München/Hamburg. Werder verliert das Halbfinale bei den Bayern mit 0:2. Im Zentrum der Kritik stehen Stieler und Vidal - selbst bei Matchwinner Müller.

Das Ergebnis ist wenig überraschend, doch es hätte auch durchaus anders laufen können: Der FC Bayern München steht nach einem 2:0 (1:0)-Sieg gegen den SV Werder Bremen zum 21. Mal im Endspiel um den DFB-Pokal. Matchwinner für den Rekordpokalsieger (17 Titel) war am Dienstagabend in der Münchener Allianz Arena Thomas Müller, der im Duell der Fußball-Bundesligisten beide Treffer erzielte (30./71.).

Vor allem der zweite Streich vom Elfmeterpunkt sorgte auf Bremer Seite für Missstimmung, denn dem Pfiff von Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) ging eine Schwalbe Arturo Vidals voraus. Bayerns Chilene war im Duell mit Werders Abwehrspieler Janek Sternberg ohne dessen Einwirkung abgehoben. "Das war die klarste Schwalbe seit Langem", sagte sogar Bayerns Ikone Mehmet Scholl als Experte in der ARD. Und Müller meinte: "Es gibt keine Entschuldigung dafür. Verwandeln muss ich den Elfmeter aber trotzdem."

Stieler pfeift vermeintlichen Ausgleich ab

Unglücklich war auch die Entstehung des Führungstreffers: Dabei rutschte Werders Kapitän Clemens Fritz bei einem Eckball der Bayern aus und gewährte somit Gegenspieler Müller freie Bahn. Der Torjäger nahm dankend an und nickte den von Xabi Alonso getretenen Standard per Aufsetzer links oben in die Maschen. "Da brauchst du einen Flugschein, so hoch wie ich da in der Luft stehe", sagte Müller anschließend bei "Sky" über seine eigene Leistung.

In demselben Netz zappelte in der zweiten Halbzeit erneut der Ball. Doch Stieler verweigerte dem vermeintlichen Ausgleich in der 63. Minute die Anerkennung und entschied stattdessen auf Stürmerfoul von Fin Bartels. Werders Angreifer hatte mit einem harten Einsatz gegen David Alaba einen Lupfer des Bayern-Verteidigers über Torhüter Manuel Neuer hinweg provoziert.

Kritik von Skripnik und Pizarro

"Wenn so ein Zweikampf an der Mittellinie passiert, wird es nicht gepfiffen. Man kann es pfeifen, muss es aber nicht", sagte Bremens Trainer Viktor Skripnik anschließend bei "Sky". Und Stürmer Claudio Pizarro urteilte: "Es war nicht so richtig Foul." Über Stieler befand der Peruaner: "Er hat alle knappen Situationen für Bayern gepfiffen. Der Schiri hätte ein bisschen besser pfeifen können."

Werders Sportchef Thomas Eichin wollte Stieler in der Elfmeter-Situation zwar keinen Vorwurf machen ("dachte sofort, es war Elfmeter"), hielt aber generell fest: "Am meisten gestört haben mich die Fifty-Fifty-Entscheidungen, die immer zugunsten der Bayern ausgingen."

Müller gesteht ein "hartes Stück Arbeit"

Auf Seiten der Münchener wurde der Einzug ins Finale am 21. Mai in Berlin dagegen relativ emotionslos zur Kenntnis genommen. "Wir sind glücklich, aber wir haben sicher schon bessere Spiele gemacht. Das war ein hartes Stück Arbeit", sagte Matchwinner Müller nach dem Abpfiff und Franck Ribéry meinte in der ARD: "Wir sind im Finale, nur das zählt".

Bayerns Trainer Pep Guardiola meinte: "So ist Halbfinale. Wir wussten, dass es gegen Werder Bremen sehr schwer wird. Sie haben sehr mutig gespielt. Heute ist nicht der richtige Zeitpunkt, über das Triple zu reden. Wir denken jetzt an Berlin."

Gegen mutig nach vorn spielende und bisweilen auch rustikal verteidigende Bremer, mit sechs Pokalsiegen die erfolgreichste Mannschaft in diesem Wettbewerb hinter den Bayern, taten sich die Münchner phasenweise unerwartet schwer. Erst Müller lenkte mit seinem bereits 30. Pflichtspieltreffer in dieser Saison und seinem 150. insgesamt für den FC Bayern das Spiel in die erwartete Richtung.

Allerdings: Sambou Yatabaré (40.) und Jannik Vestergaard (60.) hätten gegen einen FC Bayern, der nach der Pause wieder zunehmend Probleme bekam, gut und gerne den Ausgleich erzielen können.

Guardiola ließ Vidal auf der Bank

Guardiola hatte für das achte Pokal-Duell der beiden erfolgreichsten Mannschaften in diesem Wettbewerb unter anderem Mario Götze und Kingsley Coman anstelle von Thiago und Douglas Costa in der Anfangsformation aufgeboten, auch Vidal saß zugunsten von Xabi Alonso erst mal nur auf der Bank. Joshua Kimmich wurde geschont. Götze war aktiver als zuletzt, dagegen gelang Franck Ribéry wenig bis nichts. Erstaunlich fahrig war das Spiel von Philipp Lahm.

Guardiola sah sich zunächst genötigt, von der Seitenlinie aus energisch Anweisungen zu geben. Werder begann in der ausverkauften Arena sehr frech, begünstigt auch durch Fehler der Münchner im Spielaufbau ging es erstaunlich häufig rasant nach vorne. Gut, dass Javi Martínez seinen Wert für die Münchner unter Beweis stellte. Auch in der Defensive betrieb Bremen, das im Gegensatz zu vielen Gegnern der Bayern hinten nur mit einer Viererkette spielte, einen hohen Aufwand.

Nach 25 Minuten nahm der Druck des FC Bayern dann doch zu - außer ein paar gefährlichen Hereingaben aber brachten die Gastgeber zunächst nichts zuwege. Dann allerdings konnte Müller nach einem Eckball von Alonso unbedrängt Anlauf nehmen und zum Kopfball hochsteigen - Bremens Kapitän Clemens Fritz war ausgerutscht. Der Münchner Torjäger traf aus bester Position unhaltbar. Sein Gegenüber Claudio Pizarro, mit elf Rückrundentreffern Bundesliga-Bester, war dagegen abgemeldet. Ebenso wie Robert Lewandowski bei den Bayern.

Statistik

FC Bayern München: Neuer - Lahm, Juan Bernat (ab 58. Benatia), Martínez, Alaba - Götze - Coman (ab. 67. Vidal), Müller, Thiago, Ribéry - Lewandowski

SV Werder Bremen: Wiedwald - Gebre Selassie, Djilobodji, Vestergaard, Sternberg - Fritz (ab 83. Kleinheisler), Grillitsch - Yatabaré (ab 74. Öztunali), Junuzovic, Bartels - Pizarro (ab 73. Ujah)

Schiedsrichter: Stieler (Hamburg)

Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Müller (30.), 2:0 Müller (71., Foulelfmeter)

Gelbe Karten: - Fritz