Mit Zé Roberto verlässt der nächste Top-Verdiener den HSV. Der brasilianische Rekordspieler lehnte eine vom HSV verlangte Gehaltskürzung ab.

Hamburg. Ein Gespräch "in entspannter Atmosphäre" sei es also gewesen, in dem die Entscheidung reifte, dass der HSV und Zé Roberto zukünftig getrennte Wege gehen. So stand es zumindest am Freitagvormittag auf der Homepage des HSV geschrieben. Viel mehr wollten HSV-Chef Carl-Edgar Jarchow und Noch-Sportchef Bastian Reinhardt nicht über ihr Sechs-Augen-Gespräch mit Zé Robertos Berater Christian Butscher am späten Donnerstag in den Räumlichkeiten der Imtech-Arena verraten. "Wir hätten Zé gern noch für ein Jahr bei uns gesehen. Er möchte allerdings gern einen längerfristigen Vertrag unterschreiben", ließ Reinhardt noch ausrichten.

Zé Roberto wollte mit vier Millionen Euro weiter Topverdiener des HSV sein

Dass die Vorstellungen zwischen Butscher auf der einen und Reinhardt und Jarchow auf der anderen Seite nicht unterschiedlicher hätten sein können, stand allerdings nicht auf der Homepage geschrieben. Tatsächlich konnten sich beide Parteien nicht nur auf keine Vertragslaufzeit einigen, auch bei den finanziellen Rahmendaten hätte man nicht weiter voneinander entfernt sein können. Bei der bereits zweiten Verhandlungsrunde ging es weniger um die berühmten Zahlen hinter als viel mehr um die Zahl vor dem Komma. Ein Gehaltsverzicht in Millionenhöhe, der Zé Roberto unterbreitet wurde, wollte der Südamerikaner, der inklusive Sonderzahlungen vier Millionen Euro pro Jahr verdient, nicht akzeptieren.

Dabei hatte Jarchow bereits vor Wochen angekündigt, den Gehaltsetat von knapp 48 Millionen Euro radikal auf etwa 35 Millionen Euro zu senken. Dieses Sparziel hat der HSV nun zunächst erreicht. Neben dem Gehalt von Zé Roberto fallen auch die Topgehälter von Frank Rost und Piotr Trochowski (beide rund zwei Millionen Euro) sowie Ruud van Nistelrooy (rund vier Millionen Euro) weg. Hinzu kommen rund zwei Millionen Euro durch die eingesparten Saläre Maxim Choupo-Motings, Tunay Toruns und Collin Benjamins. Dass aber ausgerechnet für den bald 37-jährigen Zé Roberto, den Trainer Michael Oenning gerne als Mittelfeld-Chef einer neu formierten Mannschaft behalten hätte, eine Ausnahme gemacht werden sollte, stieß bei nicht allen Entscheidungsträgern auf Wohlwollen. Der dezente Hinweis einiger Kontrolleure, einem erneuten Millionenvertrag für Zé Roberto die Zustimmung zu verweigern, erzielte schließlich die erhoffte Wirkung.

+++ Kommentar: Wo bleiben die Neuen beim HSV? +++

"Zés Weggang ist ein großer Verlust, seine Technik ist wirklich nicht normal", sagt dagegen ausgerechnet einer derjenigen, der bereits im Spiel an diesem Sonnabend in Leverkusen (15.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) den dann gelbgesperrten Brasilianer ersetzen soll. Tomas Rincon, der im rechten Mittelfeld spielen soll, musste sich erst im Internet vergewissern, dass die Meldung über Zé Robertos Abgang keine Ente ist, ehe er nach den richtigen Worten suchte. "Ich bin ein absoluter Zé-Fan. Wenn er weg geht, ist es aber auch eine Chance für andere Spieler." Eine Chance, die der Venezolaner in der kommenden Saison nutzen will.

Brasilien, USA oder die Wüste sind mögliche Ziele Zé Robertos

Wo genau dann Zé Roberto seine Zelte aufschlägt, steht noch nicht fest. "Ich möchte gern für mindestens zwei Jahre bei einem Verein unterschreiben, um mehr Gewissheit zu haben. Wohin uns der Weg führt, kann ich noch nicht sagen", erklärt der Südamerikaner. Die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate und vor allem Brasilien im Hinblick auf die WM 2014 gelten als mögliche Ziele. So werden in Rio de Janeiro und in So Paulo händeringend Zugpferde für die WM gesucht. Der vielfach ausgesprochene Zusatz "Koste es, was es wolle" dürfte dabei ganz nach dem Geschmack des Edeltechnikers sein.