Der Hamburger SV plant offenbar mit dem Leverkusener Torwart René Adler für die nächste Saison. Der ist jedoch seit Monaten verletzt.

Hamburg. Es ist knapp fünf Jahre her, dass Fans und Spieler des HSV den bis dato recht unbekannten Torwart René Adler besser kennenlernten, als es ihnen lieb war: Im März 2007 parierte der damals 22 Jahre alte Schlussmann von Bayer Leverkusen in seinem dritten Bundesligaspiel jeden Ball, hielt im HSV-Stadion sogar einen Elfmeter von Rafael van der Vaart und rettete seinem Team ein torloses Remis.

Nun sieht alles danach aus, als wenn Adlers Paraden künftig Jubelstürme bei den HSV-Anhängern auslösen werden. Das Interesse am ehemaligen Nationaltorwart wurde seitens des Vereins nie dementiert, und wie die "Sport Bild" berichtet, soll der heute 27-Jährige gegenüber Vertrauten sogar zugegeben haben, im Sommer ablösefrei zum HSV zu wechseln. Adlers Berater Jörg Neubauer wollte den Transfer zwar noch nicht bestätigen, und auch HSV-Sportchef Frank Arnesen beharrt darauf, dass ein Vertrag noch nicht unterschrieben sei. Doch die Zurückhaltung beider Seiten ist verständlich - denn der HSV hat mit Jaroslav Drobny einen Stammtorwart, dessen Vertrag noch bis 2013 läuft. Eine Verunsicherung des Tschechen durch Transferdiskussionen will der HSV verständlicherweise vermeiden. Aufgrund starker Leistungen wurde Drobny von den Fans zum neuen Liebling auserkoren.

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Doch das war vor nicht allzu langer Zeit ganz anders. Zu Beginn der Saison leistete sich Drobny schwere Patzer und wurde von den eigenen Fans verhöhnt. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich die meisten einen Mann wie Adler so schnell wie möglich zwischen die HSV-Pfosten gewünscht. Und auch wenn der Ex-Berliner nun an die Form aus Hertha-Zeiten anknüpft, bleibt das Misstrauen in die Person Drobny beim HSV offenbar bestehen. Zum einen ist der Tscheche mittlerweile 32 Jahre alt und steht damit zumindest nicht für die mittelfristige Zukunft des Vereins.

Zum anderen gibt es Sorgen um seinen Fitnesszustand: In den Sommerpausen muss sich Drobny schon seit Berliner Zeiten regelmäßig Spritzen gegen Probleme mit dem Gelenkknorpel in den Knien verpassen lassen. Drobny betont zwar, dass ihn das nicht behindere, und in den vergangenen fünf Jahren verpasste er auch kaum ein Spiel aufgrund von Knieproblemen. Doch irgendwann helfen Spritzen vielleicht nicht mehr. Und die größte Schwäche wird die aktuelle Nummer eins des HSV in ihrer Karriere wohl nicht mehr abstellen können: das Spiel mit dem Fuß. Beim jüngsten 1:5 gegen Dortmund wurde bei etlichen Rückpässen erneut deutlich, dass Drobny fußballerisch nicht zur Torwart-Elite zählt, seine Abschläge erreichten selten den eigenen Mann. Da hat Konkurrent Adler deutliche Vorteile, er ist zudem fünf Jahre jünger und gilt als sympathischer und charakterlich einwandfreier Mensch.

Doch im Gegensatz zu Drobny ist Adler bereits verletzt - und das schon seit Juli vergangenen Jahres. Auch am Wintertrainingslager in Portugal nahm der Leverkusener nicht teil. Die Patellasehne des rechten Knies ist weiterhin so beschädigt, dass er nicht einmal Rehabilitation betreiben konnte. Solche Verletzungen haben schon Karrieren beendet. Adlers Verletzungsanfälligkeit verzögerte 2006 bereits seinen Bundesliga-Einstieg und kostete ihn zudem die WM-Teilnahme 2010. "René muss erst einmal gesund werden. Dann können wir uns über andere Vereine Gedanken machen", wiegelt sein Berater deshalb auch Anfragen bezüglich eines Wechsels ab.

Der HSV wird diese Risiken kennen und abwägen. Denn ohne Frage kommt die Chance, einen Torwart dieser Güteklasse ablösefrei für mehrere Jahre unter Vertrag nehmen zu können, so schnell nicht wieder. "René Adler ist für mich zusammen mit Manuel Neuer der beste deutsche Torhüter, wenn er gesund ist. Und er wird wieder gesund werden", sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser Anfang Januar. Dass Adler den Verein dennoch verlassen muss, liegt an dem überaus talentierten Bernd Leno, 19, der die nächste Torwartgeneration bei der Werkselfbereits eingeläutet hat.

Sollte Adler gesunden und den HSV zur nächsten Saison verstärken, bleibt die Frage, was mit Drobny passiert. Und diese beantwortete der Schlussmann schon am Ende der vergangenen Saison deutlich. "Ein zweites Jahr in meiner Karriere werde ich mich nicht auf die Bank setzen", sagte Drobny damals, nachdem er eine ganze Spielzeit hinter Frank Rost nur die Nummer zwei war. Nur schwer vorstellbar, dass er diese Degradierung ein zweites Mal anstandslos akzeptieren würde. Und Adler, so viel ist sicher, würde nicht als Ersatzmann verpflichtet werden.