Peking. Wegen des Ausbruchs der Lungenkrankheit wurde Chinas Fußballsaison abgepfiffen, noch bevor sie an diesem Wochenende beginnen konnte. Es ist ein schwerer Schlag für Teams und Sponsoren. Wie geht es weiter?

Das Coronavirus stürzt den chinesischen Fußball in eine Krise. Nachdem der Saisonauftakt an diesem Wochenende wegen des Ausbruchs der neuen Lungenkrankheit verschoben worden war, herrscht große Ungewissheit. Wirtschaftlich ist der Ausfall enorm.

Bestenfalls im April soll die Super League wieder beginnen können. Aber chinesische Gesundheitsexperten sagen schon voraus, dass sich die Epidemie dann vielleicht erst "stabilisieren" werde.

Bislang haben sich allein in China 75 000 Menschen mit dem Sars-CoV-2 genannten Virus infiziert. Mehr als 2200 Patienten sind gestorben. Jeden Tag steigt die Zahl neu nachgewiesener Ansteckungen und der Todesfälle durch den Ausbruch weiter. Experten gehen von einer extrem hohen Dunkelziffer aus. Ein Ende ist nicht in Sicht - nicht einmal ein Höhepunkt der Epidemie.

"Die Fußballvereinigung hat uns informiert, dass wir frühestens im April wieder starten können", sagt der registrierte Agent Wang Xiao der Deutschen Presse-Agentur in Peking. Er arbeitet für mehrere Spieler und Clubs der Super League, darunter auch Beijing Guo'an in der chinesischen Hauptstadt. "Anfangs war vom 15. April die Rede, dann vom 12. April, aber das ist alles nicht sicher."

Ohnehin waren viele Teams bei der Absage des Saisonstarts gerade zum Training im Ausland, wo sie vorerst auch bleiben. Aber selbst wenn es im günstigsten Fall im April wieder losgehen könnte, wäre der Zeitplan mit den nachzuholenden Spielen viel zu eng. So waren schon zuvor ab Juni teilweise zwei Spiele pro Woche geplant. "Die Vorbereitungen der Teams, die körperliche Fitness, all das wird stark beeinträchtigt werden", fürchtet Wang Xiao.

So wurde auch schon über eine zeitliche Anpassung der in China über den Sommer laufenden Fußballsaison an beispielsweise den deutschen Spielplan von Herbst bis Frühjahr nachgedacht. "Aber das ist unrealistisch, weil Chinas Winter zu kalt ist", sagt Wang Xiao. Deswegen habe auch Chinas Fußballvereinigung eine Verlegung in diesem Jahr über die kalte Zeit ausgeschlossen.

Wirtschaftlich ist der Ausbruch des Virus ein schwerer Schlag für das Fußballgeschäft. Schon vorher wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft unter anderem wegen des Handelskrieges mit den USA so langsam wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr - jetzt steht das Land durch die radikalen Maßnahmen im Kampf gegen das Virus weitgehend still. "Die ganze Industrie steckt in der Krise", klagt Wang Xiao. "Es herrscht ein extrem kalter Winter, weil der chinesische Fußball immer auch ein Barometer für die chinesische Wirtschaft ist."

Meist stammen die Förderer des Fußballs in China aus den Branchen Tabak, Hausgeräte, Wein, Finanzen, Immobilien und E-Commerce. "Wenn die Lage des Landes nicht gut ist, hat es direkte Auswirkungen auf den Fußball", sagt der Agent. Da es den direkten Sponsoren der Teams meist schon schlecht gegangen sei, hätten sie auch kaum investiert.

Ausnahmen sind nur die ganz reichen Clubs wie Shenzhen FC, hinter dem die traditionsreiche chinesische Schnapsfirma "Kweichow Moutai" steckt, oder der seit 2015 als erster chinesischer Verein an der Börse gelistete Club Guangzhou Evergrande. Er wird von der großen chinesischen Online-Handelsplattform Taobao unterstützt.

Aber nicht nur die Liga ist betroffen. Auch die Spiele der chinesischen Mannschaften in der asiatischen Champions League sind in Gefahr. Allein Beijing Guo'an durfte am Dienstag in Nordthailand gegen Chiangrai United antreten und siegte 1:0. Aber Guo'an hatte zuvor auch einen Monat lang in Südkorea trainiert.

Ursprünglich hatte der asiatische Verband (AFC) geplant, die vier chinesischen Mannschaften - außer Guo'an noch Evergrande, Shanghai SIPG und Shanghai Shenhua - erst einmal auswärts spielen zu lassen. Aber strikte Reisebeschränkungen vieler Länder wegen des Virus durchkreuzten die Pläne, so dass die Spiele verlegt werden mussten.

In der Weltmeisterschafts-Qualifikation wurden bereits erste Entscheidungen getroffen: Das Heimspiel der Chinesen gegen die Malediven wird am 26. März in Buri Ram/Thailand stattfinden. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass Guam sein geplantes Heimspiel gegen China am 31. März ebenfalls am selben Ort in Thailand austrägt.

Der neue chinesische Nationaltrainer Li Tie könnte dafür seine Spieler Anfang März für ein Trainingslager in Dubai versammeln. So könnte er Einreiseprobleme wie verpflichtende Quarantäne in China nach Trainingsaufenthalten der Spieler im Ausland vermeiden. Ohnehin trainieren in Dubai schon einige Teams der Superliga oder wollten dort ihre Saisonvorbereitungen absolvieren.

China müsste die beiden Spiele gegen die schwachen Mannschaften aus den Malediven und Guam für sich entscheiden, um sich in der Gruppe noch Hoffnungen machen zu können. Die vergangenen Begegnungen im Herbst hatte China jedenfalls klar gewonnen - vor Ausbruch des Virus.