Leipzig. Erst fand der Regionalligist in Hamburg kein Stadion, dann wurde der Platz in Dessau zerstört. Nun folgt der Umzug nach Leipzig.

Liborio Mazzagatti ist gerade auf dem Weg zum Bahnhof, als sein Telefon klingelt. "Ich will dann auch mal nach Leipzig", bittet der Vorsitzende des FC Teutonia 05 Ottensen beim Abendblatt um Verzeihung dafür, dass er kurz angebunden ist. Entschuldigung angenommen. Der 48-Jährige hat vor dem Kracher in der ersten Runde des DFB-Pokals an diesem Dienstagabend (20.46 Uhr/ZDF) bei - und nicht gegen, das ist in diesem Fall ein feiner, aber entscheidender Unterschied - Bundesligist RB Leipzig schließlich alle Hände voll zu tun.

Es galt einen ärgerlichen, aber geplanten, und einen ärgerlichen, aber ungeplanten Umzug zu organisieren. Nachdem das Traumlos gegen den Champions-League-Teilnehmer feststand, fand Teutonia zunächst kein geeignetes Stadion in Hamburg, das den Regularien des DFB für ein Pokalspiel entspricht. Das Hoheluft-Stadion, in dem Ottensen seine Ligaheimspiele austrägt, kam aufgrund des Kunstrasens nicht in Frage.

FC St. Pauli wollte RB Leipzig keine Bühne bieten

Der FC St. Pauli lehnte es ab, dem Stadtnachbarn das Millerntor-Stadion zu überlassen, um dem ungeliebten Konstrukt von RB Leipzig, hinter dem Hauptsponsor Red Bull steckt, keine Bühne bieten. Dies kritisierte zuletzt auch Leipzigs Trainer Domenico Tedesco.

Also musste sich Teutonia andernorts umsehen - und wurde zunächst fündig: im Paul-Greifzu-Stadion in Dessau. Doch dort kippten Unbekannte am vergangenen Dienstag eine giftige Substanz auf den Rasen. Der Platz war in Folge dessen unbespielbar, und der nächste Umzug wurde nötig.

Teutonia muss in Leipziger Red Bull Arena spielen

Nun einigten sich beide Mannschaften schlicht auf einen Tausch des Heimrechts, weswegen die Partie in der Leipziger Red Bull Arena ausgetragen wird. Auf welchen Kosten Teutonia nun sitzenbleibt und auf welche Höhe diese sich belaufen, ließ sich bislang nicht absehen. "Wir wollten uns erstmal aufs Sportliche konzentrieren und klären all diese Fragen nach dem Spiel", so Mazzagatti. Die saubere Abwicklung des Umzugs hatte Priorität.

Leipzig hatte bereits angeboten, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Man könne aber nicht immer alles von RB erwarten, hieß es seitens Ottensens. Unter anderem entstehen hohe Lieferkosten, da Großteile des für die Austragung der Begegnung benötigten Materials bereits nach Dessau transportiert worden waren. Zudem fallen Zahlungen für Auf- und Abbauarbeiten, des weiteren Reisekosten für den Teutonia-Tross an.

Ottensen besichtigt Leipziger Stadion

Immerhin: Zumindest vor Ort angekommen, gibt es für den krassen Außenseiter keine Schwierigkeiten mehr. Am Montagabend durfte er im RB-Leistungszentrum trainieren, für Dienstagmittag war eine weitere Einheit geplant. Zudem besichtigten die Gäste bereits das Stadion.

"Die Trainingsbedingungen bei RB sind ausgezeichnet. Dadurch, dass wir uns das Stadion anschauen durften, haben wir auch jetzt schon ein besseres Gefühl für das bekommen, was uns erwartet", sagte Teutonias Trainer David Bergner. Für ihn ist die Partie eine Reise in die Vergangenheit. Von 2010 bis 2012 coachte er die zweite Mannschaft der "Roten Bullen".

Teutonia fokussiert sich auf das Geschehen auf dem Platz

Wieder zur Verfügung steht den Hamburgern Zehner Fabian Istefo, der seine Erkältung auskuriert hat. Auch Pokalfuchs Linus Meyer steht im Aufgebot. Der ebenfalls erkältete Innenverteidiger Tjorben Uphoff wird nach einer Woche Antibiotikaeinnahme allerdings voraussichtlich ausfallen. Für Bergner keine Ausrede. "Wir müssen unsere Aufgaben auf dem Platz erledigen. Alles Weitere werden wir sehen", so der 48-Jährige.