Noch nie in der Bundesligageschichte traf der HSV in der Rückrunde seltener. Hoffen auf Nürnberg und die Rückkehr von Paolo Guerrero.

Hamburg. Als sich Frank Arnesen im Oktober für Thorsten Fink als neuen HSV-Trainer entschied, hoffte er auf attraktiven Offensivfußball. "Thorsten steht für dominanten Fußball", schwärmte der Sportchef damals. Keine sechs Monate später sieht sich der Däne mit alten Problemen konfrontiert, denn der HSV trifft nicht mehr. 13 Treffer schafften Mladen Petric und Co. 2012 - weniger schoss der HSV in der Bundesliga noch nie in einer Rückrunde. Lediglich zweimal (1966/67) und 1991/92 waren es ebenfalls nur 13 eigene Tore.

Dabei ging Arnesens Hoffnung zunächst auf. Der HSV trat unter Fink mutiger auf, hatte mehr Ballbesitz und blieb in der Liga achtmal in Folge ungeschlagen. Man behielt seine Torquote von 1,22 mit jetzt 1,25 Tor pro Spiel zwar nahezu bei, allerdings reduzierten sich unter Fink die Gegentore von 1,9 pro Spiel unter Michael Oenning, Rodolfo Cardoso und Arnesen auf nunmehr 0,6 pro Spiel. Sehr zur Freude des HSV-Sportchefs: "Es läuft wie gewünscht", so Arnesens Fazit vor der Winterpause.

Das dürfte heute jedoch nicht mehr gelten. Denn in den bisherigen 14 Rückrundenspielen kassierte der HSV im Schnitt wieder zwei Gegentreffer pro Partie, schaffte aber nur einmal mehr als einen Treffer pro Spiel (beim 2:1-Sieg in Berlin). Macht im Schnitt 0,93 Tore pro Partie. Zum Vergleich: Unter Oenning erzielte der HSV wenigstens ein Tor pro Spiel - holte aber nur einen Punkt aus sechs Partien.

"Wir haben kein Sturmproblem", beschwichtigt Fink, obwohl der HSV mit 4,22 Torchancen pro erzielten Treffer auch bei der Chancenauswertung das drittschlechteste Team der Liga stellt. Nur Absteiger Kaiserslautern (6,38) und der kommende Bundesligagegner 1. FC Nürnberg (4,55) sind fahrlässiger und erzielten zudem insgesamt noch weniger Tore als der HSV (34).

+++ Frank Arnesen will Umbruch in Maßen +++

Klar ist, der HSV hat eine Torschwäche. Hinten - und vorn. Das hat auch Arnesen erkannt. Im Winter versuchte der Däne (erfolglos) mit der Verpflichtung von Basels Granit Xhaka für mehr Kreativität im Mittelfeld zu sorgen. Inzwischen ist zudem der beste Vorbereiter Gökhan Töre (sechs Torvorlagen) dem Abstiegskampf zum Opfer gefallen und nur noch Reservist. Kampf statt Kunst heißt es beim HSV. Das größte Problem bleibt dabei ungelöst: Aus dem Mittelfeld werden zu wenige Torchancen kreiert.

Zum einen, weil Fink gleich sieben Mal im Angriff rotieren ließ. Andererseits konnte der Ausfall von Guerrero seit dem 24. Spieltag nicht kompensiert werden. "Paolos Qualität ist nicht ersetzbar", wusste Arnesen schon nach Bekanntgabe der Sperre vor sechs Wochen. Nur gut, dass der Peruaner - mit Mladen Petric Top-Scorer des HSV (sechs Tore/zwei Vorlagen) - seine Acht-Spiele-Sperre nach dem Auswärtsspiel in Nürnberg abgesessen hat und gegen Mainz (28. April) wieder mitwirken kann. So bleibt noch genug Zeit, einer Einstellung des Negativrekords aus dem Weg zu gehen. (sm)