Obwohl die Vorbereitung des DFB-Teams auf die EM-Endrunde alles andere optimal läuft, demonstriert Bundestrainer Joachim Löw Gelassenheit.

Porto Cervo. Die Kanzlerin erhöht den Druck, der Bundestrainer demonstriert Gelassenheit: 23 Tage vor dem Start der EURO in Polen und der Ukraine hat Joachim Löw „völlig tiefenentspannt“ auf die Äußerung von Angela Merkel reagiert, die via Sport Bild am Mittwoch die Anforderungen an die deutsche Fußball-Nationalmannschaft noch einmal klar formuliert hat: „Die Hoffnungen eines ganzen Landes ruhen auf ihr.“

Löw, der bei seinem dritten Turnier als Chef natürlich die Mission Titelgewinn erfolgreich abschließen will, scherzte nach der achten Trainingseinheit seines Rumpfteams auf Sardinien angesichts der vielen Probleme in der Vorbereitung: „Stand heute sind wir völliger Außenseiter, morgen vielleicht wieder der Favorit.“

Dann fügte der 52-Jährige aber mit ernsten und entschlossenem Gesichtsausdruck an: „Ich bin völlig tiefenentspannt und werde meine Erwartungen nicht täglich verändern. Ich korrigiere sie weder nach oben noch nach unten.“

BVB-Spieler treffen ein, doch Löw plagen einige Sorgen

Im hellblauen Leinenhemd und grauer Chino zog der Chefcoach nach einer knappen Woche an der Costa Smeralda, wo die Doping-Kontrolleure der NADA am Mittwoch dem DFB-Team einen Besuch abstatteten und fünf Spieler zum Dopingtest baten, ein positives Zwischenfazit der „zerstückelten Vorbereitung“, wie er die knapp vierwöchige Vorbereitung auf die EURO bezeichnet hatte. „Ich bin sehr zufrieden, wir haben optimale Bedingungen und arbeiten sehr hart und konzentriert“, sagte Löw, der am Morgen noch kurze Gespräche mit den fünf Double-Gewinnern von Borussia Dortmund geführt hatte, die am Vortag angereist waren.

"Sie haben gemerkt, dass Feierlichkeiten sehr anstrengend sein können. Sie freuen sich jetzt, dass sie nach den Feten in Berlin und Dortmund langsam wieder ins Training einsteigen können“, berichtete der Bundestrainer, dem somit 17 Spieler seines 27-köpfigen vorläufigen Aufgebotes zur Verfügung stehen. Die BVB-Stars würden in den kommenden Tagen ebenso individuell trainieren wie auch die angeschlagenen Miroslav Klose, Lukas Podolski oder Per Mertesacker, die Löw allesamt „im Plan“ sieht.

Die Dortmunder Mats Hummels und Marcel Schmelzer, die zuletzt viel gespielt hätten, würden noch nicht so sehr belastet. Mario Götze und Sven Bender, die auch aufgrund von Verletzungen in den vergangenen Wochen und Monaten nicht so viel im Einsatz waren, müssen sich dagegen gleich auf intensive Einheiten gefasst machen.

Individualität ist deshalb auch das Zauberwort in den kommenden Tagen auf Sardinien, aber auch ab Freitag in Südfrankreich, wo in der zweiten Phase „fußballerische Elemente“ in den Vordergrund der Trainingsarbeit rücken werden. Zwei Tage später werden auch die Real-Stars Mesut Özil und Sami Khedira zur Mannschaft stoßen, die ebenfalls zunächst mal ein maßgeschneidertes Programm absolvieren werden.

Torjäger Miroslav Klose, der am Montag mit einer Knöchelverletzung angereist war, darf sogar selbst an seinem Trainingsplan mitwirken, der zunächst mal auf eine Woche ausgelegt ist. „Er kennt seinen Körper am besten, deshalb macht das Sinn“, erläuterte Löw.

Abwehrrecke Mertesacker, der sich nach langer Verletzungspause auf einem „hervorragenden körperlichen Niveau“ befinde, müsse wieder „Spiel- und Wettkampfpraxis“ vermittelt werden und der von Problemen geplagte Podolski soll sich noch ein paar Tage außerhalb des Platzes gezielt auf den zweiten Vorbereitungsabschnitt vorbereiten.

"Wir werden sehr gut präpariert in das Turnier gehen“, sagte der Bundestrainer bei seinem ersten öffentlichen Auftritt während des Trainingslagers. Dass die acht Bayern-Profis, die erst am 25. Mai an der Cote d'Azur erwartet werden, am Samstag noch das Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea bestreiten, bereitet Löw keine Kopfschmerzen. „Ich hoffe natürlich, dass sie sich keine Verletzungen zuziehen“, sagte der Bundestrainer, der den Bayern nach deren Enttäuschungen in Meisterschaft und DFB-Pokal den Titel in der Königsklasse zutraut: „Gefühlsmäßig sage ich, dass sie das schaffen.“