Hamburg. Die Fans feiern den Hamburger Regionalligisten nach starker Leistung gegen englischen Erstligisten Huddersfield Town.

Schon vor Spielbeginn sorgte Altonas Stadionsprecher Peter Helmcke für bestes Amateurfußball-Feeeling. „Wir danken unserem Präsidenten Dirk Barthel herzlich für die neue Lautsprecheranlage“, lautete Helmckes launige Durchsage. Nur wollte sich bei den 2240 Fans auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn kein Amateurfußball-Feeling einstellen.

Einerseits, weil Altona 93 zum zweiten Mal innerhalb eines Monats gegen einen Premier League-Club antrat. Nach West Ham United gab sich diesmal Überraschungs-Aufsteiger Huddersfield Town die Ehre. Andererseits, weil das 0:3 gegen Huddersfield einmal mehr bewies, dass Altona 93 seit einiger Zeit verdammt viel richtig macht. Der Aufsteiger und frischgebackene Regionalligist professionalisiert sich – ohne seinen Charme des Ursprünglichen zu verlieren. Als Beispiel dafür dient unter anderem der sehr gelungene Stadionumbau. Altona 93 ist aber mehr als ein atmosphärisch angenehmer Club für den entspannten Fußball-Genuss. Die Mannschaft überzeugt auch auf dem Platz. Gegen Huddersfield spielte das Team munter mit und hätte einen Treffer verdient gehabt. Das frühe 0:1 durch den überragenden belgischen Nationalspieler Laurent Depoitre (4.), dessen bulliger Körperbau an einen Rugby-Spieler erinnerte, steckt das Team von Berkan Algan gut weg.

Der Ausgleich – ein Abseitstor?

Mutig wurde oft früh gepresst, was Huddersfield zwar einige Räume und ein paar Chancen eröffnete – meist eingeleitet vom Ex-Ingolstädter Florent Hadergjonaj und abgeschlossen von Depoitre –, aber Altona 93 auch wertvolle Ballgewinne brachte. Einer davon führte eigentlich zum Ausgleich. Mark Hinze erkämpfte sich die Kugel weit in der Hälfte der Engländer, passte geschickt auf Nick Brisevac, dessen Pfostenschuss Marco Schultz mit der Hacke ins Netz bugsierte (30.). Linienrichter Adrian Höhns zeigte Abseits an, eine zumindest diskutable Entscheidung. Kurz vor der Pause war erneut Brisevac dem Ausgleich nahe. Eine Hereingabe von Finn Rettstadt ließ Schultz passieren, „Brise“ scheiterte mit seinem Geschoss am parierenden Keeper Joel Coleman.

Den Schwung nahm Altona 93 in die Anfangsphase der zweite Hälfte mit. Arnold Lechler verpasste im Nachstochern. Wieder ging ein Ballgewinn durch Pressing voraus (50.). Mit zunehmender Spieldauer schwanden dann bei den Gastgebern etwas die Kräfte. Der Ex-Nürnberger Abdelhamid Sabiri (58.) und Depoitre mit seinem zweiten Treffer, einem herrlichen Seitfallzieher (81.), sorgten für den Endstand. Die letzte Szene des Spiels gehörte dafür Altona 93. Unter dem frenetischen Jubel der Zuschauer spurtete Björn Dohrn die linke Außenbahn herunter, flankte auf Lechler, der frei vor dem Tor am zweiten Keeper von Huddersfield, Robert Green, scheiterte. Danach war das sehr abwechslungsreiche Spiel vorbei. Die Zuschauer verabschiedeten Altona 93 mit Standing Ovations und Ehrenrunde, Trainer Berkan Algan erhielt sogar von einem Fan eine AJK-Altona-Kette in den Vereinsfarben als Geschenk.

Huddersfield-Coach David Wagner lobt Altona 93

„Natürlich war das heute etwas anderes als beim 3:3 gegen West Ham United. Hudddersfield steht voll im Saft und es sind Profis. Wir wollten aber unbedingt offensiv mitspielen, den Fans ein attraktives Duell bieten“, erklärte Algan die mutige Marschroute. Lob erhielt der Altonaer Coach von Huddersfields Trainer David Wagner, dessen Mannschaft sich sehr volksnah und ohne Berührungsängste gegenüber den Zuschauern präsentiert hatte: „Altona spielt guten Fußball, sauber und technisch stark.“

„Es ist toll, wenn man jede Woche gegen einen so großen englischen Club spielt“, witzelte Altonas Spieler Jakob Sachs in seinem Statement. Als er wieder ernst wurde, sprach er von einem „großen Erlebnis. Wir mussten erst einmal ins Spiel kommen. Als wir uns dann so richtig was getraut haben, war auch ein Treffer für uns drin“. Schließlich richtete Sachs seinen Blick auf den nächsten Sonnabend. „Da steht die Partie in Flensburg an. Wir wollen punkten. Wir haben in der Regionalliga schon ein paar Zähler verschenkt.“ Sie wollen an der Adolf-Jäger-Kampfbahn eben weiterhin verdammt viel richtig machen – vor allem im Regionalliga-Alltag.