Italiens Enfant Terrible Antonio Cassano hat bei der EM mit schwulenfeindlichen Äußerungen für Wirbel gesorgt und brachte so Unruhe ins Team.

Krakau. Italiens Nationalstürmer Antonio Cassano redet sich bei der Fußball-Europameisterschaft um Kopf und Kragen. Erst sorgte das Enfant Terrible der Azzurri mit schwulenfeindlichen Äußerungen für Aufregung, dann feuerte er eine Breitseite auf seinen Club AC Mailand ab. "Ich hoffe, dass keine Schwulen in der Mannschaft sind“, sagte der exzentrische Süditaliener am Dienstagnachmittag im Casa Azzurri auf die Frage eines Reporters.

Nach dem grandiosen EM-Auftakt gegen Spanien (1:1) brockt der exzentrische Süditaliener der Squadra Azzurra mit seinen Aussagen vor dem Spiel gegen Kroatien völlig unnötigen Ärger ein. Die Online-Ausgabe der "Gazzetta dello Sport“ nannte Cassano Worte über Homosexuelle "schockierend“. Am Abend entschuldigte er sich: "Das tut mir aufrichtig leid. Ich wollte niemanden beleidigen. Schwulenfeindlichkeit ist mir absolut fremd“, teilte Cassano der Nachrichtenagentur ANSA mit.

Reporter hatten ihn im Casa Azzurri auf Äußerungen des italienischen Fernsehmoderators Alessandro Cecchi Paone angesprochen und den redseligen Fußballer damit aufs Glatteis geführt. Cecchi Paone hatte in einem Radio-Interview behauptet, dass zwei Homosexuelle und ein Bisexueller in der Squadra Azzurra seien. Cecchi Paone selbst ist homosexuell und hatte nach eigener Aussage mittlerweile beendete Beziehungen zu zwei italienischen Profi-Fußballern.

Zunächst hatte der 29-jährige Cassano in Krakau auf die Frage noch ausweichend reagiert: "Wir antworten darauf nicht“, sagte der Stürmer des AC Mailand und fügte dann hinzu: "Es ist besser, ich sage nicht, was ich denke.“

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In Krakau griff der im blütenweißen Polohemd fröhlich daher plappernde Cassano dann auch noch Milan wegen eines möglichen Verkaufs von Abwehrspieler Thiago Silva an und erklärte: "Jetzt spiele ich die EM und dann werde ich darüber nachdenken, ob ich bei Milan bleibe oder gehe“. Milans Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic habe recht, wenn er wütend sei. "Silva zu verkaufen ist ein Verbrechen. So einen lässt man für kein Geld der Welt gehen“, echauffierte sich der Milan-Stürmer im Casa Azzurri. Ohne Thiago Silva sei Milan nur noch die Hälfte wert. "Ohne ihn können wir den Meistertitel und die Champions League als Ziele vergessen“, meinte Cassano.

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Seine unbedachte Art hat ihm schon oft Skandale eingebrockt. Vor eineinhalb Jahren stand seine Karriere vor dem Aus, weil er den Vereinspräsidenten von Sampdoria Genua, Riccardo Garrone, auf das Übelste beschimpft hatte. Genua warf ihn daraufhin raus.

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Überraschend kam der Skandal-Kicker beim AC Mailand unter. Dort schien er ruhiger geworden zu sein – vor allem nach seiner Herz-Operation im vergangenen Herbst. Nationalcoach Cesare Prandelli hielt trotz der Operation, seines Trainingsrückstands und seiner früheren Eskapaden an Cassano fest. Sein Vorgänger Marcello Lippi hatte sich stets geweigert, Cassano in die Nationalelf zu berufen, weil er seine Ausraster und damit um den Teamgeist in der Squadra Azzurra fürchtete.