Hamburg/Egestorf. Des einen Freud, des anderen Leid: Während Eichede feiert, muss Altona 93 die zweite bittere Enttäuschung binnen weniger Tage verdauen.

Die Dramatik ist kaum zu überbieten. Was sich am letzten Spieltag der Aufstiegsrunde zur Fußball-Regionalliga Nord ereignete, wäre Stoff für einen Drehbuchschreiber beim Fernsehen. Es ging in den Partien von Altona 93 beim niedersächsischen Vertreter 1. FC Germania Egestorf-Langreder und des SV Eichede gegen den Bremer SV zu wie auf der Achterbahn. Erst Altona 93 und SV Eichede drin in der Regionalliga, danach Altona raus, dann Eichede raus, aber Altona wieder drin, später beide drin, dann wieder Eichede raus. Und am Ende hieß es: Altona gescheitert, Eichede steigt auf.

Mitten ins Altonaer Herz: Lechler verwandelt gegen Bremen in der Nachspielzeit
Mitten ins Altonaer Herz: Lechler verwandelt gegen Bremen in der Nachspielzeit © Eichede/Objectivo

Kurios: Die Entscheidungen waren in beiden Spielen in der Verlängerung gefallen - und dann auch noch durch Elfmeter. Altona gelang in der Schlussminute erst der Ausgleich durch Ronny Buchholz, musste in der Nachspielzeit dann aber doch noch das 1:2 per umstrittenen Handelfmeter (90.+4) hinnehmen. Der Schiedsrichter pfiff die Partie danach gar nicht mehr an. Altona bleibt durch die Niederlage ein weiteres Jahr in der Oberliga Hamburg. "Eine Tragödie“, stöhnte Kapitän Jakob Sachs. "Ein Witz, wir waren hoch überlegen“, ergänzte Buchholz.

Eichedes Matchwinner verletzt sich

Nach dem Last-Minute-Aufstieg gab es bei Eichedes Spielern kein Halten mehr
Nach dem Last-Minute-Aufstieg gab es bei Eichedes Spielern kein Halten mehr © Eichede/Objectivo

Das schleswig-holsteinische Team SV Eichede katapultierte sich dagegen vor 1756 Zuschauern durch einen von Arnold Lechler verwandelten Foulelfmeter zum 2:1 (90.+3) in die Regionalliga. Evgenij Bieche (17. Minute) hatte Eichede in Führung gebracht, Vafing Jabateh (50.) den Ausgleich erzielt. Last-Minute-Torschütze Lechler zog sich beim Jubel schließlich einen ausgekugelten Arm zu. Der Wucht seiner freudentrunkenen Mannschaftskameraden hatte er nichts entgegenzusetzen. "Die Schmerzen sind mir gerade völlig egal“, sagte er dem „Stormarner Tageblatt“ (Mittwoch).

Bange Momente: Eichede-Coach Zapel erfährt den Spielstand aus Egestrof
Bange Momente: Eichede-Coach Zapel erfährt den Spielstand aus Egestrof © Imago/Michael Schwarz

Zwei Jahre nach dem zurückliegenden Regionalliga-Intermezzo ist Eichede, ein Ortsteil der 2700 Einwohner zählenden Gemeinde Steinburg bei Bad Oldesloe im Kreis Stormarn, wieder in der vierten Liga. Der Mannschaft gelang unter Trainer Oliver Zapel nunmehr der zweite Aufstieg. "Das ist nicht zu fassen. Wir haben es geschafft“, jubelte die Hamburger Amateur-Legende Zapel (399 Treffer in 716 Partien), der inzwischen die Fußballlehrer-Lizenz erworben hat. "Wir gehen besser vorbereitet als damals in die Regionalliga, aber natürlich wissen wir, dass wir Außenseiter sind“, sagte der Trainer, der ursprünglich zurücktreten wollte, dies aber verwarf.

Altonas Trainer mit Trotzreaktion

Entgegengesetztes Szenario bei Altona 93. Der Traditionsclub, der im Jahr 1900 zu den Gründervereinen des Deutschen Fußball-Bundes gehörte und Talente wie EM-Nachrücker Jonathan Tah, Eric Maxim Choupo-Moting oder Christian Rahn hervorbrachte, muss draußen bleiben. Altona wollte in der altehrwürdigen Adolf-Jäger-Kampfbahn nach sieben Jahren Oberliga wieder überregionalen Fußball bieten - trotz der schwierigen Ausgangslage. Denn es gab zahlreiche Zweifel an der sportlichen Qualität des Tabellen-Sechsten.

Der Anfang vom Ende: Egestorfs Christoph Beismann köpft das 1:0 gegen Altona
Der Anfang vom Ende: Egestorfs Christoph Beismann köpft das 1:0 gegen Altona © dpa | Stefan Zwing

Doch in der Aufstiegsrunde berappelte sich der AFC und trotzte dabei auch zahlreichen Ausfällen - darunter zwei Kreuzbandrisse. Im Spiel in Egestorf verletzte sich in Jan Luka Segedi erneut ein wichtiger Spieler der Hamburger. Für die Mannschaft war der verpasste Aufstieg die zweite Last-Minute-Klatsche binnen weniger Tage. Im Hamburger Pokal-Finale schaffte Eintracht Norderstedt erst 120 Sekunden vor Schluss die Verlängerung. Altona verlor am Ende mit 1:4. "Natürlich sind zwei solche Enttäuschungen innerhalb von zehn Tagen brutal“, sagte Trainer Berkan Algan. "Aber wir werden wieder aufstehen und im nächsten Jahr in die Regionalliga kommen.“

So bejubelte Egestorf den Aufstieg:

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Dort dürften sich viele Teams auf die Schwarz-Weiß-Roten freuen, im Internet nahmen einige Kontrahenten Anteil an dem Altonaer Schicksal. Und für die 93er gab es einen weiteren Motivationsschub: Innerhalb kurzer Zeit sprang die Fangemeinde auf der eigenen Facebookseite um mehrere hundert Anhänger auf inzwischen mehr als 9000 Fans an. Zum Vergleich ein kleiner Trost: Aufsteiger Egestorf kommt auf noch nicht einmal 3500 Facebook-Freunde.