Madrid. Zwei blamable Niederlagen vor dem prestigeträchtigen Duell mit dem Dauer-Rivalen Barcelona haben Real Madrid tief verunsichert. Trainer Zidane stellt sich vor seine Spieler, nimmt alle Schuld auf sich.

Beim FC Barcelona reiben sie sich schon die Hände. Ausgerechnet vor dem Clásico am Samstag steckt Erzrivale Real Madrid in einer überraschenden Krise.

Zwei Niederlagen gegen eigentlich als leicht geltende Gegner, dem 0:1 gegen Aufsteiger FC Cádiz folgte das 2:3 gegen Schachtjor Donezk in der Champions League. "Der Boden unter den Füßen von Real Madrid wankt und das Auswärtsspiel an diesem Samstag im Camp Nou wird zu einem kritischen Tag für die Weißen", schrieb die Zeitung "El País". Der französische Trainer Zinedine Zidane fand nach der Niederlage gegen die Ukrainer deutliche Worte. Vor allem gegen sich selbst. Nun erwarten die Fans, dass er bis Samstag auch die Probleme in den Griff bekommt.

"Ich bin dafür verantwortlich und ich muss Lösungen finden. So etwas darf nicht passieren", sagte der Trainer der Königlichen. "Wenn das Team nicht so spielt, wie man es wollte, dann trägt man selbst die Schuld."

Der doppelte Tiefschlag kommt vor dem Duell in Barcelona natürlich zur Unzeit. Zumal Barça, das in der Königsklasse 5:1 gegen Ferencvaros gewann, nach der gegen Real sieglosen vergangenen Saison und der verpasste Meisterschaft ohnehin maximal motiviert sein wird. So richtig rund läuft es aber auch bei den Katalanen nicht immer, wie die 0:1-Niederlage gegen Getafe vergangenen Samstag zeigte.

Während in der Kabine von Real Ernüchterung herrschte und selbst Präsident Florentino Pérez nach dem Spiel gegen Schachtjor in seinem dreiminütigen Besuch nur wenige Worte herausbrachte, waren die Schlagzeilen deutlich. "Jeden Tag schlimmer" schrieb "Marca" und "Mundo Deportivo" sprach vom "Alptraum vor El Clásico". Natürlich waren gerade die katalanischen Publikationen nicht zimperlich "Madrid sinkt", titelte "El Periódico".

Erschreckend war vor allem, wie einfach Donezk zu seinen Toren kam. Ein 0:3 zur Halbzeit hatte es in der Königsklasse für Real im eigenen Stadion natürlich noch nie gegeben. Nach der Lehrstunde auf dem Platz bleib den Real-Profis dank des Geisterspiels zumindest das Pfeifkonzert der Fans erspart.

Madrid agierte offensiv zu ideenlos. Wie schon gegen Cadiz brachten die unzähligen Flanken keinen Erfolg. Ein Traumtor von Luka Modric und ein Treffer des nur 14 Sekunden zuvor eingewechselten Vinicius Junior nach einem Abwehrpatzer ließen Real hoffen. Und als Federico Valverde in der Nachspielzeit das 3:3 erzielte, dachte man, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Doch Schiedsrichter Srdjan Jovanović entschied zurecht auf Abseits.

Den Königlichen mangelt seit dem Abgang von Cristiano Ronaldo 2018 an einem Goalgetter. Karim Benzema konnte das Problem in der vergangenen Saison etwas beheben, ist aber allzu oft Alleinunterhalter. Innenverteidiger Sergio Ramos nahm am Freitag das Training wieder auf, nachdem er gegen Schachtjor wegen einer gegen Cádiz erlittenen Knieverletzung ausgefallen war. Luka Jovic, das zeigte auch das Spiel gegen Donezk, ist in seiner Rolle in der spanischen Hauptstadt irgendwo zwischen glücklos und überfordert. Zusätzlich dürfte ihn die Hiobsbotschaft aus der Heimat belasten, dass die serbische Staatsanwaltschaft gegen ihn sechs Monate Haft wegen Verstoßes qegen Quarantäneauflaugen im März beantragt hat.

Eine Trainer-Diskussion ist noch nicht aufgeflammt. "As" bemerkte lediglich, dass Zidane sich mit seinen vielen Wechseln - gegen Donezk begannen Benzema und Toni Kroos auf der Bank - selbst in Gefahr bringe. "Mundo Deportivo" bemüht schon einmal die Vergangenheit: "Es erinnert einige schon an die Lage vor zwei Jahren. Damals wurde Trainer Julen Lopetegui als Real-Trainer nach mehreren Niederlagen entlassen." Die Zeitung "As" prophezeite indessen, dass Zizou dank seiner langen Erfahrung auch unter Druck die Nerven behalten werde.

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