Bei einer Niederlage der Tschechen droht das EM-Aus. Griechenlands Trainer Santos fordert mehr taktische Disziplin als gegen die Polen.

Breslau. Alles auf Sieg: Tschechien steht vor dem zweiten Gruppenspiel am Dienstag (18.00 Uhr) gegen Griechenland in Breslau bereits mit dem Rücken zur Wand. Und in seiner Verzweiflung um die blutleere Vorstellung zum Auftakt gegen Russland (1:4) bemüht der Vize-Europameister von 1996 schon die Historie. Kapitän Tomas Rosicky denkt da vor allem an Welt- und Europameister Spanien. „Die haben vor zwei Jahren das erste Spiel verloren und dann das Turnier gewonnen“, sagte er. Schränkte dann aber ein: „Es ist keine gute Ausgangssituation, aber wir haben die Möglichkeit, noch einmal anzufangen. Das werden wir tun.“

Pekhart für Baros?

Das müssen sie auch, denn bei einer Niederlage gegen die mit einem 1:1 gegen Polen in die EM gestarteten Griechen und einem gleichzeitigen Remis zwischen Russland und dem Co-Gastgeber wäre die EM beendet, bevor sie für die Tschechen überhaupt richtig begonnen hat. Auch ein Unentschieden wäre mit Blick auf ein dann mögliches „Endspiel“ ausgerechnet gegen die Polen wohl zu wenig. Nationaltrainer Michal Bilek lässt sich wie gewohnt nicht in die Karten blicken. Nach dem Russland-Spiel kritisierte er den Leverkusener Michal Kadlec. Der 27-Jährige wird wohl eine Denkpause erhalten, für ihn könnte David Limbersky auf der linken Seite zum Einsatz kommen.

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Im Angriff kann Bilek nur schwer von Milan Baros lassen, für den es von den Fans bei seiner Auswechslung Pfiffe hagelte. „Wir spielen nur mit einem Stürmer, aber ich glaube, dass er der Richtige ist“, sagte der Nürnberger Tomas Pekhart, der für Baros das Tore schießen übernehmen könnte. „Aber das entscheidet der Trainer“, meinte Pekhart.

Bei den Griechen entscheidet das Coach Fernando Santos. Und da die EM für Avraam Papadopoulos wegen des Kreuzbandrisses vorbei ist und der Bremer Sokratis nach seiner Gelb-Roten Karte gesperrt ist, werden wie in der zweiten Halbzeit gegen Polen (1:1) der Schalker Kyriakos Papadopoulos und Konstantinos Katsouranis das Duo in der Abwehrzentrale bilden. Santos ist da ganz entspannt und erklärte nur: „Die beiden haben ihre Sache doch gut gemacht.“

Den Tschechen liegt nicht nur die Auftaktschlappe im Magen, sondern wohl auch ein wenig das Drama von 2004. Im Halbfinale, auf dem Weg zum Titel, scheiterten die damals überragend spielenden Tschechen in der Verlängerung durch das inzwischen abgeschaffte Silver Goal am späteren Europameister Griechenland. „Das ist keine Wiederholung von damals. Die Mannschaft hat sich sehr verändert, ich vergleiche nicht“, sagte Rosicky, fing dann aber doch an zu schwärmen. „Wir hatten eine tolle Mannschaft damals, wir hatten alles, was man brauchte, um zu gewinnen. Das ist Fußball. Manchmal verliert man dann trotzdem“, sagte Rosicky. Das werde jetzt aber keine Rache, sagte der Mittelfeldspieler vom FC Arsenal. „Es ist ein neues Spiel. Die Griechen werden versuchen es zu machen wie die Russen, nachdem sie das Spiel gesehen haben.“

Auch die Griechen spielen auf Sieg

Für den Europameister von 2004 gilt laut Santos: „Wir spielen immer auf Sieg. Ich denke, dass haben wir gegen Polen gezeigt. Und das werden wir auch wieder gegen Tschechien so machen“, sagte Santos, der zwar auch nicht für Offensivspektakel steht, aber zumindest etwas mehr nach vorne spielen lässt, als seinerzeit „König“ Otto Rehhagel. Deshalb forderte Santos auch eine diszipliniertere Vorstellung als in der Anfangsphase gegen Polen. „Die Spieler müssen unbedingt die taktischen Vorgaben einhalten.“ Denn bei einer Niederlage stünden dann die Griechen vor dem letzten Spiel mit dem Rücken zur Wand.