Draxler überraschte mit starkem Auftritt. Auf Boateng ist Verlass – einfach weltklasse. Götze hat noch Steigerungspotenzial.

Ein überglücklicher „Kurzarbeiter“ Bastian Schweinsteiger war nach seinem langen Jubellauf völlig außer Atem und zeigte immer wieder den Daumen in Richtung der jubelnden deutschen Fans. Auch bei Manuel Neuer und Co. war die Erleichterung groß, nachdem der Weltmeister die erste Etappe seiner Tour de France mit großer Mühe gewonnen hatte. Denn beim 2:0 (1:0) zum EM-Auftakt gegen Außenseiter Ukraine am Sonntag in Lille traten bei der DFB-Auswahl noch große Probleme in der Abwehr auf, Nationaltorhüter Neuer musste mit mehreren Glanzparaden die makellose Bilanz von Bundestrainer Joachim Löw in Auftaktspielen und die erste Tabellenführung in Gruppe C retten. Die Einzelkritik der DFB-Kicker.

Neuer: Der Aushilfskapitän hatte weit mehr zu tun, als ihm lieb war. Doch wie es sich für einen dreifachen Welttorhüter gehört, hielt Neuer alles, was es zu halten gab.

Höwedes: Stand bei der WM 2014 in jedem Spiel von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Feld. Da hatte er aber nicht einmal defensiv so große Probleme wie bei seiner EM-Premiere gegen den fleißigen Konopljanka.

Boateng: Bewies ein weiteres Mal sehr eindrucksvoll, warum er derzeit als einer der besten Innenverteidiger der Welt gilt.

Mustafi: Wer vorne den Ball so herrlich mit dem Kopf ins Tor jagt, der darf sich hinten auch mal den einen oder anderen Wackler erlauben.

Hector: Versuchte sich in seinem ersten Turnierspiel gleich mal mit einem Seitfallzieher. Sah vorne recht ordentlich aus, hatte hinten aber erwartungsgemäß mehr als genug mit Jamolenko zu tun.

Khedira: Nahm sich an der Seite des starken Kroos dezent zurück, hätte aber trotzdem sehr gerne ein Tor machen dürfen – vielleicht müssen.

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Kroos: Der unumstrittene Chef auf dem Platz. Der frischgebackene Champions-League-Sieger bereitete Mustafis Tor vor und dirigierte zumindest in der ersten Halbzeit sein Orchester auch sonst ganz formidabel.

Müller: Ließ sich zweimal innerhalb weniger Sekunden tunneln und schien sich nicht so richtig von diesem Schock zu erholen. Muss weiter auf seinen ersten EM-Treffer warten.

Özil: Bisweilen wie ein Picasso, der seinen Pinsel vergessen hat. Doch ab und an blitzt dann eben doch so ein Geniestreich mal auf.

Draxler (bis 78.): Der EM-Debütant hat berechtigte Hoffnung, dass schon im kommenden Spiel EM-Einsatz Nummer zwei hinzukommt. Fleißig, kreativ, verlässlich.

Schürrle (ab 78.): Sein Auftrag: neuen Schwung bringen. Auftrag erfüllt.

Götze (bis 90.): Hat durchaus Steigerungspotenzial. Bis zum nächsten Finaltreffer für die Ewigkeit ist ja aber noch ein wenig Zeit.

Schweinsteiger (ab 90.): Der Kapitän meldet sich traumhaft zurück: Entschied mit seinem Treffer mit dem ersten Ballkontakt die Partie.