Wenn der Klassenerhalt geschafft wird, will der HSV neue Finanzierungsmodelle umsetzen. Das Stadion soll später abbezahlt werden als geplant.

Hamburg. Den Gefallen, über eine HSV-Zukunft nach dem offiziellen Ende des Abstiegskampfes zu sprechen, wollte Thorsten Fink den Besuchern der Spieltags-Pressekonferenz gestern nicht machen. Er sei keinesfalls euphorisch, betonte der sonst so selbstbewusste HSV-Trainer. An eventuelle Feierlichkeiten für den Fall des Klassenerhalts, den seine Mannschaft mit einem Sieg am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Nürnberg perfekt machen kann, verschwende er jedenfalls keine Gedanken. Ganz ohne positiven Ausblick wollte Fink die Medienvertreter im ersten Stock der Imtech-Arena dann aber doch nicht zurücklassen: "Wenn wir wirklich gegen Nürnberg gewinnen, dann können wir durchatmen."

Im Falle eines Siegs in Nürnberg sollen Adler und Rudnev unterschreiben

Was Fink in großer Runde nicht verraten wollte: Würde der Klassenerhalt am Sonnabend tatsächlich perfekt gemacht, sollen bereits in der kommenden Woche eine ganze Reihe von zukunftsweisenden Entscheidungen vorangetrieben werden. So will Sportchef Frank Arnesen endlich die Zugänge von Torhüter René Adler und Stürmer Artem Rudnev, die beide für den Fall des Klassenerhalts zugesagt haben, verkünden. Und um trotz leerer Kassen - alle Abteilungen sollen 15 Prozent einsparen - weitere Neuzugänge zu präsentieren, müssen zeitnahe neue Finanzierungsmöglichkeiten gefunden werden. Dabei dient in erster Linie die eigene Arena als Hauptgeldquelle.

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Nach Informationen des Abendblatts sind die Gespräche über eine Verlängerung der Stadionfinanzierung zwischen HSV-Vorstand, der gestern Nachmittag tagte, und dem zuständigen Bankenkonsortium, bestehend aus HSH Nordbank, Hamburger Sparkasse und der HypoVereinsbank, schon weit fortgeschritten. Das Ziel lautet, die Zahlungen des aktuell bis 2017 laufenden Stadionkredits zu reduzieren. So müsste der HSV noch bis 2015 knapp neun Millionen Euro jährlich aufbringen, in den folgenden zwei Jahren weitere Restverbindlichkeiten. Das Problem: Neben der HSH Nordbank, dem Konsortiumsführer, müssen auch die Sparkasse und die HypoVereinsbank den HSV-Plänen zustimmen. Dabei ist entscheidend, welche Sicherheiten die HSV-Verantwortlichen den Banken für eine Streckung des Stadionkredits anbieten können. Denn anders als beim ursprünglichen Kredit, der einen Umfang von 137,7 Millionen Mark (70 Millionen Euro) hatte, soll diesmal nicht auf die Dienste von Vermarkter Sportfive zurückgegriffen werden. Neben den zusätzlichen TV-Geldern in Höhe von rund zehn Millionen Euro, mit denen der HSV ab 2013 rechnen darf, könnten auch Transfererlöse von Profis als Sicherheit dienen.

"Zur weiteren finanziellen Konsolidierung des Vereins arbeiten wir entsprechend an diversen Modellen, die der Verbesserung unserer Finanzlage dienen", sagt Vorstand Joachim Hilke, der hinzufügt, dass eine Verlängerung der Stadionfinanzierung, die besonders innerhalb des Aufsichtsrats kontrovers diskutiert wird, nicht die einzige Option des Vereins sei. Nach Angaben der Verantwortlichen steht das häufig zitierte Kühne-Modell -Milliardär Klaus-Michael Kühne würde dem HSV erneut einen Millionenbetrag zur Verfügung stellen - zumindest bis zur Mitgliederversammlung am 20. Mai nicht auf der Tagesordnung.

Die eigene Arena soll im Falle des Klassenerhalts aber auch abseits der Diskussion um eine Verlängerung der Stadionfinanzierung eine Hauptrolle im Finanzplan des HSV-Vorstands spielen. Dabei setzt Hilke besondere auf den Hospitality-Bereich, der dem HSV bereits in dieser Saison Einnahmen von 23 Millionen Euro beschert hat. Bis zum Stichtag am 31. März wurden lediglich zehn von 50 Logen und 1016 von 4300 Business-Seats gekündigt, wodurch die Kündigungsquote im VIP-Bereich bei nur 26,72 Prozent liegt - also noch unter der Quote von 30 Prozent im Vorjahr. Hilke bleibt entsprechend optimistisch, will sich auf den Zahlen aber nicht ausruhen. Nachdem zuletzt die Platin- und die BoConcept-Lounge aufwendig umgestaltet wurden, sollen nun weitere VIP-Bereiche in der Ostttribüne modernisiert werden. Zudem setzen die Vorstände darauf, dass auch die "normalen" Fans dem Verein weiterhin die Treue halten. "Ich traue uns schon zu, trotz der unbefriedigenden sportlichen Saison auch in der kommenden Spielzeit wieder über 30 000 Dauerkarten zu verkaufen", sagt Hilkes Vorstandskollege Oliver Scheel. Voraussetzung für alle Planspiele ist und bleibt aber der Klassenerhalt. Die Lizenz für die neue Erstligasaison erhielt der HSV gestern von der DFL ohne Auflagen.