Nach nur einem Jahr muss der sportlich enttäuschende David Rozehnal den HSV wieder verlassen. Trainer Armin Veh hat ihn aussortiert.

Hamburg. Nicht jede Investition lohnt sich so, wie es sich der Käufer vorher ausgemalt hat. Wie die neue Wohnung von David Rozehnal in der Rothenbaumchaussee. Aufwendig über Monate renoviert, kostete das schicke Appartement am Ende einen hohen sechsstelligen Betrag - und dürfte nach weniger als sechs Monaten schon bald wieder leer stehen. Zumindest, wenn es nach dem HSV geht. Denn der offenbarte Rozehnal gestern, dass er sich sportlich besser nach einer neuen Bleibe umsehen solle. "Wir haben David gesagt, dass es schwer wird für ihn, bei uns in der anstehenden Saison Spiele zu machen", bestätigt Bastian Reinhardt.

35 Pflichtspiel-Auftritte hatte Rozehnal seit seiner Verpflichtung in der vergangenen Saison. Zu wenige davon waren stark genug, um Trainer, Fans und Klubführung zu überzeugen. "Es waren viele Spiele dabei, die nicht so gelaufen sind, wie ich es selbst gedacht hatte", resümierte Rozehnal damals. Lange Zeit galt die Abwesenheit seiner Familie als einer der Punkte, die den sensiblen tschechischen Nationalspieler in Hamburg nicht funktionieren ließen. Nachdem Frau und Kind dann im Winter 2010 nach Hamburg gezogen waren, hatte sich Rozehnal, der zudem die komplette Vorbereitung mitmachen konnte, betont optimistisch geäußert: "Ich habe jetzt alles, um meinen Neuanfang zu starten. Ich kann mir vorstellen, sehr lange in Hamburg zu bleiben."

Eine Vorstellung, die er damals mit den sportlich Verantwortlichen teilte, die aber spätestens seit gestern der Vergangenheit angehört. Der eher introvertierte, zurückhaltende Rozehnal reiht sich damit nahtlos in die Fehlinvestitionen vergangener Jahre ein. Schon Michael Gravgaard und Alex Silva waren als Innenverteidiger gekommen - und gescheitert. Jetzt ist Rozehnal eines der Streichopfer des neuen Trainers.

Zusammen mit Sportchef Reinhardt hatte sich Veh auf eine Kaderstärke von 25 Mann geeinigt. Zusammen mit den fünf zurückgekehrten WM-Urlaubern konnte Veh aber bis gestern auf 31 Spieler zurückgreifen. Nach den beiden U-23-Rückkehrern Henrik Dettmann und Robert Labus degradierte Veh auch Mickael Tavares, der schon heute zusammen mit seinen neuen Kollegen unter Trainer Rodolfo Cardoso trainieren soll. Heute um 10 und 15.30 Uhr auf der Paul-Hauenschild-Anlage wird auch Änis Ben-Hatira dabei sein, der bei seinen Vorspielen beim FSV Mainz ebenso wie bei West Ham scheiterte.

Rozehnal darf zunächst weiter bei den Profis mittrainieren. Denn noch ist nicht klar, ob er verkauft oder verliehen wird. Viel zu erwarten hat der HSV allerdings nicht. Immer wieder hatte sich Veh in den vergangenen Wochen kritisch über die Entwicklung seines Innenverteidigers - mit Vertrag bis 2012 - geäußert und damit auch den Marktwert von Woche zu Woche gedrückt. Inzwischen wird der Kaufpreis bei www.transfermarkt.de auf weniger als vier Millionen Euro geschätzt. Dabei hatte der tschechische Nationalspieler den HSV nach zähen Verhandlungen knapp sechs Millionen Euro Ablösesumme an Lazio Rom gekostet.

Mit der Empfehlung von 53 Länderspielen erschien der 30-Jährige nach dem Abgang von Silva für die offene Position in der Innenverteidigung als Verstärkung. Und das, obwohl der Tscheche den Hamburgern in den Jahren zuvor ebenfalls angeboten worden war. Gleiches galt für Marcus Berg, der ebenso wie Rozehnal als Last-Minute-Transfer kurz vor Saisonstart zum HSV gestoßen war. Auch der Schwede stand lange Zeit auf dem Einkaufszettel der Hamburger und wurde ausgiebig beobachtet. Das abschließende Urteil der HSV-Scouts: Berg sei "noch keine Verstärkung". Er wurde abgelehnt.

Bis der inzwischen beurlaubte Bruno Labbadia als Trainer verpflichtet, Dietmar Beiersdorfer als Sportchef geschasst und die sportliche Kompetenz in die Hände von Labbadia, dem Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann und den verbliebenen Scouts gelegt wurde. Fakt ist, und daran müssen sich alle an diesen beiden Transfers beteiligten HSV-Verantwortlichen messen lassen: 16 Millionen Euro wurden vor einem Jahr für zwei Spieler ausgegeben, die inzwischen als sportliches Missverständnis gelten und kein gutes Geschäft waren.

Insofern ist David Rozehnal mit seiner Wohnung, die er im besten Fall vermieten oder verkaufen kann, noch gut bedient.