Marcell Jansen trifft mit dem HSV am Freitag auf seinen Ex-Klub Borussia Mönchengladbach. Beeinflussen lässt sich der 26-Jährige aber nicht.

Hamburg. In der Regel freut sich Marcell Jansen über Bundesligasiege seiner alten Liebe - am Freitagabend (20.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) wird der Mittelfeldspieler des HSV jedoch alles dafür tun, den Höhenflug der Gladbacher zu stoppen. "Wir spielen auswärts ja oft gut, warum soll uns nicht eine Überraschung gelingen?", sagt Jansen vor dem Duell mit seinem Ex-Klub. Auch wenn er am vergangenen Wochenende gegen Bremen sein Potenzial nicht annähernd abrufen konnte, wird der 26-Jährige wohl wieder in der Startelf stehen.

14 Jahre verbrachte Jansen bei der Borussia, reifte dort vom Knaben in der E-Jugend zum Nationalspieler. Er war Balljunge, nahm mit den Nachwuchsteams an den damals noch gängigen Vorspielen im Vorfeld von Bundesligapartien teil und absolvierte mit der U23 der Gladbacher das letzte Fußballspiel am Bökelberg, dem legendären Stadion, bevor es 2006 abgerissen wurde. Klar, dass sein Herz immer noch für den Heimatverein schlägt - doch Rücksicht auf seine alte Liebe kann der leidenschaftliche Pokerspieler nicht nehmen. "Vor und nach der Begegnung ist es für mich in der Tat ein besonderes Auswärtsspiel", sagt Jansen. "Aber innerhalb der 90 Minuten zählt einzig die sportliche Herausforderung. Auch wer sich in seiner Freizeit mit Freunden trifft, um zu kicken, will das Spiel ja gewinnen."

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Vergangene Saison fehlte Jansen beim 2:1-Sieg seines HSV in Mönchengladbach verletzungsbedingt, im Hinspiel dieser Serie war der Linksfuß wie alle Kollegen von der Rolle - das 0:1 bedeutete das Aus des damaligen Trainers Michael Oenning. "Zu der Zeit hätte uns jedes Team geschlagen, aber man hat bereits gesehen, was Lucien Favre aus der Mannschaft gemacht hat."

Der Trainer der Gladbacher formte aus Individualisten ein Spitzenteam, das für Jansen auch im Titelrennen eine gewichtige Rolle spielen wird. Stoßstürmer Mike Hanke hat es ihm am meisten angetan. Ihn sieht er als Synonym für die Gladbacher Stärke: die mannschaftsdienliche Spielweise. "Wenn man sieht, wie er bei jedem Angriff des Gegners mit nach hinten arbeitet und trotzdem Tore schießt und vorbereitet, ist das aller Ehren wert."

Eine Rückkehr zu seinen Wurzeln sei theoretisch möglich, im Profigeschäft jedoch nicht planbar. Bis 2013 ist Jansen ohnehin noch vertraglich an den HSV gebunden. Für die Zeit nach seiner Profikarriere hat er allerdings schon Nägel mit Köpfen gemacht: Die Alten Herren des SV Lürrip, Jansens erstem Verein, dürfen sich auf einen prominenten Neuzugang freuen. "Die haben mir nach jedem Spiel einen Kasten Bier und einen Stammplatz zugesichert - egal, was ich dann wiege."