Hamburg. Heribert Bruchhagen, ehemaliger HSV-Manager (1992-1995) und heutiger Vorstandschef von Eintracht Frankfurt, spricht im Abendblatt über

... sein spezielles Verhältnis zum Trainer Michael Skibbe, der sich gern mal kritisch dem Vorstand gegenüber äußert: "Der Trainer sagt nichts, was wir nicht auch so denken. Dass seine Interviews bei mir nicht immer nur Begeisterung auslösen, das ist klar. Aber wir sind auch sehr, sehr, sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Dass es 1000 Leute gibt, unter ihnen viele erfolgreiche Wirtschaftsgrößen, die sagen, ich müsste dazwischenhauen, ist klar. Aber Fußball ist anders. Ein Ernst Happel war seinerzeit beim HSV überaus erfolgreich und sicher nicht nur nett zum damaligen Präsidenten Wolfgang Klein - aber man hat ihn arbeiten lassen und so Titel geholt."

... die Hintergründe von Skibbes kritischen Interviews: "Michael versucht sich von seinem Assistenten-Image zu lösen. Und das betreibt er wirklich sehr intensiv. Daher auch die oft für mich überraschenden Interviews. Er vergisst aber, dass er bei seinen genannten Beispielen, wo es besser läuft - er nannte dabei Dortmund und Leverkusen -, jeweils nach zwei Jahren den Stuhl vor die Tür gesetzt bekam. Und das passiert hier nicht, weil wir uns auf das Wesentliche konzentrieren - und da leistet er gute Arbeit. Ich weiß, dass er nicht zufrieden war, dass wir ihm die Transfers von Lincoln und Gekas nicht realisieren konnten, aber das wäre kein Trainer. Nur wird es da nicht automatisch öffentlich."

... Frankfurts Erfolgsgeheimnis: "Wenn, dann unsere Unaufgeregtheit. Ich habe in meiner Zeit in Hamburg von Jürgen Hunke vor allem eins gelernt: Gib immer nur das aus, was du auch einnimmst. Und daran halten wir uns. Auch wenn es oft hart ist, dem Mittelmaß-Frust der Außenstehenden gegenüber standhaft zu bleiben. Köln und Hannover, die nach einem erfolgreichen Jahr Millionen investierten, stehen jetzt hinter uns. Eine Untersuchung hat uns sogar den größten Schritt aller Bundesligaklubs innerhalb der letzten fünf Jahre attestiert."

... Frankfurts Saisonziel: "Der Trainer hat gesagt, die internationalen Plätze seien kein Thema, und hat dahinter ein Ausrufezeichen gehängt. Dem schließe ich mich an. Ich weiß, was die Teams hinter uns können, Wolfsburg gibt jedes Jahr 33 Millionen Euro aus, wir haben einen Mannschaftsetat von 25,8 Millionen. Und Wolfsburg ist neun Punkte hinter uns. Wir arbeiten nach unseren unternehmerischen Leitsätzen und nehmen definitiv keine Kredite mehr auf - auch wenn das den einen oder anderen vom Trainer gewünschten Transfer platzen lässt."

... die Entwicklung des HSV: "Der HSV hat sich toll entwickelt, ist eine feste Größe. Wir waren 1993 auch mal kurz oben dran und sind abgestürzt. Weil wir den Ausfall eines Leistungsträgers wie Karsten Bäron nicht kompensieren konnten. Das ist heute anders. Der HSV ist stark besetzt und trotz der kurzen Pause gegen uns klarer Favorit."

... Ruud van Nistelrooy: "Sein erstes Tor gegen Stuttgart war sensationell. Sein Schrittrhythmus, wie er sich im Rücken des Gegners absetzte, der Dropkick - es wirkte alles genau so geplant. Er ist ein absoluter Ausnahmestürmer und bereichert die Bundesliga. Und, um noch mal unseren Stellenwert zu dokumentieren: Vor fünf, sechs Wochen saß sein Berater bei uns und hat mit uns Kaffee getrunken. Er hat uns gegenüber aber den Namen van Nistelrooy mit keiner einzigen Silbe erwähnt ..."