Mit der Niederlage beim VfL Wolfsburg kassierten die Hamburger ihre vierte Niederlage in Folge und geraten immer tiefer in Abstiegsgefahr.

Wolfsburg. Ja, der HSV präsentierte sich am Freitagabend besser als beim 1:3 gegen Freiburg, aber der Ertrag war der Gleiche: null Punkte. Durch die 1:2-Niederlage beim VfL Wolfsburg rückt der Bundesliga-Abgrund immer näher. Punkten Freiburg und Augsburg, könnte der HSV auf Rang 16 abrutschen.

Geredet wurde in dieser Woche so viel wie noch nie. Als dann irgendwann alles gesagt war, was es zu sagen gab, meldeten sich noch Hamburgs Altstars Horst Hrubesch ("Den Spielern fehlt es an Charakter") und Uwe Seeler kritisch zu Wort. "In dieser Woche wurde genug geredet. In Wolfsburg müssen den ganzen Worten Taten folgen", hatte Fink schließlich vor dem Spiel angekündigt, und zunächst selbst Wort gehalten. Wie erwartet tauschte er die Startelf auf gleich fünf Positionen im Vergleich zur Partie gegen Freiburg aus, was sich auf dem Platz aber zunächst nur marginal bemerkbar machte.

Angefeuert von mehr als 5000 mitgereisten Fans standen die Hamburger in der Defensive zwar deutlich besser als in den vergangenen Wochen, konnten sich dafür keine einzige Torchance im ersten Durchgang herausspielen. Wie zuletzt so häufig fehlte dem Aufbauspiel auch in Wolfsburg Struktur, Kreativität und Leidenschaft. Ernst zu nehmende Möglichkeiten erspielten sich lediglich die Wolfsburger, die den Gästen den Spielaufbau überließen, dafür aber häufig wie ein Rudel hungriger Wölfe überfallartig nach vorne stürmten.

Weil aber auch die Torchancen von Mandzukic (2.), Dejagah (28.), Helmes (34.), erneut Mandzukic (40.) und Lopes (45.) nicht der Rede wert waren, ging der HSV erstmals seit 40 Tagen mit einem guten Gefühl und ohne Gegentor in die Kabine. Die Anhänger quittierten die Bemühungen mit Applaus und hoffnungsvollen Gesängen ("Immer erste Liga - HSV").

+++ Einzelkritik: Berg wird zum Messi - aber Drobnys Fehler entscheidet +++

Das obligatorische Gegentor ließ dafür aber nach dem Wiederanpfiff nicht lange auf sich warten. Eine Hamburger Fehlerkette, die von Dennis Aogo über Heiko Westermann bis zu Michael Mancienne reichte, nutzten Vorlagengeber Dejagah und Torjäger Mandzukic eiskalt zur verdienten Führung aus (46.). Wirklich freuen durfte sich das VfL-Team aber auch nicht allzu lange, da der HSV ebenfalls nur eine knappe Minute brauchte, um die passende Antwort zu finden - und was für eine! Nach einem langen Westermann-Pass bewarb sich ausgerechnet der bislang torlose Marcus Berg, der am Freitag erstmals von Anfang an stürmen durfte, mit einem wunderschönen Lupfertor aus 18 Metern eindrucksvoll um das Tor des Monats (47.).

Ausgerechnet Berg! Der Schwede, der in dieser Saison auf sechs Kurzeinsätze gekommen war, hatte bis zu seinem Geistesblitz kaum am Spiel teilgenommen. Fehlendes Engagement brauchte sich der 25-Jährige, der für den zuletzt enttäuschenden Tolgay Arslan auflaufen durfte, zwar nicht vorwerfen zu lassen, gewonnene Zweikämpfe blieben aber die Seltenheit.

Nach dem Ausgleich blieben aber weitere HSV-Chancen Mangelware, während sich die Wolfsburger als die aktivere Mannschaft präsentierten. Der erneute Rückstand war jedoch mehr als vermeidbar. Wer bei einem Freistoß aus halb rechter Position von Marcel Schäfer eine Flanke erwartet hatte, sah sich getäuscht: Der Linksfuß überraschte mit seinem direkten Schuss ins kurze Eck nicht nur die Zuschauer, sondern auch Jaroslav Drobny (75.). Den hätte der HSV-Torwart halten müssen.

Nach dem 1:2 fehlten die Trotzreaktion, das Aufbäumen, der unglaubliche Wille, der letzte Kampf. Es fehlte alles das, was man im Abstiegskampf braucht. Als Dennis Aogo in der Nachspielzeit die letzte Chance vergeben hatte, war Schluss. Und das ganze Stadion, sofern es nicht die HSV-Farben trug, sang: "Zweite Liga, Hamburg ist dabei." Kommendes Wochenende muss der HSV zum Letzten nach Kaiserslautern. Dann muss die Fink-Elf den freien Fall stoppen.

Statistik

VfL Wolfsburg: Benaglio – Hasebe, Russ, Felipe, R. Rodriguez – Ma. Schäfer, Josué (65. Jiracek), Polak (83. Madlung), Dejagah – Helmes (90.+2 Vieirinha), Mandzukic

Hamburger SV: J. Drobny – Diekmeier, Mancienne, H. Westermann, Aogo – Ilicevic (80. Töre), Jarolim (83. Kacar), Rincón, M. Jansen (76. Son) – Petric, M. Berg

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)

Zuschauer: 30.000

Tore: 1:0 Mandzukic (46.), 1:1 M. Berg (47.), 2:1 Ma. Schäfer (75.)

Gelbe Karten: Felipe, Josué, Polak, Jiracek – H. Westermann, Rincón