Weil Werders Marko Marin von einem Bierbecher getroffen wurde, rechnet der Verein mit einer Geldstrafe. Missverständnis um festgenommene Fans.

Hamburg. Für Bremens Marko Marin hatte sich der Ausflug ins 110 Kilometer entfernte Hamburg zweifellos gelohnt. Dank der Rückkehr in die Startelf und seines Treffers zur 1:0-Führung durfte sich Werders Kleinster am Sonnabend nach langer Zeit mal wieder wie ein Großer fühlen. Wirklich überraschend waren neben Marins fußballerischem Comeback aber viel mehr seine schauspielerischen Improvisationskünste, die der frühere Nationalspieler kurz vor der Halbzeit bot. Als er an der Eckfahne zwischen der Nord- und Westtribüne von einem gefüllten und mit einem Feuerzeug "angereicherten" Bierbecher getroffen wurde (42.), sackte er Sekunden später zu Boden. "Wenn man plötzlich getroffen wird, reagiert man so. Ich hoffe, dass es nicht üblich wird, dass gegnerische Spieler verletzt werden sollen", sagte der Laiendarsteller, der die Aktion aber schnell abhaken und vergessen wollte.

Das Ende aller Träume - HSV schlägt sich selbst

Die Verantwortlichen des HSV wird der treffsichere Wurf allerdings noch sehr viel länger beschäftigen, als ihnen lieb sein dürfte. "Ich habe den Vorfall im Spielberichtsbogen vermerkt, alles andere ist nun Sache des Kontrollausschusses", sagte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer dem Abendblatt. Damit ist klar, dass der HSV zu Beginn dieser Woche mit Post vom DFB rechnen muss. "Ich hoffe auf eine Verwarnung, im schlimmsten Fall droht eine Geldstrafe", sagte Vorstand Oliver Scheel. Und obwohl Scheel das Verhalten des Werfers ausdrücklich missbilligte, erinnerte er daran, dass derartige Vorfälle im Volkspark noch nicht vorgekommen seien. Ein Vergleich mit dem FC St. Pauli, wo ein gefüllter Bierbecher in der vergangenen Saison sogar zu einem Spielabbruch führte, sei unangemessen.

Zur Erinnerung: Am Millerntor kam es zuletzt gleich zu mehreren Zwischenfällen mit aus dem Publikum geworfenen Gegenständen. Kaiserslauterns Christian Tiffert wurde von einem Schneeball getroffen, ein Linienrichter brach nach einem Becherwurf im Spiel gegen Schalke zusammen, und ein Bierbecher verfehlte die Schiedsrichter im Spiel gegen Aue nur knapp. Im Dezember traf ein Abiturient Frankfurts Pirmin Schwegler mit einer Kassenbonrolle am Kopf, was den Mittelfeldmann im Gegensatz zu Marin aber nicht zu einer schauspielerischen Einlage ermutigte: "Wir sind ja nicht im Theater."

Mehr als unangemessen war aber, was einem Ordner nach dem Nordderby am Sonnabend passierte. Der Hamburger Sicherheitsmann soll von Bremer "Fans" zusammengeschlagen worden sein. Der Wirbel um zwei mutmaßlich mit Benzin getränkte Transparente, die vor der Westtribüne versteckt worden sein sollten, stellte sich dagegen als Missverständnis heraus. Die beiden zunächst festgenommenen HSV-Anhänger konnten glaubhaft versichern, dass es sich lediglich um ausgelaufene Farbe handelte. Trotzdem sorgten die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen für erste Erfolge: Vor dem Spiel wurden Knallkörper, Rauchbomben und pyrotechnische Mittel entdeckt. Weitere Bierbecher sollen dagegen nicht konfisziert worden sein.