Auch der Umsatz war der höchste der Klubgeschichte. Ausgaben für die Mannschaft kletterten auf 45,2 Millionen Euro.

Hamburg. Sportlich war die vergangene Saison eine Achterbahn-Fahrt, die mit der Teilnahme an der Europa League ein versöhnliches Ende nahm. Wirtschaftlich war es jedoch ein eminent erfolgreiches Jahr: Der Gewinn im Geschäftsjahr 2008/09 stieg von 2,1 auf 13,4 Millionen Euro - das sechste Mal in Folge, dass die Hamburger ein positives Ergebnis erwirtschafteten.

Rekordergebnis

Dank der Vielzahl an Spielen (Bundesliga, DFB-Pokal- und Uefa-Cup-Halbfinale) strömten 1 467 500 Menschen in die Nordbank-Arena. Weil der Klub zudem 41,9 Millionen Euro Transfereinnahmen verbuchte (vor allem de Jong, Kompany, van der Vaart), stieg der Gesamtumsatz auf noch nie erreichte 188,621 Millionen Euro. Nur Bayern München (267 Millionen Euro) kann bundesweit mehr vorweisen.

Auch der Gewinn in Höhe von 13,4 Millionen Euro im Verein, 12,8 Millionen Euro im Konzern ist einsame Spitze in der Klubhistorie. Erstmals seit Jahren muss der HSV wieder Ertragssteuer ans Finanzamt abführen, circa zwei Millionen Euro.

Mit den hohen Einnahmen katapultierte sich aber auch der Posten "Personalaufwand Bundesliga" auf nie da gewesene 45,2 Millionen Euro (Vorsaison: 39,6 Millionen). Die Ausgaben für den Bereich "Geschäftsstelle" stiegen auf 11,3 Millionen Euro (Vorsaison: 8,83 Millionen).

Der Spielerkader des HSV wird im Anlagevermögen mit bescheidenen 32 Millionen Euro geführt, da dort nur Fußballer aufgelistet werden dürfen, für die Ablöse fällig wurde. Da der Wert aller Spieler jedoch um einiges höher anzusiedeln ist, besitzt der HSV hier ein millionenschwere, sogenannte stille Reserve.

Stadionkredit und Vermarkter

54 Millionen Euro betrugen die Bankverbindlichkeiten zum 30. Juni - ausschließlich Stadionkredite. Insgesamt 30 Millionen Euro sind schon getilgt, 8,3 Millionen Euro Annuität zahlt der HSV pro Jahr, bis 2017 soll sich die Restschuld auf nur noch drei Millionen Euro belaufen.

Unter "sonstige Verbindlichkeiten" (23 Millionen Euro) ist auch das Darlehen in Höhe von 12,4 Millionen Euro geführt, das Sportfive (früher Ufa Sports) dem Klub 1998 gewährte. Der Vertrag läuft 2015 aus. Wie hoch die Provisionszahlungen sind, lässt sich am Posten "Sonstiger Aufwand" sehen - von den dort aufgeführten 22,3 Millionen Euro wanderte ein Großteil zum Vermarkter.

Etat Saison 2009/10

Falls nicht wider Erwarten ein Scheich auftaucht und für einen HSV-Profi Fantasie-Summen bietet, wird sich der Rekordetat nicht wiederholen. Im laufenden Geschäftsjahr planen die Hamburger - je nach Saisonverlauf - mit einem Umsatz von 125 bis 135 Millionen Euro.

Erklärtes Ziel ist es, eine "schwarze Null" zu erreichen, also ein knapp positives Ergebnis. In der Europa League wurde das Erreichen des Achtelfinals vorausgesetzt, nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal in Osnabrück verfehlte der Klub seine Planung (Viertelfinale).

Spieler auf Raten

Während der HSV noch zwei Raten für Nigel de Jong (Manchester City) und eine für Rafael van der Vaart (Real Madrid) erwartet, werden auch die Investitionen für die Neuen auf mehrere Jahre gestreckt. Die ausstehenden Zahlungen für die Transfers von Eljero Elia (8,9 Millionen Euro), Marcus Berg (9 Millionen Euro), Zé Roberto (4 Millionen Euro) und David Rozehnal (5 Millionen Euro) bedrohen die Liquidität des laufenden Geschäftsjahres deshalb nicht.

In der Bilanz bilden die offenen Zahlungen den größten Teil der "Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen" des HSV e.V. (27,7 Millionen Euro). Dem stehen 16,7 Millionen Euro Forderungen und 11,3 Millionen Euro an liquiden Mitteln gegenüber.

Fazit

Klar ist: Erhebliches Steigerungspotenzial bietet sich trotz der glänzenden Zahlen nur noch bei sportlichem Erfolg, also dem Erreichen der Champions League. Um weitere Millionen für neue Investitionen generieren zu können, müsste der Klub ansonsten Spieler verkaufen. Für Mladen Petric lehnte der HSV im Sommer ein zweistelliges Millionenangebot aus Wolfsburg ab. Auch ein Verkauf von Paolo Guerrero nach England wurde vor dessen Verletzung verworfen.