Nur Bayern München investierte noch mehr in den Kader als die Hamburger - der Aufsichtsrat gab seine Zustimmung für Investitionen in Höhe von 23 Millionen Euro.

Hamburg. Den letzten Haken durfte Bruno Labbadia am 29. Juli hinter den Namen David Rozehnal setzen. Mit dem Tschechen, der nach mehrtägigen Verhandlungen für 4,9 Millionen Euro von Lazio Rom losgeeist werden konnte, wurde auch der letzte Transferwunsch Labbadias zur vollsten Zufriedenheit des Trainers erfüllt. "Wir hatten vor dem Trainingsstart einen klaren Plan, welche Spieler wir verpflichten wollen. Diesen Plan haben wir dann nach und nach abgearbeitet", berichtete Labbadia über den mit Vereinschef Bernd Hoffmann entworfenen Masterplan, auf dem er zuvor die Namen von Robert Tesche (eine Million Euro, Arminia Bielefeld), Zé Roberto (ablösefrei, Bayern München), Eljero Elia (8,5 Mio. Euro, Twente Enschede) und Marcus Berg (8,9 Mio Euro, FC Groningen) abhaken konnte. "Mit diesen Spielern wollen wir kurzfristig unsere Ziele erreichen, aber vor allem mittelfristig Erfolg in der Liga und in Europa haben", sagte der zufriedene Labbadia.

Mehr als zufrieden darf der Neu-Trainer darüber sein, dass er Aufsichtsratschef Horst Becker überzeugen konnte, statt der vorher vereinbarten 16 Millionen Euro knapp sieben Millionen Euro mehr für Verstärkungen auszugeben. "Wir sind bewusst ein gewisses Risiko eingegangen. Ohne Frage war das ein finanzieller Kraftakt für uns, der sich aber langfristig auszahlen soll", erklärt Becker Hamburgs unhanseatische Transferoffensive, die nur durch die Einkäufe von Rekordmeister Bayern München übertroffen werden konnte. So gaben die Hamburger, die bereits im vergangenen Jahr mehr als 32 Millionen Euro für Transfers investierten, auch in dieser Saison weit mehr als der VfL Wolfsburg (20,6 Millionen Euro), 1899 Hoffenheim (16,1 Millionen Euro), Werder Bremen (10,95 Millionen Euro) und der VfB Stuttgart (9,45 Millionen Euro) aus. Für Vereinschef Hoffmann erhöht sich nach den Querellen im Sommer und durch die finanziellen Aufwendungen nun der Druck. Möglich ist Hamburgs "kalkuliertes Risiko" nur, weil die Millionensummen über die gesamte Laufzeit bilanziell abgeschrieben werden können. So werden die kostspieligen Transfers von Berg, Elia und auch Rozehnal in mehreren - gewöhnlich in drei - Raten bezahlt. Im Fall von Elia fällt für das Geschäftsjahr 2009/10 beispielsweise nur die erste Rate von knapp drei Millionen Euro plus rund 1,5 Millionen Euro Gehalt an. Statt mit 8,5 Millionen Euro wird der Etat und der von allen Beteiligten abgesegnete Masterplan also nur mit rund 4,5 Millionen Euro belastet.

"Wir dürfen nicht den Fehler machen, nur auf die Millionensummen der Jungs zu schauen", mahnt Labbadia, der besonders den drei 22-jährigen Neuverpflichtungen Berg, Elia und Tesche ausreichend Zeit geben möchte. So ist ausgerechnet der einzige ablösefreie Spieler aus dem Quintett der Neuen, Zé Roberto, auch gleichzeitig der einzige Neu-Hamburger mit Stammplatzgarantie. Der 35-Jährige soll mit David Jarolim das defensive Mittelfeld organisieren. Dessen Landsmann Rozehnal (29) ersetzt den am Kreuzband verletzten Alex Silva in der Innenverteidigung und kämpft mit Joris Mathijsen und Jerome Boateng um die zwei freien Plätze in der Abwehrzentrale. Beste Chancen auf einen Platz in der Stammformation hatte auch Elia auf dem linken Flügel, ehe ihn vorerst eine Knieverletzung für noch zwei Wochen stoppte.

Ob die Neuen einschlagen, wird auch Dietmar Beiersdorfer genau beobachten. Schließlich hat der ehemalige Sportchef sämtliche Transfers mit auf den Weg gebracht. Besonders gespannt wird er auch verfolgen, wann hinter dem Namen seines möglichen Nachfolgers endlich ein Haken gesetzt werden kann.

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