Der Peruaner spaltet nach dem Wirbel um seinem Flaschenwurf den Verein. Das Kontrollgremium will Verlängerung unbedingt verhindern

Hamburg. Bernd Hoffmann ist Kummer gewohnt. So war für den zuletzt glücklosen HSV-Chef weder das ausbleibende "Wunder von der Weser" am letzten Spieltag gegen Bremen noch der massive Fanprotest gegen die eigene Person Grund genug, in Selbstmitleid zu verfallen. Selbst das öffentliche Hin und Her Urs Siegenthalers, der als designierter Mehr-oder-weniger-Sportchef zunächst von einer Vorstandsnominierung absehen, dann plötzlich doch ein offizielles Mandat annehmen wollte und am Ende einer abwechslungsreichen Woche schließlich darauf verzichtete - beziehungsweise verzichten musste -, konnten den Vereinschef nicht aus der Fassung bringen. Doch als der zwölfköpfige Aufsichtsrat dem Vorstandsvorsitzenden am vergangenen Montag am Rande seiner Sitzung auch noch deutlich machte, dass man auf keinen Fall die angestrebte Vertragsverlängerung Paolo Guerreros mittragen würde, war es schließlich um Hoffmanns Contenance geschehen.

Die Vorgeschichte: Bereits am Freitag hatten mehrere Aufsichtsräte dem immer mehr in die Kritik geratenen Chefkontrolleur Horst Becker nahegelegt, sich mit Hoffmann auf eine Trennung von Guerrero zu verständigen. Schließlich habe der Vorstand in den vergangenen Tagen immer wieder betont, in Zukunft besonderen Wert auf die Charakterstärke der Profis zu legen. Und die sei bei dem Peruaner nach dessen Wirbel um den Flaschenwurf und seine angebliche Flugangst alles andere als ausgeprägt. Umso größer war dann die Verwunderung der Räte, als die Verlängerung von Guerreros auslaufendem Vertrag - zu stark verbesserten Bezügen (!) - am Montag trotz der zuvor verlautbarten Ablehnung noch immer auf der Tagesordnung stand.

Minutenlang versuchte Hoffmann den zweifelnden Aufsichtsräten im Elysee-Hotel zu vermitteln, dass man schon aus wirtschaftlichen und sportlichen Gesichtspunkten mit dem temperamentvollen Stürmer verlängern müsste, ehe er einer Abstimmungsniederlage zuvorkam und, entnervt und enttäuscht, die Verlängerung Guerreros von der Tagesordnung strich - zumindest vorläufig. So wollen Hoffmann und Vorstandskollegin Katja Kraus zunächst andere Baustellen schließen (Trainersuche, Sportchefsuche, Spielersuche), ehe sie doch noch einen zweiten Anlauf wagen wollen.

Ob Hoffmanns Spiel auf Zeit im Falle Guerrero funktionieren kann, muss aber bezweifelt werden. So geht es den meisten Aufsichtsräten, die Vorstandsentscheidungen über 500 000 Euro zustimmen müssen, nicht primär darum, die bereits ausgehandelten 3,5 Millionen Euro Gehalt zu drücken, sondern um die - öffentlich von Hoffmann angekündigte - Grundsatzentscheidung gegen sogenannte "Pflegefälle". Guerrero wollte sich auf Abendblatt-Nachfrage nicht äußern - und Hoffmann muss sich wohl auch in den kommenden Tagen an Kummer gewöhnen.