Der Topstürmer des FC Chelsea aus der Elfenbeinküste läuft heute gegen den HSV auf - sein Landsmann Guy Demel soll ihn stoppen.

Frankfurt. Es ist gute Tradition beim FC Chelsea , dass die Neuzugänge vor versammelter Mannschaft ein Lied zum Besten geben müssen. Für Yossi Benayoun, der vom englischen Rekordmeister FC Liverpool zu den Londonern gewechselt war, gab es da keine Ausnahme. "Ich habe angefangen, 'You'll Never Walk Alone' zu singen", erzählte der 30-jährige Israeli gestern bei einer Presserunde in der Frankfurter WM-Arena, "aber da wurde ich von den Jungs sofort unterbrochen." Gelächter bei den heimischen Journalisten, schließlich ist dieser Klassiker eine typische Liverpool-Hymne. Er habe dann ein Lied in seiner Muttersprache gesungen.

Benayouns Erzählung zeigt: Die Stimmung beim englischen Meister und Pokalsieger ist in diesen Tagen prächtig. Davon konnte man sich schon vorher beim Training der Mannschaft von Trainer Carlo Ancelotti im Frankfurter Stadtwald überzeugen.

Einer hatte dabei besonders gut lachen: Didier Drogba. Der Stürmer von der Elfenbeinküste konnte nach seiner Verletzung wieder voll mit dem Team trainieren und soll heute Abend beim Testspiel gegen den HSV (18 Uhr; Sport1) zumindest eine Halbzeit auflaufen. Dabei wird er dann voraussichtlich direkt auf seinen Freund aus der ivorischen Nationalmannschaft, Guy Demel, treffen. Denn dieser wird heute Abend bei den Hanseaten in der Innenverteidigung den noch angeschlagenen Joris Mathjisen vertreten. "Didier ist nicht nur einer meiner besten Freunde", freut sich Demel auf das Duell mit seinem Landsmann, "sondern durch seine Leistungen und seine Akzeptanz ein Botschafter für unser Land."

Drogba vermittelte gestern eine große Spielfreude und den absoluten Willen, endlich wieder Fußball spielen zu wollen. Wo auch immer auf dem Spielfeld gerade ein Ball herumlag, der Ivorer schnappte ihn sich, hielt ihn ein bisschen hoch und drosch ihn dann in eines der vielen Tore, die auf dem Trainingsplatz herumstanden.

Aber auch die englischen Nationalspieler Frank Lampard, John Terry und Ashley Cole hinterließen einen guten Eindruck. Keine Spur von WM-Frust. "Die Weltmeisterschaft ist vorbei, alle schauen nur noch nach vorne", sagte Ancelotti, der durchblicken ließ, dass der brasilianische Nationalspieler Ramires ein Thema für Chelsea sein könnte. Es heißt, die Engländer seien bereit, bis zu 25 Millionen Euro für den 23-jährigen Mittelfeldspieler an Benfica Lissabon zu überweisen.

Doch auch ohne den möglichen Neuzugang ist Ancelotti von seiner Mannschaft überzeugt. Denn das Team um Kapitän Lampard ist fast komplett zusammengeblieben. Nur Michael Ballack und der englische Nationalspieler Joe Cole haben den Verein verlassen. "Unser Ziel ist es, die ganze Saison hindurch in allen Wettbewerben konkurrenzfähig zu sein", erklärte Ancelotti. "Wir hatten ein gutes letztes Jahr in der Premier League, müssen uns diesmal aber vor allem in der Champions League besser präsentieren." In der abgelaufenen Saison musste Chelsea in Europas Königsklasse schon im Achtelfinale gegen den späteren Sieger Inter Mailand die Segel streichen. Zu wenig für einen Verein, der sich nach seinem Selbstverständnis zu einem der europäischen Spitzenklubs zählt.

Heute Abend will Ancelotti mit seinem Team gegen die Hamburger nun den Ernstfall proben. Denn für Chelsea ist es der letzte Test auf die anstehende Spielzeit. Entsprechend wird gegen den HSV wohl auch die Elf auflaufen, die am kommenden Sonntag das Spiel um den englischen Supercup gegen Manchester United bestreiten wird.