HSV-intern geht man von einer Absage des Niederländers Afellay aus. Die Chancen, Ballack zu bekommen, sind nicht schlecht.

Hamburg. Es ist nicht leicht, sich in diesen Tagen mit Bastian Reinhardt zu verabreden. Der neue Sportchef des HSV ist im Dauerstress: hier eine Vorstandssitzung, dort ein Geschäftstermin in den Niederlanden. Ein schnelles Treffen mit Scout Michael Schröder, eine zweite Geschäftsreise in die Schweiz, Kennenlerngespräche mit Spielerberatern und Journalisten. "Es ist nicht so, dass ich mich über zu wenig Arbeit beklagen müsste", sagt Reinhardt, als er dann doch Zeit für einen Kaffee im Stadionrestaurant Die Raute hat.

Gut möglich, dass es vorerst Reinhardts letzter entspannter Kaffee für einige Zeit war. Schließlich soll der Sportchef - in Abstimmung mit Trainer Armin Veh und Sportdirektor Urs Siegenthaler - die Weichen für die kommende Saison stellen. Und Reinhardts Arbeit wurde nicht gerade weniger, nachdem seit letzter Woche auch noch Michael Ballack offiziell auf dem Transfermarkt ist. Am Wochenende haben nun auch der FC Liverpool und Manchester United ihr Interesse angemeldet. Und obwohl Ballack-Berater Michael Becker durchblicken lassen hat, dass der HSV trotz internationaler Konkurrenz eine ernsthafte Option für seinen Klienten ist, will man sich beim HSV offiziell nicht zu einem möglichen Kauf des derzeit verletzten Kapitäns des Nationalteams äußern. Trotzdem wird weiterhin tatkräftig im Hintergrund an dem eventuellen Sensationstransfer gearbeitet.

Nun hat sich nach Abendblatt-Informationen Investor Klaus-Michael Kühne entschieden, notfalls auch als einziger Investor einzuspringen. Zuvor hatte er sich grundsätzlich bereit erklärt, bis zu zehn Millionen Euro für Transfers zur Verfügung zu stellen, Bislang war es der Wunsch sowohl von Kühne als auch des HSV, dass sich im Rahmen des Projekts "Anstoß{+3}" mehrere Wirtschaftsgrößen aus Hamburg beteiligen. Doch konnte der HSV außer Kühne keine weiteren Geldgeber für die risikoreichen Investments gewinnen.

Ob der HSV die veranschlagten neun Millionen Euro für Wunschspieler Ibrahim Afellay investieren muss, wird dagegen von Tag zu Tag unwahrscheinlicher. Beim HSV geht man intern längst davon aus, dass sich der Niederländer nach der WM doch für einen anderen Verein entscheiden wird. Denn obwohl man sich bereits vor Wochen mit Afellays Verein PSV Eindhoven geeinigt hatte, fehlt weiterhin ein Bekenntnis des Mittelfeldallrounders. Von den sportlichen Qualitäten Afellays konnte sich Reinhardt unlängst selbst ein Bild machen, als er sich kurz vor der WM ein Testspiel der Niederlande gegen Mexiko in Rotterdam anschaute. Zu einem Treffen mit dem Umworbenen ist es allerdings nicht gekommen. Und obwohl die Hoffnung auf die Verpflichtung des niederländischen Nationalspielers abnimmt, will Reinhardt in Absprache mit den HSV-Verantwortlichen auf ein Ultimatum an Afellay verzichten.

Solange es allerdings keine Entscheidung über einen Kauf des 24-Jährigen gibt, fällt es den HSV-Verantwortlichen schwer, die anderen Kader-Baustellen (Innenverteidigung, Rechtsverteidiger) zu bearbeiten. Schließlich weiß Reinhardt erst nach der Entscheidung über eine Verpflichtung Afellays, wie viel Geld er noch investieren darf. Schlechte Voraussetzungen also, um demnächst entspannt Kaffee und Kuchen zu genießen.