Salzburg/St. Petersburg. Ein Auftritt voller Fehlpässe und Ideenlosigkeit endet 0:0 gegen Salzburg. Die Leipziger ziehen derweil erstmals ins Viertelfinale ein.

Hilflos, ideenlos, chancenlos: Borussia Dortmund hat sich mit einer weiteren blamablen Vorstellung aus Europa verabschiedet. Mit dem 0:0 beim FC Salzburg besiegelte der Revierclub am Donnerstag das verdiente Aus im Achtelfinale der Europa League. Der erste Knockout des BVB gegen ein österreichisches Team passte ins Bild einer völlig missratenen internationalen Saison mit nur einem Sieg in zehn Spielen.

Vor 29.520 Besuchern im ausverkauften Salzburger Stadion lieferte der BVB eine gruselige Vorstellung ab und war völlig chancenlos gegen den Außenseiter, der vor einer Woche mit 2:1 in Dortmund triumphiert hatte. Einzig Torwart Roman Bürki verhinderte mit einigen Paraden eine weitere Niederlage auf internationaler Bühne.

Unerklärliche Fehlpässe und Ideenlosigkeit beim BVB

Bei einem Ausscheiden werde es Diskussionen geben, hatte BVB-Coach Peter Stöger befürchtet. Und diskutabel war tatsächlich die Vorstellung der Schwarz-Gelben. In der Defensive, allen voran der überforderte Dan-Axel Zagadou, leisteten sich die Dortmunder unerklärliche Fehlpässe. Und das Offensivspiel war von Ideenlosigkeit geprägt. Wie schon im Hinspiel fand der Bundesligist überhaupt kein Mittel gegen das frühe Pressing der Salzburger.

Umso bitterer dürfte der schwache Auftritt für den gebürtigen Österreicher Stöger gewesen sein. Schließlich hat sich seine Ausgangsposition auf eine Weiterbeschäftigung über den Sommer hinaus verschlechtert. Erstmals seit 2011 werden die Westfalen damit kein Endspiel (DFB- oder Europapokal) bestreiten.

Salzburg hätte schon früh in Führung gehen müssen

Schon in der ersten Halbzeit hätte Salzburg in Führung gehen müssen. Schon nach sechs Minuten verpasste der Südkoreaner Hee-Chan Hwang nach einem schlimmen Fauxpas von Zagadou die Führung, als er an Bürki scheiterte. Der Franzose war für Ömer Toprak (muskuläre Probleme) in die Startelf gerückt, sorgte aber mit vielen Unsicherheiten für weitere Unruhe im BVB-Spiel.

Auch die zweite Chance resultierte aus einem Dortmunder Geschenk, diesmal hatte Sokratis gepatzt. Doch erneut war Bürki Sieger gegen Wang (21.). Die wohl größte Chance hatten die Österreicher durch Xaver Schlager, der Bürki mit einem Schuss aus halblinker Position zu einer Parade zwang (32.). Kurz darauf setzte Munas Dabbur einen Lupfer über das Tor (35.). Die Salzburger, die im 33. Pflichtspiel in Serie ungeschlagen blieben, hätten frühzeitig für klare Verhältnisse sorgen können.

Götze und Reus blieben nach der Pause in der Kabine

Und der BVB? Nicht eine Tormöglichkeit brachten die Dortmunder im ersten Durchgang zustande. Von den vielen guten Vorsätzen war nichts zu sehen, mehr als einige harmlose Flanken hatte der deutsche Keeper Alexander Walke nicht zu fürchten.

Stöger reagierte zur Pause und ließ seine Stars Marco Reus und Mario Götze in der Kabine. Insbesondere Götze hatte überhaupt keine Bindung zum Spiel und konnte keine Akzente setzen. Doch auch mit frischem Personal verlief das Dortmunder Spiel weiter holprig. Bis zur 57. Minute musste der mitgereiste Anhang auf die erste Torchance durch Marcel Schmelzer warten, der Schuss des Kapitäns war aber zu unplatziert.

Die Gastgeber mussten sich indes vorwerfen lassen, zu fahrlässig mit ihren Möglichkeiten umgegangen zu sein - wie etwa nach gut einer Stunde bei einer 3:1-Situation vor dem Bürki-Tor oder dem Lattenschuss von Dabbur (90.+2). So hätte es noch einmal spannend werden können, als Michy Batshuayi (70.) und Alexander Isak (73.) freistehend beste Chancen vergaben.

RB Leipzig verblüfft mit Viertelfinal-Einzug

Die beeindrucke Europapokal-Tour von RB Leipzig geht weiter. Ein früher Genie-Streich von Vorbereiter Timo Werner und der Treffer vom neuen Tor-Garanten Jean-Kévin Augustin haben dem deutschen Vizemeister den erstmaligen Einzug in das Viertelfinale der Europa League beschert. Der Mannschaft von Trainer Ralph Hasenhüttl reichte bei Zenit St. Petersburg ein 1:1 (1:1), nachdem die Sachsen das Hinspiel in der Red Bull Arena eine Woche zuvor mit 2:1 gewonnen hatten.

Vor 44.092 Zuschauern waren die Leipziger durch Augustins Tor in der 22. Minute in Führung gegangen. Der Ausgleich in der Nachspielzeit der ersten Hälfte durch Sebastian Driussi (45.+1) machte die zweite Halbzeit zu einer Zitterpartie.

Timo Werner verschoss Elfmeter

Werner verschoss dabei in der Schlussphase einen Elfmeter und vergab die große Chance zur beruhigenden Entscheidung (82.). Weniger als 72 Stunden vor dem Meisterschaftskracher in Leipzig gegen den FC Bayern bestand die junge RB-Mannschaft jedoch nach großem Kampf und auch ein wenig Glück den Stresstest im WM-Stadion der russischen Ostsee-Metropole.

RB lief dabei in Topbesetzung auf und setzte auf Ballkontrolle und schnelle Angriffe. Die Clubangaben zufolge 33 mitgereisten Leipzig-Fans sahen, dass der Plan von RB-Coach Ralph Hasenhüttl, möglichst früh ein Tor zu erzielen, aufging.

Augustin nutzte im Strafraum mit Ruhe und Übersicht die erste Chance der Partie. Angreifer Timo Werner hatte ihn mit einem feinen Pass in Szene gesetzt. Schon im ersten Match hatte der Nationalstürmer mit einer Vorlage und einem Treffer geglänzt. Doch trotz des Hinspielerfolges und der Führung konnten sich die Sachsen nicht ausruhen, denn St. Petersburg brauchte nur zwei Treffer, um eine Verlängerung zu erzwingen.

Zenit, das im Hinspiel vor allem gemauert hatte und durch ein Freistoßtor in der Schlussphase zu seinem Auswärtstreffer gekommen war, agierte angriffslustiger als vor einer Woche. Gleich zu Beginn hatten die Gastgeber aber Pech: Trainer Roberto Mancini musste nach acht Minuten den russischen Nationalstürmer Alexander Kokorin auswechseln, da dieser sich bei einem Zweikampf mit RB-Kapitän Willi Orban verletzte.

RB-Kapitän Orban in der Halbzeit ausgewechselt

Auch nach dem Rückstand fehlte Zenit zunächst Glück: Der argentinische Nationalspieler Leandro Paredes, das Hinspiel hatte er gelbgesperrt verpasst, setzte einen wuchtigen Freistoß an Leipzigs Latte (26.). Nach weiteren Chancen kamen die Gastgeber in der Schlussphase vom ersten Durchgang zum Ausgleich, Driussi konnte nach Flanke von links den Ball ins Tor drücken.

Zur zweiten Hälfte nahm Hasenhüttl RB-Kapitän Orban aus der Partie. Den gelbverwarnten Innenverteidiger ersetzte der 18 Jahre alte Ibrahima Konaté, der in der Folge mit dem 19-jährigen Dayot Upamecano Leipzigs Abwehrzentrum bildete. RB gelang es zunächst jedoch, Druck nach vorne zu entwickeln und so die Torgefahr von Zenit zu reduzieren. Der Bundesliga-Sechste schaffte es aber nicht, das erlösende zweite Auswärtstor zu erzielen. Am Ende drückten die Hausherren, doch Leipzig brachte das 1:1 über die Zeit.

Im Viertelfinalhinspiel wird Leipzig möglicherweise wieder auf die junge Innenverteidigung aus Konaté und Upamecano setzen, denn Orban ist dann gelbgesperrt. Die Begegnungen der Runde der letzten acht Teams werden am Freitag ausgelost.