Heute spielt der HSV bei Hapoel Tel Aviv um den Gruppensieg. Bruno Labbadia will einige Profis schonen - und trotzdem Erster werden.

Tel Aviv. Wenn Fußballprofis auf Reisen gehen, sehen sie oft nur das Hotel und das Stadion. Marcell Jansen kennt dieses Phänomen nur zu gut. Der 24-Jährige stand gestern im Hilton vor dem Essensraum "Solomon C" und sinnierte: "Mensch, Freitag sind wir schon wieder zurück und sagen: Wir waren mal eben in Israel." Was er durchaus positiv verstanden wissen haben wollte, nach dem Motto: Der Fußball bringt die Völker zusammen - und es ist das Normalste auf der Welt.

Als die HSV-Profis um 19 Uhr Ortszeit (18 Uhr MEZ) bei lauschigen 22 Grad und dunklen Wolken ihr Abschlusstraining im Bloomfield Stadium vor dem letzten Gruppenspiel in der Europa League gegen Hapoel Tel Aviv (19 Uhr, Sky und Abendblatt-Ticker live) absolvierten, ging einer dieser (fast) normalen Tage zu Ende.

Ein Airbus 319 der Hamburg International, gelenkt von HSV-Mitglied Jan Ihlenfeld, hatte die Mannschaft überpünktlich um 13.08 Uhr am Ben Gurion Airport abgesetzt, wo auf der Landebahn bereits ein Komfortbus gewartet hatte. Ohne Passformalitäten konnten die Spieler die halbstündige Fahrt zum am Mittelmeer-Strand gelegenen Hotel starten. Besondere Sicherheitsvorkehrungen waren dort nicht notwendig, schließlich wird die Nobelherberge routinemäßig durch Schranken gesichert.

Erste Berührungen mit der fremden Kultur gab es allerdings beim Mittagessen. Das Personal achtete penibel darauf, dass die Profis "koscher" verköstigt werden. Da der Genuss von Fleisch und Milchprodukten in einem Raum aus religiösen Gründen nicht gerne gesehen wird, mussten die Spieler ihren Cappuccino außerhalb des Gemeinschaftsraums genießen. Auch der Milchreis, den die mitgereiste Köchin Jana Dunkel am Abend vor den Spielen immer als Dessert kredenzt, wurde im Massageraum gereicht.

Für Bruno Labbadia, der bereits zum dritten Mal nach Israel reiste, war dies keine Überraschung. Genauso wenig wie die Rushhour im abendlichen Verkehr an der Strandpromenade, die dazu führte, dass der Trainer für die nur fünf Kilometer lange Strecke vom Hotel zum Stadion 30 Minuten brauchte.

Viel mehr interessieren dürften den Trainer die Bedingungen am Spieltag. Für Donnerstag sind nur noch zehn Grad angesagt - zusammen mit heftigem Regen und Windböen. Obwohl 15 200 Karten abgesetzt sind (das Paket für alle drei Heimspiele kostete nur umgerechnet 30 Euro), dürften viele Plätze auf den dachlosen Tribünen wetterbedingt frei bleiben.

Die beste Aufstellung des HSV zu sehen bekommen werden die Zuschauer sowieso nicht, auch wenn Labbadia betont, unbedingt Erster werden zu wollen: "Das muss unser Anspruch sein, wir betreiben ja auch einen gewissen Aufwand." Eine Garantie für einen leichteren Gruppengegner wäre Platz eins allerdings nicht. Verliert der HSV nicht und wird Erster, drohen Liverpool oder Atlético Madrid, als Zweiter könnte es zu einem Aufeinandertreffen mit Juventus Turin oder Olympique Marseille kommen. Labbadia dürfte zumindest Mladen Petric und Eljero Elia eine Pause gönnen, während Piotr Trochowski und Marcus Berg Kandidaten für die Startformation sind.

Auch die mitgereisten Aufsichtsräte Horst Becker, Otto Rieckhoff und Ian Karan dürften die stürmische Vorhersage betrübt registriert haben. Schließlich will das Trio nicht nur die zwei Gehäuse des Stadions begutachten, sondern auch die sieben Stadttore Jerusalems, die in einer knappen Autostunde von Tel Aviv zu erreichen sind. Immerhin soll zumindest für die Kontrolleure das Touristenprogramm nicht gänzlich ausfallen, während die Spieler keine Chance haben, da Freitag um acht Uhr schon wieder der Flieger abhebt. Bedauerlich. Aber schließlich hatte Jerome Boateng dann doch die Lösung parat. In seiner trockenen Art schlug er vor: "Ab dem 21. Dezember haben wir ja Urlaub. Wer möchte, kann ja dann wieder hinfliegen und sich alles in Ruhe anschauen." Der Tipp war nicht schlecht. Schließlich scheint in Israel eigentlich zehn Monate im Jahr die Sonne. Nur eben heute nicht.

HSV: Rost - Boateng (Demel), Rozehnal, Mathijsen, Aogo - Rincon, Jarolim - Trochowski, Jansen - Torun, Berg.

Zé Robertos Gips am Knöchel ist ab. Zehn Tage muss er nun einen Spezialschuh tragen und soll im Januar mit dem Training beginnen.

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