Rimini . Drei Tore von Debütant Serge Gnabry beim 8:0. Auch Bundestrainer Joachim Löw hat einen historischen Rekord aufgestellt.

Zur Pause war San Marino noch besser als Brasilien. Da stand es am Freitagabend nur 3:0 für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation, anders als bei der WM 2014 im Halbfinale gegen den Gastgeber, als es bereits 5:0 für die Mannschaft von Joachim Löw stand. Doch am Ende gewann Löws Truppe an einem verregneten Abend mit 8:0 und hat dabei einige Premieren feiern dürfen.

Noch nie wurde eine Qualifikation mit vier Siegen ohne Gegentor begonnen. Noch wie war dabei ein Debütant wie Serge Gnabry mit drei Toren erfolgreich. Und Löw selbst hat Trainerlegende Sepp Herberger mit jetzt 95 Siegen Siegen (in 142 Länderspielen) überholt. Sepp Herberger war in 167 Länderspielen verantwortlich. In Löws Bilanz stehen zudem noch 24 Unentschieden und 23 Niederlagen.

Serge Gnabry sagte: "Ich habe natürlich nicht damit gerechnet, beim Debüt drei Tore zu machen. Das freut mich sehr, das waren super Zuspiele. Der Trainer hat gesagt, dass ich mit Selbstbewusstsein agieren und frech spielen soll. Ich denke, das ist mir gut gelungen. Die letzten zwei Jahre waren sehr schwer für mich. Das Selbstbewusstsein wächst mit den Toren, ich habe einen guten Lauf."

Zweithöchster Sieg in der Ära Löw

Mit dem 8:0 im Stadio Olimpico blieb der Weltmeister zwar hinter dem 13:0-Rekordsieg von 2006, holte gegen den ultradefensiven und völlig überforderten Gegner aber den zweithöchsten Sieg in der Ära des Bundestrainers und die fest eingeplanten drei Punkte auf dem Weg zur WM 2018 in Russland.

Ersatzkapitän Sami Khedira (7. Minute), der bei seinem Debüt frisch aufspielende Olympia-Zweite Gnabry (9./58./76.), der Kölner Jonas Hector (32./65.) mit seinem ersten Doppelpack im DFB-Trikot sowie ein Eigentor von Mattia Stefanelli (82.) und Kevin Volland (85.) markierten vor rund nur 3851 Zuschauern die Tore gegen die Nummer 201 der Welt.

Die DFB-Auswahl führt die Gruppe C mit der Maximalausbeute von zwölf Punkten und 16:0 Toren an. Nach dem Test zum Jahresabschluss gegen Italien am Dienstag in Mailand geht der Weg zur angestrebten WM-Titelverteidigung am 26. März 2017 mit dem Auswärtssspiel in Baku gegen Aserbaidschan weiter. Schon am Sonnabend reisen Mario Götze und Co. nach Rom, wo dann am Montagvormittag die Privataudienz beim Papst ansteht.

„Es war nicht einfach. Der Platz war sehr tief und rutschig. Es war gut, dass wir früh getroffen haben. Dass wir 8:0 gewonnen haben, damit können wir leben“, sagte Hector, der sich an seinen letzten Doppelpack kaum mehr erinnern konnte. „Im Profifußball ist mir das noch nicht gelungen.“

Mats Hummels spielte wie ein Libero

Dick eingepackt und die Kapuze eng zusammengezurrt, sah Löw, wie seine Mannschaft im Minutentakt Angriffe auf das Tor des hoffnungslos unterlegenen Außenseiters startete. Dabei luden die Bedingungen nicht gerade zu einem schönen Fußballspiel ein. Dauerregen, dazu ein kalter Wind sorgten für ungemütliche Witterungsbedingungen. Und auch sportlich war es für die deutsche Mannschaft mitunter frustrierend, gegen einen tief stehenden Gegner die Lücke zu finden. Dabei agierte Mats Hummels in einer Art Libero, während der Rest den Ball eifrig um den Strafraum zirkulieren ließ. Eng wurde es in Tornähe aber trotzdem. Teils mit acht, neun Spielern verschanzte sich San Marino, das allenfalls Landesliga-Niveau besaß, rund um den eigenen Strafraum.

Chancen gab es trotzdem zur Genüge. Die ersten beiden Möglichkeiten hatten gleich die beiden Debütanten Benjamin Henrichs (2.) und Gnabry (5.). Der 19 Jahre alte Leverkusener Außenverteidiger und der Bremer Stürmer waren die Nationalmannschaftsneulinge Nummer 84 und 85 in der Ära Löw. Insbesondere Gnabry hinterließ dabei einen guten Eindruck und war an vielen Torszenen beteiligt.

Khedira startete die Torflut

Lange hielt der Abwehrverbund der Gastgeber dem Weltmeister nicht stand. Bereits in der siebten Minute traf Khedira, der nach dem Ausfall von Manuel Neuer als Ersatz-Kapitän fungierte, zur deutschen Führung. Vorausgegangen war ein Chip-Ball von Ilkay Gündogan, der wie Mittelstürmer Mario Gomez zurück ins Team gekehrt war. Gomez hatte indes einen schweren Stand. Fast schon symptomatisch waren für den Wolfsburger, der bereits in der Bundesliga nur schwer auf Touren gekommen war, die zwei nicht gegebenen Tore wegen Abseits.

Besser lief es für Gnabry, der nach einem verunglückten Klärungsversuch von Davide Simoncini seinen Debüt-Treffer im DFB-Dress erzielte (9.) und noch vor der Pause weitere gute Möglichkeiten besaß (18. und 37.). Bis auf das Tor des Kölners Hector aus gut zehn Metern wurden die deutschen Bemühungen aber nicht belohnt (32.).

San Marino schaffte immerhin eine Ecke

Beinahe hätten sogar die Gastgeber, deren Team sich unter anderem aus Studenten, Lagerarbeitern und Steuerberatern zusammensetzt, jubeln dürfte. Nach einer Ecke, die schon für große Freude im Publikum sorgte, wäre fast Luca Tosi zum Torabschluss gekommen. So blieb Marc-André ter Stegen, der den erkrankten Neuer vertrat und auf eine bislang wenig berauschende Nationalelfkarriere zurückblickt, von einem Gegentreffer verschont.

Neben Neuer hatten eine Reihe an Weltmeistern bei der Pflichtaufgabe gegen den Zwergstaat gefehlt. Toni Kroos, Jérôme Boateng, Julian Draxler, André Schürrle und Mesut Özil waren nicht dabei, weil sie entweder verletzt oder krank waren oder von Löw eine Auszeit bekamen.

Seriös spulte der EM-Halbfinalist auch im zweiten Durchgang sein Programm ab. Die erste Torchance besaß erneut Henrichs (48.). Danach versuchte sich der erneut glücklose Gomez (54.), der aber im Schatten von Gnabry stand. Der Bremer krönte in der 58. und 76. Minute nach seine starke Leistung mit zwei weiteren Treffer. Zu seinem Doppelpack kam Hector, nachdem ihm Mario Götze den Ball fein aufgelegt hatte (65.). Auch der eingewechselte Volland kam noch zu einem Erfolgserlebnis.

Der Liveticker mit Statistik

San Marino: Aldo Simoncini/Libertas B. Maggiore (30 Jahre/52 Länderspiele) - Palazzi/Tre Penne (29/28), Cesarini/Tre Penne Galanzano (21/6), Davide Simoncini/Libertas B. Maggiore (30/45), Fabio Vitaioli/SS Murata (32/44), Marco Berardi/SS Folgore/Falciano (23/6) - Zafferani/SP La Fiorita (20/4) ab 83. Brolli/SS Folgore/Falciano (24/17), Gasperoni/Tre Penne Galanzano (32/37), Tosi/Sant Ermete (24/13) ab 58. Domeniconi/Sammaurese (32/17), Matteo Vitaioli/Coriano (27/45) ab 90.+1 Hirsch/SS Folgore/Falciano (30/17) - Stefanelli/Sporting Novafeltria (23/10)

Deutschland: ter Stegen/FC Barcelona (24/8) - Henrichs/Bayer 04 Leverkusen (19/1), Kimmich/Bayern München (21/10), Hummels/ Bayern München (28/54), Hector/1. FC Köln (26/25) - Gündogan/Manchester City (26/19), Khedira/Juventus Turin (29/69) ab 77. Goretzka/Schalke 04 (21/2) - Müller/Bayern München (27/82), Götze/Borussia Dortmund (24/61) ab 71. Meyer/Schalke 04 (21/4), Gnabry/Werder Bremen (21/1) - Gomez/VfL Wolfbsurg (31/69) ab 71. Volland/Bayer Leverkusen (24/9)

Schiedsrichter: Artjom Kutschin (Kasachstan)

Tore: 0:1 Khedira (7.), 0:2 Gnabry (9.), 0:3 Hector (32.), 0:4 Gnabry (58.), 0:5 Hector (65.), 0:6 Gnabry (76.), 0:7 Stefanelli (82., Eigentor), 0:8 Volland (85.)

Zuschauer: 3851

Gelbe Karte: Matteo Vitaioli