Das war viel zu wenig. Gegen Österreichs Meister verliert Borussia Dortmund sein Achtelfinal-Heimspiel. Werner trifft für Leipzig.

Dortmund. Von der Südtribüne ertönte ein gellendes Pfeifkonzert, den Gang in die Kurve brach die Mannschaft von Borussia Dortmund schon nach wenigen Metern ab: Nach einem blamablen Rückfall in „Beamtenfußball“ droht dem BVB in der Europa League ein unrühmliches Aus. „Das war sehr dürftig heute und ist schwer für mich zu erklären“, sagte Trainer Peter Stöger nach dem bitteren 1:2 (0:0) im Achtelfinal-Hinspiel gegen Red Bull Salzburg.

Der in allen Belangen ungenügende DFB-Pokal-Sieger verlor völlig verdient, schon während der letzten Minuten flüchteten zahlreiche Zuschauer aus dem ohnehin nicht ausverkauften Stadion. „Dass wir so etwas zu Hause zulassen, ist ein No-Go. Wir müssen jetzt einiges wiedergutmachen“, sagte Kapitän Marcel Schmelzer. Das Rückspiel wird am 15. März ausgetragen, in Salzburg steht der BVB mit dem Rücken zur Wand.

RB Leipzig darf unterdessen auf das Erreichen des Viertelfinales in der Europa League hoffen. Der Bundesligist gewann gegen Zenit St. Petersburg daheim mit 2:1 (0:0). Bruma traf in der 56. Minute nach schönem Zusammenspiel mit Timo Werner zur Führung für die Leipziger. Werner selbst erzielte in der 77. Minute das 2:0. Domenico Criscito verkürzte allerdings vier Minuten vor Schluss für St. Petersburg. Das Rückspiel findet am kommenden Donnerstag in Russland statt.

Dortmund unter Stöger ideenlos

Für die Dortmunder war es ein bitterer Abend. „Wie die Beamten“ zu spielen, hatte Sportdirektor Michel Zorc den Dortmunder Profis bereits nach dem Liga-Heimspiel gegen den FC Augsburg (1:1) vorgeworfen. Zehn Tage später sah es gegen den österreichischen Serienmeister nicht besser aus: flügellahm, harmlos, ohne Leidenschaft. Salzburg zog sich zurück und stach eiskalt zu – beide Tore erzielte Valon Berisha (50., Foulelfmeter/56.).

Schürrle drückte den Ball irgendwie über die Linie
Schürrle drückte den Ball irgendwie über die Linie © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin

Andre Schürrle traf zumindest zum Anschluss (63.). „Gott sei Dank gibt es ein zweites Spiel. Wir haben eine richtig schwere Aufgabe, aber ausgeschieden sind wir noch lange nicht“, sagte Stöger.

Bartra offizielle verabschiedet

Der emotionale Höhepunkt des Abends kam bereits vor dem Anpfiff. Der BVB verabschiedete sich von Marc Bartra, dem einzigen Spieler, der im April 2017 beim Sprengstoffanschlag auf die Mannschaft verletzt worden war. Der spanische Innenverteidiger (jetzt Betis Sevilla) sagte unter Ovationen der Fans auf der Südtribüne „adios“ und las gemeinsam mit Stadionsprecher Norbert Dickel die Aufstellung vor.

Bartra hatte bei seiner Verabschiedung Tränen in den Augen
Bartra hatte bei seiner Verabschiedung Tränen in den Augen © dpa | Bernd Thissen

Sportlich versuchte der BVB, der Ansage Zorcs Folge zu leisten. „Von uns wird erwartet, dass wir in die nächste Runde einziehen. Das ist auch unser Anspruch“, hatte der Sportdirektor vor Anpfiff gesagt. Nach einem ansprechenden Start wirkten die Aktionen der BVB-Profis allerdings fast ausnahmslos lasch. Salzburg, begleitet von 2000 Fans, hatte mit seiner guten defensiven Ordnung keine große Mühe, den Favoriten vom eigenen Tor fernzuhalten. Es fehlten Leidenschaft und Überraschungsmomente, im Sturm war Michy Batshuayi abgemeldet.

Auf die Pfiffe folgen Gegentore

Andererseits schien der BVB von Salzburg auch nichts zu befürchten zu haben – bis zur 39. Minute, in der Kapitän Marcel Schmelzer in höchster Not einen Kopfball von Hwang Hee-Chan vor der Torlinie klären musste. Torhüter Roman Bürki war bereits geschlagen. Die Verunsicherung wurde noch größer, als Hwang Sekunden vor der Halbzeitpause den Ball an den Pfosten schlenzte.

Die nur 53.700 Zuschauer reagierten schon da mit deutlichen Pfiffen, die aber auch kein Weckruf waren: Kurz nach der Pause riss Toprak seinen Gegenspieler ohne jede Not um, Berisha verwandelte den folgenden Elfmeter sicher. Wenige Minuten danach verloren die Schwarz-Gelben den Ball im Aufbauspiel – es folgte das 0:2.

Der BVB, vollkommen konsterniert, raffte sich danach immerhin noch zu einem Aufbäumen auf, Schürrles Tor hielt die Hoffnungen am Leben. „Wir haben die Qualität, in Salzburg zu gewinnen“, sagte Stöger.

Leipzig selbstkritisch: "Das Traumergebnis war es leider nicht"

In Leipzig hatte man zwar Grund zur Freude, gab sich aber auch selbstkritisch nach dem Spiel: „Es ist natürlich schade, dass wir das Gegentor bekommen haben. Wir waren klar die bessere Mannschaft“, sagte Torschütze Timo Werner. „Es ist bitter, so ein Gegentor zu bekommen. Aber wir haben gewonnen, das ist das Gute“, sagte der Nationalspieler bei Sport1. Trainer Ralph Hasenhüttl äußerte sich ähnlich: „Mit dem Spiel muss man heute sehr zufrieden sein. Das Traumergebnis war es leider nicht, dafür haben fünf Minuten gefehlt.“

Dem Tabellensechsten der Fußball-Bundesliga reicht im Rückspiel am kommenden Donnerstag im WM-Stadion der russischen Ostsee-Hafenstadt immerhin ein Unentschieden für das Erreichen des Viertelfinales. Zenit hat allerdings mit vier Siegen in vier Spielen die beste Heimbilanz aller Teams in der Europa League. „Wir sind auch in St. Petersburg in der Lage, ein Tor zu schießen“, sagte Werner.