Der Mittelfeld-Flitzer Eljero Elia spricht mit dem Abendblatt über seine Vaterrolle, seine Vorbilder, die Zukunft und die deutsche Sprache.

Hamburg. Eljero Elia ist fast nicht wiederzuerkennen. Zum Abendblatt-Interview vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach (Sa., 15.30 Uhr, online im Abendblatt-Liveticker) erscheint der 22-jährige Fußballer im edlen Zwirn: dunkler Anzug, weißes Hemd, silberne Krawatte.

Doch wirklich wohl scheint sich der Niederländer in seinem ungewohnten Outfit, das er wegen eines vorangegangenen Fotoshootings trägt, nicht zu fühlen. "So etwas steht mir doch gar nicht", sagt Elia, der lieber über das sprechen möchte, was ihn wirklich begeistert: Voetbal - Fußball.

Abendblatt: Herr Elia, wie haben Sie gestern Nacht geschlafen?

Eljero Elia: Ehrlich gesagt nicht so gut. Es war das erste Mal in dieser Woche, dass mich meine kleine Tochter Sael einfach nicht schlafen lassen wollte.

Abendblatt: Sie sind gerade erst Vater geworden. Gibt Ihnen Ihre Tochter trotz manch schlafloser Nacht einen zusätzlichen Leistungsschub?

Elia: Klar. Das ganze Leben ändert sich, wenn man plötzlich für so ein kleines Baby Verantwortung hat. Ich spüre, dass ich durch Sael auch auf dem Fußballfeld besser werde.

Abendblatt: Felix Magath sagte kürzlich, dass er seinen Spielern raten würde, nicht zu früh an Kinder zu denken, weil man Vater- und Profipflichten nur schwer gleichzeitig nachkommen könnte.

Elia: Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Mir war immer wichtig, früh Papa zu werden.

Abendblatt: Warum?

Elia: Mein Vater war über 40 Jahre alt, als ich zur Welt kam. Er hat natürlich in einer ganz anderen Welt als ich gelebt. Wenn ich coole Sportschuhe kaufen wollte, schüttelte er den Kopf, zeigte mir ein Paar für fünf Euro und sagte, dass die genauso gut seien. Obwohl ich meinen Vater sehr liebe, will ich anders sein.

Abendblatt: Warum ist Ihnen das so wichtig?

Elia: Ich möchte später mit meiner Tochter zusammen shoppen gehen können, ohne dass es komisch wirkt. Wenn mein Freund Royston Drenthe, der bei Real Madrid spielt, und sein Vater zusammen ausgehen, fragen ihn die Leute, ob er mit seinem Bruder unterwegs ist. Ich will meiner Tochter ein junger Vater sein, der ihr mehr Raum lässt, als er mir manchmal gelassen wurde.

Abendblatt: Sie sind Vater geworden, sind in ein anderes Land gewechselt, wurden auf Anhieb Publikumsliebling und haben Ihr Debüt in der Nationalmannschaft gegeben. Ist das nicht ein bisschen viel für einen 22-Jährigen?

Elia: Im Gegenteil. Ich genieße das alles. Aber ich weiß, dass ich auch mal schlechte Spiele machen werde. Das ist doch ganz normal. Wichtig ist nur, dass man auch in den schlechten Spielen immer alles gibt.

Abendblatt: Hatten Sie früher ein Vorbild?

Elia: Als Kind war immer Ronaldo mein großes Idol. Heute bewundere ich Clarence Seedorf, der seine ganze Karriere über auf einem sehr hohen Level gespielt hat. Er hat bei den größten Vereinen Europas gespielt und war immer gesetzt.

Abendblatt: Ist das auch Ihr Ziel?

Elia: Natürlich habe ich große Ziele. Ich habe in der Zeitung gelesen, dass Frank Rost böse auf mich war, weil ich vor ein paar Monaten angeblich den HSV als Durchgangsstation betrachtet habe. Ich respektiere Frank sehr, aber so war das damals gar nicht gemeint. Ich bin sehr stolz, für den HSV zu spielen. Was aber in der Zukunft passiert, kann ich heute noch nicht sagen.

Abendblatt: Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Gegner Sie anders decken als noch zu Saisonbeginn?

Elia: Ich will nicht arrogant klingen, aber meine Spielweise hat sich in der Bundesliga so langsam herumgesprochen. Gegen Schalke wurde ich zum Beispiel fast immer gedoppelt. Aber das gefällt mir, es zeigt mir, dass die Gegner Respekt vor mir haben. In Deutschland und den Niederlanden kennt man mich jetzt. Ich will aber, dass die ganze Welt mich kennenlernt.

Abendblatt: Was ist Ihr Antrieb?

Elia: Als mir mit 14 Jahren gesagt wurde, ich sei für Ajax Amsterdam nicht mehr gut genug und müsste gehen, wusste ich, dass ich jetzt erst recht Profi werde. Dass ich mit 17 tatsächlich Profi wurde, alle Junioren-Nationalteams durchlaufen hatte und Ajax seit Jahren versucht, mich zurückzuholen - das hat mich glücklich gemacht. Es zeigte mir, dass ich alles erreichen kann.

Abendblatt: Fühlen Sie sich als Star?

Elia: Ja, aber nur, weil mich die Leute dazu machen. Ich bekomme ja auch fast alles, was das Leben leichter macht: viel Geld, große Autos, ein schönes Haus. Aber ich habe auch meine alten Freunde noch. Und das zeigt mir, dass ich immer noch der alte Elli bin.

Abendblatt: Die Fans fürchten, Sie könnten schon bald zu einem der großen Vereine wechseln.

Elia: Das müssen sie nicht. Ich bin sehr glücklich in Hamburg. Nicht immer macht der Wechsel zu einem großen Verein auch glücklich. Ich will mich entwickeln, und das kann ich hier. Der Trainer redet viel mit mir und leitet mich. Genau wie meine Mitspieler - das brauche ich.

Abendblatt: Was ist für den HSV in dieser Saison drin?

Elia: Alles. Vielleicht sogar ein Titel.

Abendblatt: Das Wort Titel kennen Sie ja schon, wie sieht es mit Ihren sonstigen Deutschkenntnissen aus?

Elia: Ich verstehe fast alles. In der Kabine sprechen alle deutsch mit mir und ich antworte auf Englisch.

Abendblatt: Wann antworten Sie auf Deutsch?

Elia: In zwei Monaten. Sollte das nicht klappen, müssen Marcus Berg und ich einen Kursus machen. Das haben wir so vereinbart.

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