Zwei Tage zwischen Eindhoven und Frankfurt müssen zur Erholung reichen. Stehen Ruud van Nistelrooy und Zé Roberto in der Startelf?

Hamburg. Locker in Leggings und Badelatschen stand er da und plauderte. Mladen Petric wirkte entspannt. Und das keine 15 Stunden, nachdem Marcell Jansen per Foulelfmeter den mühsamen 1:0-Hinspielsieg im ersten Spiel der Europa-League-K.o.-Runde gegen PSV Eindhoven gesichert hatte - und kaum mehr als 24 Stunden vor dem Anpfiff in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt (Sa., 15.30 Uhr, Nordbank-Arena; Live-Ticker bei abendblatt.de).

Ausschlafen, Wellness und aktive Erholung stünden auf dem Programm, sagte der Kroate. Ein sportlicher Nachteil? "Es sind ganz sicher nicht die gleichen Voraussetzungen", so Petric bemüht diplomatisch, "Frankfurt konnte sich eine Woche lang ausruhen - wir gerade 40 Stunden."

Genau genommen 40 Stunden und 40 Minuten - zu wenig Zeit für Joris Mathijsen. "Solche Ansetzungen gibt es nur in Deutschland", schimpft der Abwehrspieler, "für mich ist das eine Katastrophe. Der zweite Tag nach einem Spiel ist für mich immer der schlimmste." Und da geht es schon gegen Frankfurt ...

Trainer Bruno Labbadia wollte die zu kurze Regenerationszeit nur am Rande erwähnen. Trotzdem sprach auch er von ungleichen Voraussetzungen und vertrat ebenfalls die Theorie des maximalen Leistungsabfalls am jeweils zweiten Tag nach einem Spiel. Eine Theorie, die ausgerechnet Uwe Eplinius, Ex-Profi und seit 2004 Chef-Physiotherapeut beim HSV, widerlegt. "Das ist eher Kopfsache als rein physisch", sagt er, "was zunimmt, ist das Verletzungsrisiko." Ist die kurze Pause also kein Nachteil? "Das kann man so nicht sagen", wägt Eplinius ab, "bei einigen kommt der Schmerz von leichteren Verletzungen aus dem Spiel später, manchmal eben erst am zweiten Tag. Bei anderen ist es wichtig, einfach viele Spiele zu machen, um wieder den Rhythmus zu finden. Das käme letztlich der gesamten Mannschaft im Laufe der Saison zugute. Ich glaube, so kurze Pausen sind in erster Linie ungewohnt."

Und darauf reagierte der HSV. Mit außergewöhnlich hohem Aufwand. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff gegen Eindhoven gab es kohlenhydratreiches Essen (Pasta), nachdem den Spielern beim "Ausfahren" (O-Ton Labbadia) auf Spinning-Rädern ihre Laktatwerte abgenommen wurden, auf deren Grundlagen individuelle Ernährungs- und Behandlungspläne erarbeitet wurden. Per Nahrungsergänzungsmittel wurden zuerst die Kraftspeicher wieder aufgefüllt.

Zwecks absoluter Ruhe - viele Spieler haben kleine Kinder - waren die Spieler erstmals zwei Tage und Nächte am Stück im Mannschaftshotel "Grand Elysee" abgestiegen. So konnten sie ihre Blessuren rund um die Uhr von fünf Physiotherapeuten - einer mehr als üblich - behandeln lassen. Besonderer Höhepunkt der Regeneration war und ist die Eistonne. Dabei steigen die Spieler bis zur Hüfte in Eiswasser, um ihre Muskulatur zu entspannen. Eine Methode, die wärmegewohnte Südamerikaner wie Zé Roberto gern umgehen. Wie am Freitag. Da trainierte der Brasilianer stattdessen auf dem Platz mit Ruud van Nistelrooy, Jerome Boateng und Piotr Trochowski.

Und während Zé Roberto (für den gesperrten David Jarolim), van Nistelrooy (für Marcus Berg) und Jerome Boateng (für Guy Demel) in der Startelf erwartet werden, droht Trochowski weiter die Bank. Nicht wenige erwarten, dass ausgerechnet der Nationalspieler, der gegen PSV keine Minute spielte, gegen Frankfurt der unentspannteste Spieler im Kader sein dürfte.