Lille/Hamburg. Schiri für das Polen-Spiel ein gutes Omen. Hummels ist fit, Polens Torhüter nicht. Presse stutzt Deutschland. TV-Rekord zum Auftakt.

Die Abwehr wackelte, aber sie fiel nicht - auch dank Jérôme Boateng. Der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist mit einem 2:0 (1:0)-Sieg gegen die Ukraine ein Start nach Maß in die Europameisterschaft in Frankreich geglückt.

In der Gruppe C trifft die DFB-Auswahl als nächstes am Donnerstag (21 Uhr/ZDF) in St. Denis auf Polen. Zum Abschluss der Vorrunde ist Nordirland (21. Juni/Paris) der Gegner.

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Hat Mustafi noch Kopfschmerzen

In der spanischen Liga fiel er für seine Club Valencia noch nicht als Torschütze auf, doch zum EM-Auftakt wuchtete Shkodran Mustafi einen Kopfball unhaltbar ins Netz. Sein Tor war von einer derartigen Dynamik geprägt, dass Mitspieler Marc-André ter Stegen sich sogar Sorgen um Mustafis Gesundheit machte – wenn auch nicht ganz ernst gemeint. So twitterte der Torwart des FC Barcelona, dass der Kopf des Innenverteidigers noch immer weh tue.

Polen gegen Deutschland ohne die Nummer eins?

Wegen einer Prellung am rechten Oberschenkel ist der Einsatz des polnischen Nationaltorhüters Wojciech Szczesny gegen Deutschland fraglich. Dies bestätigte Mannschaftsarzt Jacek Jaroszewski am Montag im polnischen Mannschaftsquartier in La Baule.

Der Torwart von AS Rom hatte sich diese Blessur während des ersten Gruppenspiels gegen Nordirland (1:0) bei einem Zusammenprall mit Stürmer Kyle Lafferty in der 30. Minute zugezogen. Am Nachmittag ist eine genauere Untersuchung der Verletzung in einem Krankenhaus in Nantes geplant.

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    Holländer pfeift Deutschland gegen Polen

    Die Schiedsrichter-Ansetzung für das Spiel gegen Polen steht fest: Am Montag nominierte die Uefa den Niederländer Björn Kuipers für das Duell am Donnerstag im Pariser Stade de France.

    Der 43-Jährige, der in Oldenzaal in der Region Twente geboren wurde, ist Geschäftsmann und Akademiker. Kuipers studierte an der Radboud-Universität in Nijmegen Verwaltungswissenschaften.

    Björn Kuipers
    Björn Kuipers © Imago/VI Images

    Im März 2005 feierte Kuipers, dessen Vater ebenfalls als Referee im Einsatz war, sein Debüt in der niederländischen Ehrendivision beim Spiel zwischen Vitesse Arnheim gegen Willem II Tilburg. Schon ein Jahr später stand er auf der Liste der Fifa-Schiedsrichter. Seit Januar 2009 gehört Kuipers zu den sogenannten "Elite-Schiedsrichtern" der Uefa und darf somit besonders brisante Partien leiten.

    Kuipers war bereits bei der EM 2012 (zwei Spiele) und der WM 2014 (drei Partien) im Einsatz. Auch beim Confed Cup 2013 war der Niederländer dabei. Seinen bisherigen Karriere-Höhepunkt hatte Kuipers vor zwei Jahren, als er in Lissabon das Finale der Champions League zwischen den Stadtrivalen Real und Atletico Madrid leiten durfte.

    Zuletzt war Kuipers unter anderem beim Viertelfinal-Rückspiel der Königsklasse zwischen Benfica Lissabon und dem deutschen Rekordmeister Bayern München im Einsatz.

    Die deutschen Nationalmannschaften hatten mit dem Referee meist Glück. Kuipers war beim EM-Triumph der U21 um Manuel Neuer und Jerome Boateng 2009 gegen England (4:0) an der Pfeife. Zudem leitete er die Qualifikationsspiele der DFB-Auswahl in Österreich 2012 (WM/2:1) und Schottland 2015 (EM/3:2). Nur bei der WM-Revanche gegen Argentinien im September 2014 gab es eine Niederlage (2:4).

    Schweinsteiger stellt Lahm-Rekord ein

    Nationalmannschaftskapitän Bastian Schweinsteiger hat durch seinen Kurzeinsatz gegen die Ukraine auch ein kleines Stück deutsche Fußball-Geschichte geschrieben. Der 31-Jährige kam zum insgesamt 14. Mal in einem EM-Spiel zum Einsatz - und stellte damit den Rekord seines Kapitäns-Vorgängers Philipp Lahm ein.

    Schweinsteiger, der gegen die Ukraine mit dem dritten Ballkontakt nach der Einwechslung in der 90. Minute das entscheidende 2:0 erzielte, wird vielleicht schon gegen Polen die alleinige Spitzenposition erobern. Zweitbester aktiver Spieler in dieser Kategorie ist Lukas Podolski, der elf Spiele bei EM-Endrunden bestritt.

    Uefa will nicht wegen deutscher Fans ermitteln

    Die Uefa wird nach der Auseinandersetzung zwischen deutschen und ukrainischen Fans am Sonntagabend in Lille keine Ermittlungen aufnehmen. Das bestätigte der Verband am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Vor der Partie waren zwei Menschen leicht verletzt worden. Rund 50 deutsche Hooligans hatten mehrere ukrainische Fans in der Innenstadt von Lille angegriffen.

    Die Uefa ermittelt automatisch bei Vorfällen im oder direkt um das Stadion. Maßnahmen für Ereignisse außerhalb der Arenen werden nur in besonders schweren Fällen ergriffen. Dann ist die Uefa-Exekutive für die Sanktionierung zuständig. Das Gremium hatte am Sonntag eine Verwarnung an Russland und England ausgesprochen und mit einem EM-Ausschluss gedroht, sollten sich Fanausschreitungen wie am Wochenende in Marseille wiederholen.

    Gegen Russland hat zudem die Uefa-Disziplinarkommission ein Verfahren eingeleitet, wegen der Gewalt im EM-Stadion von Marseille am Samstag. Ein Urteil wird am späten Dienstagnachmittag erwartet.

    Erster Schweini-Treffer seit fünf Jahren

    Bastian Schweinsteiger hat gegen die Ukraine sein erstes Tor für die DFB-Auswahl seit knapp fünf Jahren markiert und nunmehr 24 Tore auf dem Konto. Zuletzt traf der etatmäßige Kapitän am 7. Oktober 2011 in der EM-Qualifikation per Foulelfmeter gegen die Türkei.

    Den weiteren aktiven Spielern im Ranking um die Weltmeister Thomas Müller und Lukas Podolski ist zum EM-Auftakt kein Treffer geglückt. Podolski saß wie Torjäger Mario Gomez über die gesamte Spielzeit auf der Bank und konnte seine Trefferausbeute nicht verbessern. Shkodran Mustafi erzielte derweil sein erstes Tor für die DFB-Auswahl.

    Bester aktiver Torjäger bleibt Podolski mit 48 Toren. Der aus der Nationalmannschaft zurückgetretene Miroslav Klose bleibt mit seinen 71 Treffern Rekordtorjäger.

    Internationale Pressestimmen

    "Deutschland ist wie das alte Rezept von Omas Makkaroni, es gelingt immer": So sah die internationale Presse den deutschen Auftakterfolg gegen die Ukraine.

    Serbien feiert Schwiegersohn Schweinsteiger

    Serbien leidet unter der verpassten EM-Teilnahme und hat jetzt doch einen Grund zum Anfeuern: Bastian Schweinsteiger. Der Nationalmannschaftskapitän, der mit der serbischen Tennisspielerin Ana Ivanovic liiert ist, genießt nach dem 2:0-Auftaktsieg der Deutschen gegen die Ukrainer reichlich Anerkennung. "Der serbische Schwiegersohn hat für die Ukrainer den Sack zugemacht“, titelte die Boulevardzeitung "Informer“ am Montag in Belgrad. Die größte Zeitung "Blic“ lobte den Torschützen zum 2:0: "Svajni (Schweini), jetzt bist Du ein echter serbischer Schwiegersohn“.

    Hummels ist fit und lobt Mustafi

    Mats Hummels hat sich für das zweite Gruppenspiel gegen Polen einsatzbereit gemeldet. Die Partie sei eine Option, sagte der 27-Jährige. Gegen die Ukraine war der Innenverteidiger nach seinem im Pokalfinale erlittenen Muskelfaserriss noch Zuschauer, auch wenn er auf dem offiziellen Mannschaftsbogen als Einwechselspieler geführt wurde.

    "Wenn ich gesagt hätte, ich spiele hundert Prozent gegen Polen, dann wäre da ein Riesendruck drauf gekommen. Wenn ich einmal einen kleinen Rückschlag gehabt hätte, der mich zwei Tage zurückgeworfen hätte. Dann wäre das Polen-Spiel raus gewesen. Aber der ist bis jetzt zum Glück nicht gekommen, deswegen schaut es gut aus“, berichtete Hummels von seinen Fortschritten. "Ich bin ganz normal wieder im Training.“

    In Lille überzeugte Shkodran Mustafi gegen die Ukraine als sein Vertreter. Der Abwehrspieler vom FC Valencia erzielte auch das wichtige erste Tor. "Er hat uns heute zum Sieg geköpft und hat auch sonst hervorragend verteidigt. Musti hat das richtig gut gemacht“, lobte Hummels. "Ich bin keiner, der auf der Bank sitzt, und sich ärgert. Ich habe mich einfach darüber gefreut, dass er die Leistung gebracht hat, die er eh bringen kann, weil er einfach ein herausragender Verteidiger ist.“

    Schweinsteiger: "Unglaublich, dass es sowas gibt"

    Mit erhobenem Daumen verließ der stolze Bastian Schweinsteiger den EM-Rasen in Lille. Über diesen Auftritt des Kapitäns staunten alle. Eingewechselt in der 90. Minute, Torschütze in der 92 Minute. "Unglaublich, dass es sowas gibt, das kann man sich nur wünschen. Ich habe in diesem Jahr nur 300 Spielminuten in den Knochen - und dann sowas“, sagte Schweinsteiger nach dem Spiel.

    Selbst der Kurzauftritt am Sonntagabend bei der EM in Frankreich unterstrich, dass mit Schweinsteiger auch diesmal wieder zu rechnen ist. "Es freut mich natürlich sehr, dass Bastian Schweinsteiger nach der gesamten Schufterei in den letzten Monaten und Wochen so ein tolles Comeback feiert“, sagte auch Bundestrainer Joachim Löw. "Ich denke, das Tor gibt Bastian persönlich und auch uns allen Auftrieb.“

    Schweinsteiger, der im EM-Jahr bei Manchester United nur 141 Minuten gesund auf dem Spielfeld gestanden und sein kurzes Länderspiel-Comeback vor einer Woche als Einwechselspieler beim 2:0 gegen Ungarn gegeben hatte, stellte keine Ansprüche. Dafür aber legten sich die Teamkollegen mächtig für den Mittelfeldstrategen ins Zeug. "Ich hoffe, dass er so früh wie möglich von Beginn an spielen und zeigen kann, was für ein Klassespieler er ist“, sagte Ersatzkapitän Manuel Neuer. Spannend ist die Frage, wer dann draußen bleiben muss.

    Löw "hätte auch Khedira nehmen können"

    Bundestrainer Joachim Löw wollte der Entscheidung für Manuel Neuer als Vertreter des noch nicht für die Startelf fitten Kapitäns Bastian Schweinsteiger keine allzu große Bedeutung zumessen. "Ich hätte auch Sami Khedira nehmen können, weil er die Kriterien genauso erfüllt", sagte der Bundestrainer nach dem Sieg gegen die Ukraine: "Für mich spielt das sowieso keine ganz entscheidende Rolle."

    Mehr Aussagen von Löw nach dem Spiel

    Sowohl Neuer als auch Khedira seien Führungsspieler. Doch Löw sagte: "Manuel Neuer ist Welttorhüter." Er habe beide Spieler in einem Gespräch am Sonntagmorgen über seine Entscheidung informiert. Kapitän sei grundsätzlich aber sowieso Schweinsteiger, der gegen die Ukraine in der 90. Minute eingewechselt wurde und in der Nachspielzeit das 2:0 erzielt.

    DFB-Tross nach Auftaktsieg wieder im EM-Quartier

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      Rekord-Quote für deutschen EM-Auftakt

      Nach dem Sieg nahm Lukas Podolski ein Bad in der deutschen Fan-Menge - ohne selbst gespielt zu haben
      Nach dem Sieg nahm Lukas Podolski ein Bad in der deutschen Fan-Menge - ohne selbst gespielt zu haben © Imago/Ulmer/Teamfoto

      Das ist Rekord für einen EM-Auftakt der deutschen Nationalmannschaft: 26,57 Millionen Zuschauer sahen am Sonntag die Live-Übertragung in der ARD. Der Marktanteil betrug 68,5 Prozent. Laut meedia.de lagen die Quoten für die deutschen EM-Auftaktspiele bei den vergangenen Turnieren deutlich darunter. 2012 sahen Deutschland-Portugal 22,38 Millionen, 2008 kam Deutschland-Polen auf 23,82 Millionen und 2004 Deutschland-Niederlande auf 23,57 Millionen Zuseher.

      Deutsche Fans: "Absoluter Hammer - aber ausbaufähig!"

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        Hitzfeld von DFB-Endspiel überzeugt

        Der ehemalige Schweizer Nationalcoach Ottmar Hitzfeld ist vom Endspieleinzug von Weltmeister Deutschland bei der EM in Frankreich überzeugt. "Die deutsche Mannschaft wird ins Finale marschieren. Nicht nur weil sie Weltmeister ist, sondern weil Deutschland die beste Mannschaft und die besten Einzelspieler hat - nicht nur 12,13, sondern 16, 17, 18 Topspieler, sodass man auch weitere Ausfälle kompensieren kann", sagte der Dortmunder und Münchner Meistermacher am Rande eines Public Viewings bei Camp David in Potsdam dem SID.

        Deutschland startet mit Sieg in die EM

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          Löw baut makellose Auftaktbilanz aus

          Joachim Löw hat seine makellose Bilanz mit der deutschen Nationalmannschaft in Turnier-Auftaktspielen auf fünf Siege mit 13:0 Toren ausgebaut. Bei den vorangegangenen vier Turnieren mit Löw als Bundestrainer erreichte die DFB-Auswahl nach einem Auftakterfolg mindestens das Halbfinale.

          Löws Startbilanz bei großen Endrunden

          EM 2008

          Deutschland - Polen 2:0Turnierergebnis: Finale

          WM 2010

          Deutschland - Australien 4:0Turnierergebnis: Dritter

          EM 2012

          Deutschland - Portugal 1:0Turnierergebnis: Halbfinale

          WM 2014

          Deutschland - Portugal 4:0Turnierergebnis: Finalsieger

          EM 2016

          Deutschland - Ukraine 2:0

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