Auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten regt Supporters-Chef Ralf Bednarek an, die Anhänger über eine Fananleihe mit ins Boot zu holen.

Hamburg. Beinahe hätte Frank Arnesen am Dienstagmittag die Abfahrt zum Testspiel bei Concordia Schönkirchen nahe Kiel verpasst. Es brauchte zwei Ermahnungen von Mediendirektor Jörn Wolf, ehe sich der HSV-Sportchef auf den Weg zum wartenden Mannschaftsbus machte. Lohnen sollte sich die erzwungene Eile nicht. Zwar gewann der überwiegend mit Ersatzspielern angetretene HSV gegen den Amateurklub aus der Schleswig-Holstein-Liga 12:0 , allerdings hätte "Arne" Arnesen, wie der Däne vom Stadionsprecher begrüßt wurde, die Zeit wohl lieber für die Planungen der nächsten Saison investiert. "Alle wissen, dass wir noch immer in großen finanziellen Schwierigkeiten stecken", sagte Arnesen, "aber wir verfolgen einen Plan."

Wie dieser aussieht, soll in den nächsten vier Wochen intern geklärt werden. Dabei ist es kein Geheimnis mehr, dass sich der HSV-Vorstand auf eine Verlängerung der Stadionfinanzierung geeinigt hat (Abendblatt berichtete). Derzeit werden Gespräche mit dem Bankenkonsortium, bestehend aus HSH Nordbank, Hamburger Sparkasse und HypoVereinsbank, geführt. Genauso klar ist, dass allein eine Streckung des Stadionkredits, der ursprünglich bis 2017 zurückbezahlt werden sollte, mit einer Halbierung der Annuität auf drei bis vier Millionen Euro nicht sämtliche Finanzsorgen des HSV beheben könnte.

Nun schlägt ausgerechnet Supporters-Chef Ralf Bednarek, der bislang eher den Ruf hatte, alternative Modelle abzulehnen, eine neue Finanzierungsmöglichkeit vor. "Vorausgesetzt, die Mitglieder würden zustimmen, könnte ich mir eine Fananleihe vorstellen, um die finanzielle Lage des Vereins zu verbessern", sagt der Jurist. Dabei geht Bednarek noch einen Schritt weiter und regt ein "zweigleisiges Investitionsmodell" an. Die erste Schiene: Ähnlich wie es im Vorjahr Stadtrivale FC St. Pauli mit überwältigenden Erfolg vorgemacht hat, sollen Mitglieder Schuldverschreibungen für unterschiedliche Beträge kaufen, die jährlich mit einem Prozentsatz X verzinst werden. "Hierbei wäre wichtig, dass der Verein klarmachen müsste, dass ein hoher ideeller Anteil seitens der Interessenten mitgebracht wird", sagt Bednarek, "natürlich müssten Zinsen gezahlt werden, aber im überschaubaren Rahmen."

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Seine Idee: Anders als St. Pauli, das den Zeichnern sechs Prozent Zinsen bei sechs Jahren Laufzeit versprach, würde Bednarek eine geringere Verzinsung bei einer geringeren und vor allem gestaffelten Laufzeit befürworten, etwa vier Prozent bei vier Jahren und maximal fünf Prozent bei fünf Jahren. "Bei einer Koppelung der Zinshöhe an die Laufzeit kann die Rückzahlung gestreckt werden, was Sinn macht, weil der HSV nach dem Ende des Sportfive-Vertrags 2015 zusätzliche Mittel frei hätte, um das Anleihevolumen samt Zinsen zurückzuzahlen. Außerdem müsste der Verein nicht einen hohen Millionenbetrag auf einen Schlag zurückzahlen."

+++ Geld alleine hilft dem HSV nicht +++

Mindestens so überraschend kommt Bednareks zweiter Vorschlag. Er befürwortet jetzt, dass der HSV einen oder mehrere Großinvestoren findet, die "ohne Mitspracherecht" denselben Betrag wie die Fans als Darlehen aufbringen sollen. "Es hat niemand etwas dagegen, dass Geld akquiriert wird. Es darf nur niemals von den Investoren Einfluss genommen werden", sagt der Supporters-Chef, der sich inzwischen auch den einst stark kritisierten Milliardär Klaus-Michael Kühne als Darlehensgeber gut vorstellen könnte. Zur Erinnerung: Im Rahmen des Kühne-Deals überwies der Wahl-Schweizer dem HSV 12,5 Millionen Euro, erhielt aber im Gegenzug je ein Drittel der Transferrechte von sechs Spielern.

Bednarek erinnert daran, dass Kühne damals in einem Abendblatt-Interview angekündigt hatte, erneut einen Millionenbetrag zur Verfügung zu stellen, sofern die Mitglieder denselben Betrag aufbringen. Im Idealfall, so Bednarek, würden Mitglieder und Großinvestoren jeweils eine Summe von zehn Millionen Euro bestreiten. Dem HSV stünden dann 20 Millionen Euro zur Verfügung. "Im Ergebnis wäre das ein Darlehen, das die HSV-Gemeinschaft dem Verein anbietet, ohne dass wie damals Spieler- oder Transferrechte vom Klub abgetreten werden."

Dass Gedankenspiele rund um Fananleihen überlegenswert sind, haben andere Vereine vorgemacht. Auch Schalke, Rostock oder Hertha BSC haben auf ähnliche Weise kurzfristig Geld akquiriert. Der 1. FC Köln hat sogar als deutschlandweit erster Klub 2011 das komplette Anleihevolumen inklusive Zinsen zurückgezahlt. Auch beim HSV hatte der Vorstand über dieses Modell bereits nachgedacht, eine Umsetzung in der kommenden Transferperiode aber zunächst ausgeschlossen. Nach Bednareks Vorstoß könnte das Thema Fananleihe nun neuen Schwung bekommen.