt - die WM-Fahrer Trochowski, Aogo, Jansen und Mathijsen fehlen noch - schon alles funktionieren würde, durfte sowieso niemand erwarten.

HSV: Rost - Diekmeier (46. Benjamin), Demel (56. Rincon), Westermann, Zé Roberto - Tesche (46. Kacar), Jarolim - Petric (82. Choupo-Moting), Guerrero (67. Elia), Pitroipa (67. Castelen) - van Nistelrooy (82. Son).

FC Chelsea: Turnbull - Ferreira (68. Bruma), Ivanovic (54. Carvalho), Terry, A. Cole (62. Zhirkov) - Essien, Mikel, Lampard (62. Benayoun) - Kalou (46. Drogba), Malouda - Anelka (68. Kakuta). SR: Meyer (Burgdorf). Zu: 47 440. Gelb: Terry.