Sein Auftritt gegen Frankfurt war nicht gut. Piotr Trochowski sucht seit Wochen seine Form. So muss er um die WM-Teilnahme bangen.

Hamburg. Den freien Sonntag hatte sich Piotr Trochowski irgendwie anders vorgestellt. Statt zu entspannen und mal abzuschalten, musste sich der Mittelfeldmann beim Blick in die Sonntagszeitungen ähnlich ärgern wie über das torlose Spiel vom Vortag. So wurde die Leistung des Dribbelkönigs gegen Eintracht Frankfurt in den unterschiedlichen Publikationen jeweils mit der Schulnote vier oder fünf bewertet - in Worten bedeutet das ausreichend oder mangelhaft.

Nun ist Trochowski nicht in der Schule und sieht sich auch nicht mehr als Schüler - und trotzdem dürften den Nationalspieler die mageren Bewertungen beschäftigen. "Bis zum Strafraum haben wir ganz gut gespielt, dann sind uns irgendwie die Ideen ausgegangen", fasste der 25-Jährige den zweifellos mangelhaften Auftritt des HSV gegen die Eintracht zusammen, betonte bei seinen Ausführungen immer wieder "uns", "wir" und "die Mannschaft". Die Intention dürfte klar sein: Anders als in der Hinrunde, als der HSV sieben Spiele in Folge nicht gewinnen konnte und Trochowski für die letzen beiden Partien des Jahren aus der Startelf verbannt wurde, will der Mittelfeldmann nicht mehr als Sündenbock herhalten. "Man kann die Teamleistung nicht an einer Person festmachen", sagt er.

Natürlich weiß aber auch Trochowski, dass er als Nationalspieler im WM-Jahr unter Beobachtung steht. Auf die Frage, ob sein Selbstvertrauen noch da sei, antwortet der Wahl-Eppendorfer ohne zu zögern: "Ist noch da."

Viel schwieriger zu beantworten dürfte sein, ob aber auch die spielerische Leichtigkeit, mit der Trochowski vom talentierten Bundesligaprofi zum in den vergangenen zwei Jahren gesetzten Nationalspieler aufstieg, noch vorhanden ist. Als "in Ordnung" bezeichnete Trainer Bruno Labbadia den Auftritt Trochowskis gegen Frankfurt, nachdem er in der vergangenen Woche erklärt hatte, dass Trochowski mehr als zuletzt bringen müsse. "In Ordnung" klingt zwar nicht nach mangelhaft, aber auch nicht besser als ausreichend.

Ob es auch Bundestrainer Joachim Löw ausreicht, was er von Trochowski in den vergangenen Wochen zu sehen bekam, wird wohl schon im Laufe dieser Woche beantwortet werden. Am Donnerstag will Löw sein Aufgebot für das Länderspiel der DFB-Auswahl gegen Argentinien am 3. März in München bekannt geben - und mit Spannung wird nicht nur in Hamburg verfolgt, ob auch der Name des HSV-Profis auf Löws Liste stehen wird.

"Ich weiß selbst, dass ich noch nicht da bin, wo ich mal sein will", sagte der Hamburger im Wintertrainingslager in der Türkei, als er noch einmal betonte, dass er sich selbst als Führungsspieler sieht. Mehr Tore und mehr Drang zum Tor hatte er sich für die Rückrunde vorgenommen, in der er letzte Restzweifel auf dem Weg nach Südafrika ausräumen wollte. Ob er Angst habe, gar nicht erst für die WM nominiert zu werden? "Nein."

Seit fünf Jahren spielt "Troche" in Hamburg, hat in 148 Bundesligaspielen 18 Treffer für den HSV erzielt und wurde durch starke Leistungen zum Nationalspieler. "Sein Anspruch muss es sein, nicht nur beim HSV, sondern auch in der Nationalmannschaft eine Führungsrolle zu übernehmen", hatte Trainer Labbadia vor dieser Saison gesagt. "Ausreichend" oder "mangelhaft", das weiß auch Trochowski, reicht für diese Zielsetzung nicht aus. Trochowski steht vor "Alles-oder-nichts"-Tagen.