David Jarolim und Mladen Petric wollen heute in ihrem letzten Heimspiel für den HSV gegen Mainz 05 mit den Fans den Klassenerhalt feiern.

Hamburg. Ob sich die ganze Mühe tatsächlich gelohnt hat, wird Walter Dörr wohl erst nach dem letzten HSV-Heimspiel der Saison an diesem Sonnabend (15.30 Uhr/Liveticker bei abendblatt.de) wissen. Gemeinsam mit sechs Mitstreitern ist der 60-jährige Hesse in der vergangenen Woche die 635 Kilometer lange Strecke aus dem heimischen Ried mit dem Fahrrad nach Hamburg gefahren, um seinem HSV im Heimspielfinale gegen Mainz 05 persönlich vor Ort die Daumen drücken zu können. "Für unsere Tour wäre es ein tolles Finish, wenn der HSV den Klassenerhalt perfekt machen würde", sagt Dörr, dessen Fanklub Ried/Hessen 2010 unterwegs mehr als 6000 Euro Spendengelder für zwei soziale Projekte gesammelt hat. Die letzte Etappe von knapp 90 Kilometern haben die sieben Radler am Donnerstag hinter sich gebracht, gefeiert werden soll aber erst nach dem Schlusspfiff.

Es dürfte ein rauschendes Fest werden - vorausgesetzt alle Protagonisten halten sich in den 90 Minuten zuvor an das besprochene Drehbuch. Dieses sieht im ersten Akt einen Sieg gegen Mainz vor, im zweiten Akt die Feierlichkeiten zum Klassenerhalt und im Schlussakt den emotionalen Abschied David Jarolims, Mladen Petrics und Romeo Castelens von den eigenen Fans. "Gerade Jarolim ist ja eine Institution. Er wird dem HSV fehlen", sagt Dörr, der bei der Ehrenrunde des Tschechen besonders laut klatschen will.

Dass Jarolim, der im Falle seiner zehnten Gelben Karte im Saisonfinale in Augsburg gesperrt wäre, an diesem Wochenende möglicherweise vor seiner letzten Etappe beim HSV als Spieler steht, will der 32-Jährige noch gar nicht so richtig wahrhaben. "Bis zur letzten Woche habe ich gehofft, dass ich vielleicht noch weitermachen darf", sagt der dienstälteste Hamburger. Erst nach einem Gespräch mit Sportchef Frank Arnesen war klar, dass sich Jarolim im Sommer einen neuen Verein suchen muss. "Der HSV war neun Jahre lang mein Leben. Hamburg wird weiter mein Lebensmittelpunkt bleiben, unsere Wohnung werden wir nicht aufgeben", sagt der Mittelfeldmann, der wohl innerhalb Deutschlands zu einem anderen Bundesligaklub wechseln wird.

Vor seinem letzten Heimspiel will Jarolim nicht ausschließen, dass er sentimental wird. "Man muss sich seiner Tränen ja nicht schämen", sagt der Fußballer, "Hamburg ist nun mal mein Zuhause." Viel wichtiger als die Art und Weise seines Abschieds nach dem Spiel ("Ich will mich nicht durch die Hintertür verdrücken") ist dem Wahl-Othmarschener aber, was während der 90 Minuten passiert: "Ich hoffe ganz einfach, dass es ein gutes Ende geben wird." Zur Erinnerung: Weil der 1. FC Köln zwei Spieltage vor dem Saisonende mit fünf Punkten Rückstand und einer um neun Treffern schlechteren Tordifferenz auf Rang 16 liegt, dürfte dem HSV bereits ein Remis zur endgültigen Rettung reichen. "Wir dürfen nicht vergessen, dass es ein sehr wichtiges Spiel für den HSV ist", sagt Jarolim, "alles andere kommt später."

Sportchef Frank Arnesen geht sogar noch einen Schritt weiter und pimpt die Begegnung gegen Mainz zum "wichtigsten Spiel der vergangenen 50 Jahre" auf. Natürlich ist diese Einschätzung eine maßlose Übertreibung, die maximal im Falle einer Niederlage und eines gleichzeitigen Erfolgs von Köln in Freiburg für das kommende Wochenende zutreffen könnte. "So viel hatten die Anhänger in dieser Saison ja nicht zu feiern. Es wäre doch schön, wenn man das dann wenigstens an diesem Wochenende hinbekommen könnte", sagt Fahrradfan Dörr, der zur Einstimmung schon mal das Abschlusstraining am Freitagnachmittag begutachtete.

Aufmerksam konnte die Delegation aus Hessen verfolgen, wie Trainer Thorsten Fink die mutmaßliche Startelf aufbot. Und wie zuvor schon angekündigt, scheint Fink Heung-Min Son für den angeschlagenen Ivo Ilicevic im rechten Mittelfeld spielen zu lassen, im Sturm sollen Rückkehrer Paolo Guerrero und Abgänger Petric für Schwung sorgen. Zu gerne würde Letztgenannter seinen Abschied mit einem Tor krönen, was dem Kroaten aber nur wenige zutrauen. So bietet der Wettanbieter mybet sogar eine spezielle Petric-Wette an, bei der man darauf wetten kann, ob ihm in seinem letzten HSV-Heimspiel ein Treffer gelingt. Wer auf ein Tor setzt, bekommt die Quote von 2,9, wer dagegen tippt erhält eine Quote von 1,25. Sollte Petric aber doch treffen, das haben sich Dörr und Co. fest vorgenommen, dann wird gefeiert. Zurück nach Hessen geht es im Zug - und der ist erst für 12.15 Uhr am Sonntag gebucht.

Hamburg: Drobny - Bruma, Mancienne, Westermann, Aogo - Jarolim, Rincon - Son, Jansen - Petric, Guerrero.

Mainz: Wetklo - Pospech, Kirchhoff, Noveski, Bungert - Caligiuri, Polanski, Soto - Müller, Choupo-Moting - Szalai. SR: Meyer (Burgdorf).

Alle Infos zur Spendenaktion des HSV-Fanklubs Ried/Hessen: abendblatt.de/Spendentour