Mit dem Schalker Heiko Westermann und dem Herthaner Gojko Kacar hat sich der HSV in der Defensivzentrale hochkarätig verstärkt.

Längenfeld. Die Kommandos waren unüberhörbar. Beim Abschlussspiel seiner ersten Trainingseinheit beim HSV am Freitagvormittag in Längenfeld machte Heiko Westermann genau das, was Trainer Armin Veh von ihm erwartet: Er dirigierte die Abwehr. Eingewöhnungszeit? Nicht nötig. "Ich gebe Vollgas", sagt Westermann, "ich will hier schnell ankommen und reinwachsen." In die Rolle des Abwehrchefs. Für den Nationalspieler, der beim HSV die Nummer vier tragen wird, steht fest: "Der Verein hat riesiges Potenzial und große Ziele, die ich in den nächsten Jahren begleiten möchte." Bis 2015 läuft der Vertrag des Verteidigers, dessen jährliches Salär auf rund drei Millionen Euro geschätzt wird.

Knapp die Hälfte wird der vorerst letzte Neuzugang, Gojko Kacar , verdienen. Der Mittelfeldmann von Hertha BSC unterschrieb am Freitag ebenfalls bis 2015. Statt der ursprünglich kolportierten 4,5 Millionen Euro Ablöse überweist der HSV rund fünf Millionen Euro nach Berlin. Beim Erreichen eines internationalen Wettbewerbs müsste der HSV einen Nachschlag von rund einer Million Euro entrichten. Sollte Kacar vor Ablauf seines Vertrages verkauft werden, wäre Hertha am Erlös mit rund einer Million Euro beteiligt.

Rund 13 Millionen Euro hat sich der HSV somit seine Stabilisatoren im zentral-defensiven Bereich kosten lassen. "Kacar stand schon bei uns lange auf dem Wunschzettel", sagt der ehemalige HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer, "er ist zweikampfstark, kraftvoll, schussstark und vielseitig." Attribute, die auch auf Westermann zutreffen und für ihn kurioserweise bei Schalke zum Verhängnis wurden. "Ich wurde als Allrounder eingesetzt, sehr viel verschoben - und habe so viel Kraft verloren. Das wollte ich nicht mehr", sagt Westermann. Ein "sehr gutes Telefonat" mit Veh untermauerte den Entschluss.

Familienmensch Westermann - seine Frau Irina erwartet in den nächsten Wochen das zweite gemeinsame Kind -, der als "charakterlich einwandfrei" (Felix Magath) gilt, zählt zu den Arbeitern unter den Fußballern. "Ich hatte zwar nie so viel Talent wie viele", sagt der 26-Jährige, "aber ich hatte immer einen stärkeren Willen als andere."

+++Beobachtungen aus dem Trainingslager im Abendblatt-Blog "Matz ab"+++

Jetzt gilt er als optimale Ergänzung zu Joris Mathijsen. Der Niederländer, der eher durch seine Übersicht glänzt, hat nach dem zu Manchester City gewechselten Jerome Boateng wieder einen schnellen Partner an seine Seite bekommen. Und einen zuverlässigen.

Kacar , der am Freitag in Tirol eintraf, soll am Sonnabend seine erste Einheit mit dem Team absolvieren. Nach außen gilt er als personifizierter Gegenentwurf des geradlinigen Arbeiters Westermann. Kacar ist mit Ena Popov, 23, liiert, die in Serbien als TV-Moderatorin und Model arbeitet. In ihrer Heimat steht das Paar für Glamour. Sportlich stoppten Kacar Verletzungen auf den Weg in die Spitze. An seinem Charakter gibt es jedoch keinen Zweifel.

Der HSV registrierte wohlwollend Kacars Engagement in der Europa-League-Qualifikation mit Hertha im Sommer 2009. Damals hätte er den Verein Richtung Stuttgart verlassen dürfen, wenn Berlin in der Qualifikation gegen Bröndby Kopenhagen gescheitert wäre. Der Serbe hätte also von einem Misserfolg indirekt profitiert. Dennoch verhinderte er im Rückspiel das Ausscheiden mit zwei Treffern binnen 15 Minuten. Hertha siegte mit 3:1, machte das 1:2 aus dem Hinspiel wett, womit sich die Hoffnung auf einen Wechsel zerschlug. "Mit Gojko haben wir einen weiteren Spieler im Kader, der sehr flexibel einsetzbar ist", sagt Sportchef Bastian Reinhardt. Zehn Tore in 64 Bundesliga-Spielen für Hertha bestätigen diese Aussage.

Beim HSV wird er mit der eher ungewöhnlichen Nummer 44 auflaufen. "Die Vier ist meine Glückszahl. Da diese Rückennummer besetzt ist, habe ich mich für die 44 entschieden. Doppeltes Glück also für mich und den HSV", sagt Kacar. Das dürfte Trainer Armin Veh ähnlich sehen.