Es gibt Streit um die Ablöse für Eljero Elia mit Twente Enschede. Die Holländer wollen neun Millionen Euro vom Hamburger SV haben.

Hamburg. Den Mallorca-Urlaub mit seiner Familie brach er bereits nach drei Tagen ab. Zu sehr wurde Bruno Labbadia (43) an seinem neuen Arbeitsplatz gebraucht. Schließlich büßte der HSV mit dem Abgang von Dietmar Beiersdorfer den Kopf der sportlichen Abteilung ein. Die Suche nach einem Nachfolger dauert, höchste Priorität hat die Suche nach neuen Spielern.



Entsprechend arbeitsintensiv sind die Tage des ehemaligen Leverkusener Trainers. Plötzlich muss Labbadia auch noch den Job von Beiersdorfer übernehmen. Ausgerechnet die Krise macht den ehemaligen Nationalspieler zum starken Mann beim HSV. Gemeinsam mit Chefscout Michael Schröder sichtet er den Markt, prüft, mit welchen Spielern der HSV in die neue Saison gehen soll. Die ersten Eindrücke zeigen: Der Mann kommt an beim HSV.


In der Geschäftsstelle sorgt er für frischen Wind nach der Depression über den Abgang des beliebten Sportchefs Beiersdorfer. "Bruno packt an, guckt nicht zurück, sondern sagt, dass wir jetzt noch härter arbeiten müssen", sagt ein Vertrauter. Auch beim Aufsichtsrat hinterließ er in der Sitzung am Donnerstag einen positiven Eindruck. "Er hat sehr offen gesprochen", so Aufsichtsratsboss Horst Becker, der zuvor ein Vieraugengespräch mit seinem neuen Trainer und Sportchef in Personalunion hatte. Beckers Fazit: "Ich bin sicher, dass die fachliche Kompetenz für die Entscheidungen vorhanden ist."

Labbadia kommt somit unverhofft zum Modell "Felix Magath light", soll heißen, der ehemalige Profi hat erstes Sprechrecht, er entscheidet, welche Spieler beobachtet werden und mit welchen Kandidaten verhandelt wird. Im Gegensatz zu Magath, der bei Meister VfL Wolfsburg alles allein entscheiden konnte, hat allerdings beim HSV Klubchef Bernd Hoffmann das letzte Wort. Die Suche basiert dabei auf der Liste des geschassten Sportchefs Beiersdorfer. Selbst der Herthaner Josip Simunic, dem Hoffmann zuletzt eher skeptisch gegenüber stand, spielt eine zentrale Rolle für die Neubesetzung des Innenverteidigerpostens. Obgleich der Kroate, der von 1997 bis 2000 beim HSV spielte, mauert: "Ich kann nichts dazu sagen, weil ich zu viel Respekt vor den Leuten in Berlin habe und die Sache dort noch nicht vom Tisch ist."

Zuletzt hatte sich Herthas Trainer Lucien Favre echauffiert, weil Simunic nicht zum Trainingsauftakt erschienen war. "Ich mache auch noch ein wenig Urlaub", so der 31-jährige Innenverteidiger, der auf den HSV angesprochen zögert und dann sagt: "Es ist alles möglich - mehr möchte ich aber jetzt noch nicht sagen." Rund vier Millionen Euro bietet der HSV - Hertha fordert die festgeschriebenen sieben Millionen Euro. Verhandlungsausgang: offen.


Dies gilt auch für den Transfer des Außenstürmers Eljero Elia. Zwar hat sich der HSV mit dem Spieler auf einen Wechsel geeinigt. Aber der abgebende Klub Twente Enschede blockt noch, fordert statt der gebotenen 5,5 Millionen Euro rund neun Millionen Euro Ablösesumme: "Das bisherige Angebot des HSV ist uninteressant", sagt Klubpräsident Joop Munsterman, "der HSV ist bekannt als Schnäppchenjäger. Das haben die zuvor mit Nigel de Jong und Rafael van der Vaart auch gemacht, sie billig eingekauft und dann teuer weiterverkauft. Da machen wir nicht mit."

Somit kann der HSV auch eine Woche vor Trainingsbeginn noch keinen Neuzugang präsentieren. Dennoch genießt Labbadia höchstes Vertrauen. Nicht nur vereinsintern. "Er ist wohl der akribischste aller Trainer", sagt sein ehemaliger Boss, Greuther Fürths Präsident Helmut Hack, "deswegen kann es auch dauern. Bruno guckt sich einen Spieler lieber fünf- als einmal an, holt sich lieber sechs statt zwei Meinungen über ihn ein. Bruno hat immer einen klaren Plan in der Tasche. Er ist ein Perfektionist. Deshalb halte ich es für gut möglich - sofern ich das aus der Erfahrung berichten kann -, dass erst im Laufe der Vorbereitung Leute kommen. Einen Schnellschuss gibt's bei Bruno nicht. Ganz sicher."