Trainer Bruno Labbadia fordert bis zur Pause noch zwei Siege: in Nürnberg und gegen Bremen.

Hamburg. Hinter einem schlichten Ergebnis verbergen sich häufig die unterschiedlichsten Geschichten. Ein 0:0 wie gegen Leverkusen kann chancenarm und von niveauvoller Taktik geprägt sein - oder unvermeidbar wie die Nullnummer gegen Hoffenheim. Das 3:3 auf Schalke deutete auf die Intensität hin, während das 2:2 in Hannover unglücklich zustande kam und das 1:1 in Mainz so unnötig war wie das 0:1 gegen Bochum oder das 2:3 gegen Gladbach.

Bunte Elemente wie heftige Diskussionen um falsche Schiedsrichterentscheidungen oder individuelle Blackouts lieferte die Geschichte des Spiels vom Wochenende nicht. Dass der HSV nach dem 2:0 in der Europa League gegen Rapid Wien am vergangenen Mittwoch nicht die erhoffte Trendwende vollziehen konnte, hatte für den HSV-Trainer einen simplen Grund: "In der zweiten Halbzeit war einfach nicht mehr drin." Was stimmte.

War der HSV in den vergangenen Spielen häufig dominant und überlegen, so schwanden die Kräfte nach einer guten halben Stunde, in der besonders die viel gepriesene Hoffenheimer Offensive komplett ausgeschaltet werden konnte, mit zunehmender Spieldauer signifikant. Weil ihm die personellen Alternativen fehlen, hatte Labbadia exakt die Elf vom Rapid-Spiel aufgeboten.

Die Präsentation des neuen Sponsors Entega, der das Stadion künftig zu hundert Prozent mit regenerativer Energie versorgt, hatte ebenso wenig Signalwirkung wie die Einwechslungen von Mladen Petric und Eljero Elia nach einer Stunde, die die Zuschauer mit lauten "Jetzt geht's los"-Rufen begleiteten. Doch das Manko, dass sich der HSV kaum Torchancen erspielen konnte, blieb bestehen. Kein Wunder, schließlich waren beide Offensive nicht fit, und die Hamburger Defensive hatten genug damit zu tun, die verstärkt vorgetragenen Angriffsbemühungen des Gegners zu verhindern. Petric: "Wir durften nicht alles nach vorne werfen und in Konter laufen."

Dabei hätten nach dem Urteil der Spieler über den erstmals eingesetzten WM-Ball für Südafrika reichlich Tore fallen müssen. "Die Bälle werden immer verrückter, flattern immer mehr", urteilte Marcell Jansen, während sich Hoffenheims Keeper Timo Hildebrand ärgerte: "Der Ball ist eine Katastrophe. Wenn ein Schuss aufs Tor kommt, kannst du eigentlich nur noch beten."

Wie gehabt übte sich Labbadia ohne zu Jammern tapfer in Optimismus, ohne dabei beim Blick auf die Tabelle zu verhehlen: "Nur zwei Siege mehr, und wir wären vorne dabei ..."

Unterm Strich bleibt jedoch die (punktearme) Erkenntnis: Die Ergebniskrise des HSV hält bei nun sieben sieglosen Versuchen mit daraus folgenden nur fünf von 21 möglichen Punkten an. Das Erstaunliche dabei ist allerdings, dass die Aufenthaltsgenehmigung der Hamburger in der Top Fünf noch immer nicht abgelaufen ist, weil die Konkurrenz ebenfalls regelmäßig patzt. Die zweite Erkenntnis lieferte Labbadia selbst: "Das zeigt auch, welche sensationelle Ausgangssituation wir uns geschaffen hatten."

Doch das Polster ist inzwischen gänzlich aufgebraucht. Der Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen beträgt zwar nur sechs Punkte, der Vorsprung bis zum Zehnten Frankfurt aber ebenfalls nur noch drei Zähler. Nach der Verletztenmisere droht der Sturz ins triste Mittelfeld.

In den beiden letzten Spielen will Labbadia den schleichenden Durchmarsch nach unten mit Macht stoppen: "Unser Ziel kann nur sein, bis zur Winterpause das Optimale herauszuholen." Also zwei Siege in Nürnberg und gegen Bremen. Hilfreich beim Unterfangen, den Negativlauf zu stoppen, sollte laut Mladen Petric sein, dass der HSV vor einer normalen Trainingswoche steht. Womöglich kann auch der Kroate genügend neue Kraft tanken, um gegen die Franken erstmals wieder in der Startformation zu stehen. Piotr Trochowski glaubt: "Wir müssen einfach noch mal alles rausholen und nicht so viel nachdenken." Vor allem nicht über die nicht enden wollende Geschichte der "Sieglosen".