Gestürzter Fifa-Boss will mit eigenen Augen beeinflusste Ziehungen bei Uefa-Wettbewerben beobachtet haben. Er selbst sei unschuldig.

Der frühere Fifa-Präsident Joseph S. Blatter (80) hat in einem Interview Manipulationen bei Auslosungen für Wettbewerbe der Europäischen Fußball-Union (Uefa) angedeutet. "Natürlich kann man die Loskugeln durch Erhitzen oder Abkühlen markieren", sagte der Schweizer in einem Interview mit der argentinischen Zeitung "La Nación": "Ich habe selbst Auslosungen auf europäischer Ebene beobachtet, bei denen das passiert ist - aber niemals bei der Fifa."

Man müsse dafür die Kugeln einfach vorher in den Kühlschrank legen, so Blatter weiter: "Wenn du sie dann berührst, spürst du dann welche warm und welche kalt sind." Er selbst habe die Kugeln allerdings nie angerührt, behauptete der von der Fifa-Ethikkommission für sechs Jahre für alle Aktivitäten im Fußball gesperrte Ex-Funktionär.

Blatter verteidigt sich erneut

Sepp Blatter vor einem Selbstporträt
Sepp Blatter vor einem Selbstporträt © Witters

Daneben verteidigte sich Blatter einmal mehr gegen die zahlreichen im Raum stehenden Korruptionsvorwürfe. "Blatter ist nicht korrupt. Die Fifa ist nicht korrupt. Eine Organisation kann nicht korrupt sein, nur Menschen können dies", sagte er: "Sie werden keinen Beweis dafür finden, dass ich gegen Schweizer Recht verstoßen habe."

Zuletzt hatte die Fifa selbst massive Selbstbereicherungsvorwürfe gegen Blatter erhoben. Zusammen mit dem frühere Generalsekretär Jérôme Valcke (55) und dessen inzwischen ebenfalls entlassenem Stellvertreter Markus Kattner (45) soll sich der Ex-Präsident demnach über Jahre hinweg über 71 Millionen Euro zugeschanzt haben.

Blatter sieht sich noch immer als Boss

Unterdessen sieht sich Blatter vom juristischen Standpunkt aus noch als Präsident des Fußball-Weltverbandes. "Weil die Statuten sagen, dass man für die Wahl eines neuen Präsidenten dem bisherigen das Mandat entziehen muss“, erklärte Blatter. Dies habe der Fifa-Kongress aber nicht getan, fügte er in dem am Montag veröffentlichten Zeitungs-Interview hinzu.

"Das ist mehr als symbolisch“, betonte Blatter, "ich habe das nur bisher nicht gesagt, weil ich kein großes Theater machen wollte.“ Allerdings beabsichtige er deswegen keine juristischen Schritte. "Das ist nur meine kleine persönliche Kompensation.“ Zu seinem Nachfolger war Ende Februar Gianni Infantino gewählt worden.

Wird Maradona Mitarbeiter von Infantino?

Fußball-Legende Diego Maradona bekommt nach eigenen Angaben einen Posten an der Seite von Fifa-Präsident Gianni Infantino. „Ich werde ein direkter Mitarbeiter von Infantino sein“, sagte der 55-Jährige am Montag (Ortszeit) dem argentinischen Hörfunksender „Radio La Red“. Er habe sich in den vergangenen Tagen in Paris mit dem Chef des Weltfußballverbands getroffen. Welche Position er genau bekleiden soll, sagte der Weltmeister von 1986 und spätere Nationaltrainer Argentiniens nicht. Vor Infantinos Wahl zum Fifa-Präsidenten im Februar hatte Maradona den Schweizer noch als „Verräter“ bezeichnet.

„Wir wollen den Fußball retten, nachdem er gebeutelt, bestohlen und ausgeplündert wurde von diesen Leuten, deren Namen wir nicht nennen müssen“, sagte der auch für seine Provokationen bekannte frühere Weltfußballer. „Obwohl wir Blatter und Grondona nennen müssen“, fügte er mit Blick auf den gesperrten früheren Fifa-Chef Joseph Blatter und den vor zwei Jahren gestorbenen, langjährigen Präsidenten des argentinischen Fußballverbands AFA, Julio Grondona, hinzu.