Ob Stürmerstar Ruud van Nistelrooy am Donnerstag in der Europa League gegen den RSC Anderlecht in der Startelf steht, bleibt erneut ein Fragezeichen.

Hamburg. Sein Ehrgeiz ist bekannt. Und die beachtlichen Erfolge, die daraus resultierten, machen Ruud van Nistelrooy bis heute zu einem der größten Stürmer aller Zeiten. Allerdings, und daran lässt der allürenfreie ehemalige Welttorjäger absolut keinen Zweifel, ist das Ende für den 33-Jährigen noch lange nicht erreicht. Im Gegenteil, vor dem Europa-League-Hinspiel gegen den RSC Anderlecht (Donnerstag, 19 Uhr, Nordbank Arena/Sat.1 und Live-Ticker bei abendblatt.de) hofft van Nistelrooy auf sein Debüt in der Startelf: "Ich war lange weg - aber jetzt bin ich wieder da." Und das so gesund wie lange nicht.

Im Training sprüht van Nistelrooy vor Spielfreude. und muss eher gebremst denn motiviert werden. "Das brauche ich. Ich muss ehrlich sagen, zuletzt war es dann doch zu viel", so der Angreifer, der vor der Frankfurt-Partie nicht zu stoppen war und wiederholt eine 30-minütige Sonderschicht Torschusstraining einschob. Die Folge war eine hartnäckige Muskelverhärtung im Oberschenkel, die der Neuzugang von Real Madrid erst seit dem Hertha-Spiel wirklich auskuriert hat. "Ich bin eben manchmal wieder ein Kind, das einfach aufs Tor knallen will."

Daraus hat van Nistelrooy gelernt, sich in den letzten 14 Tagen mit Reha-Trainer Markus Günther akribisch auf sein Comeback vorbereitet. Schon gegen Anderlecht, das ließ das HSV-Trainerteam verlauten, ist der Angreifer eine Alternative für die Startelf.

"Wenn der Trainer das so entscheidet, dann bin ich froh", freut sich der Rechtsfuß, "aber ich weiß, dass wir in den nächsten Wochen entscheidende, große Spiele im Wechsel von Donnerstag und Sonntag haben. Ich bin noch ganz ruhig." Und das, obwohl es für van Nistelrooy in dieser Saison erst zu sechs Einsätzen (einer für Madrid, fünf für den HSV) reichte, wobei er jeweils nur eingewechselt worden war. "Ich sehe das Gute daran. Ich muss spielen. Ich bin jetzt fünf, sechs Wochen hier und werde ganz sicher noch einige Wochen brauchen, um bei 100 Prozent zu sein. Aber jede Minute auf dem Platz bringt mich weiter."

Davon hatte er bislang zwar gerade einmal 95 - aber die wiederum reichten, um drei Tore zu erzielen. Diesen Schnitt beibehaltend, wäre van Nistelrooy allein schon die Garantie fürs Weiterkommen morgen gegen Anderlecht.

Ähnlich große Hoffnungen legen die Belgier in ihr gerade 16 Jahre altes "Wunderkind" Romelu Lukaku. In der belgischen Jupiler Pro League brauchte der A-Nationalspieler 1323 Minuten für 13 Torerfolge. Und obwohl die Quote deutlich über seiner liegt, ist van Nistelrooy voll des Lobes und sieht in dem jungen Belgier einen heranwachsenden Weltstar: "Romelu Lukaku kenne ich natürlich. Er ist sehr, sehr jung, eigentlich ja sogar noch A-Jugendspieler. Er ist wie ich damals 1,90 Meter groß - aber er wiegt auch schon 85 Kilo. Ich war in seinem Alter gerade bei 75 Kilo und viel zu leicht für die Profis."

Van Nistelrooy geht sogar so weit, Anderlechts Shootingstar, den der ehemalige HSV- und belgische Nationalspieler Vincent Kompany als "Geschenk des Himmels" bezeichnet, mit einem seiner besten Kollegen aus der Nationalmannschaft zu vergleichen: "Romelu erinnert mich an Clarence Seedorf, der mit 16 schon körperlich erwachsen war. Clarence hat heute mit 33 Jahren noch den gleichen Körper." Der Mann vom AC Mailand sei einer der besten Mittelfeldspieler der Welt, fügt van Nistelrooy hinzu, um in ähnlichen Superlativen den Star des nächsten Gegners zu beschreiben: "Es ist beachtlich, wie er das alles macht. Bei Lukaku kommt eben alles sehr früh zusammen. Für mich ist er eines der größten Talente der Welt."

Allerdings auch eins, das nur noch zwei Europa-League-Spiele vor sich hat. Hofft van Nistelrooy: "Anderlecht ist eine starke Mannschaft - aber unser Anspruch muss sein, weiterzukommen." Trotz Lukaku.