Bad Wiessee. Exakt nach der Hälfte seiner dreieinhalbjährigen Strafe ist Uli Hoeneß aus der Haft entlassen worden. Zur Begrüßung gab es Blasmusik.

Uli Hoeneß ist wieder ein freier Mann: Exakt nach der Hälfte seiner dreieinhalbjährigen Gefängnisstrafe wurde der 64-Jährige am Montag vorzeitig entlassen, wie das bayerische Justizministerium in München mitteilte.

Das Münchner Landgericht hatte Hoeneß am 13. März 2014 wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Journalisten warten am Montag vor der Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech in Rothenfeld bei Andechs (Bayern) auf Hoeneß' Freilassung
Journalisten warten am Montag vor der Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech in Rothenfeld bei Andechs (Bayern) auf Hoeneß' Freilassung © dpa

Mit der Haftentlassung wird mehr denn je über ein Comeback des mächtigen Fußball-Machers beim FC Bayern spekuliert. Nicht wenige Beobachter halten ein Comeback als Präsident für möglich.

Kommentar: Respekt, Herr Hoeneß!

Amtsinhaber Karl Hopfner hat bereits angekündigt, seinen Stuhl für Hoeneß gegebenenfalls räumen zu wollen. Abendblatt.de hält Sie über Uli Hoeneß auf dem Laufenden:

Fifa-Boss Infantino freut sich ungemein

15.08 Uhr: Fifa-Präsident Gianni Infantino hat die Haftentlassung von Uli Hoeneß begrüßt. „Ich freue mich ungemein, dass er wieder da ist“, sagte der neue Chef des Weltverbands bei seinem Amtsantritt in Zürich. „Er ist eine Ikone des FC Bayern und des deutschen Fußballs. Es ist für den Fußball und ihn selbst gut, dass er wieder da ist.“

Warten auf Hoeneß' Stadionrückkehr

14.32 Uhr: Bei den Basketballern oder auch Jugendfußballern des FC Bayern war Uli Hoeneß schon als Freigänger zugegegen, jetzt könnte er sich auch erstmals wieder in der Bundesliga blicken lassen. Die nächste Gelegenheit böte sich dem Ex-Präsidenten am Mittwoch, wenn sein Verein in der Allianz Arena den FSV Mainz 05 empfängt. Brisanter wäre ein Erscheinen des 64-Jährigen auf der Tribüne am Sonnabend - dann spielen die Bayern im Topspiel beim Erzrivalen Borussia Dortmund (18.30 Uhr). Etwas entspannter könnte es für Hoeneß eine Woche drauf sein. Doch wann München dann Werder Bremen empfängt, steht immer noch nicht fest.

Schlief Hoeneß noch einmal in Landsberg?

13.03 Uhr: Die Entlassung vollzog sich offenbar in einer von der Justiz eingefädelten Nacht- und Nebelaktion. Vor der Außenstelle Rothenfeld des Landsberger Gefängnisses, in der Hoeneß seit Anfang 2015 als Freigänger übernachtete, wurde er am Morgen jedenfalls nicht gesehen. Gut möglich, dass er die letzte Nacht hinter Gittern wieder in Landsberg schlief, wo er die ersten sieben Monate zugebracht hatte. Unbemerkt von den Medien wurde der 64-Jährige dann bei neblig-kaltem Wetter frühmorgens zu seinem Landhaus an den Tegernsee gefahren.

Beckenbauer: Hoeneß wird nachsichtiger sein

10.45 Uhr: Voraussichtlich Mitte des Jahres will Hoeneß seine Entscheidung bekanntgeben, ob er beim FC Bayern wieder an vorderster Front mitmischt. Fans, Mitglieder und Freunde würden ihn gerne wieder auf dem Vereinsthron sehen. Die Präsidentenwahl findet im November statt, eine Ämterteilung mit dem amtierenden Präsidenten Karl Hopfner ist vorstellbar. Hoeneß könnte den FC Bayern als Präsident führen, Hopfner den Posten als Aufsichtsratsvorsitzender an der Seite einflussreicher Wirtschaftsführer behalten. Hopfner hatte mehrfach betont, nicht gegen Hoeneß um das Präsidentenamt zu kandidieren.

FC Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer sagte der „Bild“-Zeitung (Montag) über seinen Freund Hoeneß: „Ich glaube, er wird vielleicht in seinem Urteil etwas nachsichtiger sein und nicht mehr ganz so besessen.“ Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ergänzte: „Als sein Freund freue ich mich sehr, dass Uli die für ihn sicher schwierige Zeit nun hinter sich gelassen hat.“

Viele Bayern-Anhänger haben noch die Worte von Hoeneß bei der letzten Mitgliederversammlung vor seiner Inhaftierung im Mai 2014 im Ohr: „Und dann, wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen“, hatte der Fußballmanager damals gesagt und hinzugefügt: „Das war's noch nicht!“

Auch in der Sendung "Blickpunkt Sport" des Bayerischen Rundfunks wurde am Sonntagabend über Hoeneß' Zukunft spekuliert:

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Blasmusikständchen für Hoeneß

10.30 Uhr: Einzelheiten zum genauen Zeitpunkt und zum Ort der Entlassung hat das bayerische Justizministerium nicht genannt. Hoeneß-Anwalt Steffen Ufer machte ebenfalls keine näheren Angaben zur Entlassung des 64-Jährigen. Sein Mandant wolle kein Aufhebens um seine Person, sagte Ufer lediglich. Hoeneß werde sich vorerst nicht öffentlich äußern, auch nicht zu seiner Zukunft. Dafür durfte er sich daheim am ersten Tag nach der Entlassung womöglich über ein Blasmusikständchen freuen. Am Vormittag marschierten jedenfalls Mitglieder einer Trachtenkapelle zum Anwesen hoch über dem Tegernsee.

Das ist Uli Hoeneß

Geburtstag

5. Januar 1952 in Ulm

Profi-Laufbahn

Mittelfeldspieler, Außenstürmer

Vereine

FC Bayern München (1970 bis 1978)1. FC Nürnberg (1978 bis 1979)

Spiele

250 Bundesligaspiele mit 86 Toren35 Länderspiele mit 5 Toren

Nach der Karriere

Karriereende wegen chronischer Knieverletzung 1979, danach bis2009 Manager des FC Bayern. Vom 27. November 2009 bis 14. März 2014 Bayern-Präsident.

Spieler-Titel

Europameister 1972Weltmeister 1974dreimal Europapokalsieger der Landesmeister 1974 bis 1976dreimal deutscherMeistereinmal DFB-PokalsiegerWeltpokalsieger 1976Olympia-Teilnehmer 1972

Manager-Titel

Champions-League-Sieger 2001Uefa-Cup-Sieger 199616 Mal deutscher Meisterneunmal DFB-PokalsiegerWeltpokalsieger2001

Präsidenten-Titel

Deutscher Meister 2010 und 2013DFB-Pokalsieger 2010 und 2013Champions-League-Sieger 2013Sieger europäischer Super-Cup 2013Sieg Club-WM 2013

Privates

Uli Hoeneß ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Hoeneß reist am 13. März zu Heynckes

10.21 Uhr: Am 13. März hat Uli Hoeneß einen öffentlichen Auftritt: In Mönchengladbach will er die Laudatio auf Trainer-Urgestein Jupp Heynckes (70) halten. Der frühere Bayern-Coach erhält den Ehrenring seiner Heimatkommune für „seine herausragenden Verdienste um die sportliche Bedeutung der Stadt“. Es war der Wunsch von Heynckes, dass kein anderer als sein Sportsfreund Hoeneß die Laudatio hält.

Drei Jahre Freiheit auf Bewährung

10.06 Uhr: Hoeneß ist übrigens auf Bewährung frei. Aufgrund der selten angewandten Halbstrafenregelung wurde er bereits nach 21 Monaten Gefängnis entlassen. Üblicherweise werden Haftstrafen erst nach zwei Dritteln zur Bewährung ausgesetzt. Paragraf 57 des Strafgesetzbuchs ermöglicht aber in Ausnahmefällen die Aussetzung der Strafe schon nach der Hälfte der Zeit. Hoeneß darf sich in den drei Jahren strafrechtlich nichts zuschulden kommen lassen. Die Bewährungszeit wurde in seinem Fall auf drei Jahre festgelegt. Auflagen machte das Gericht nicht - mit einer Ausnahme: Hoeneß muss jeden Wohnortwechsel melden.

Schon als Freigänger ließ sich Uli Hoeneß mit Frau Susanne beim Basketball blicken
Schon als Freigänger ließ sich Uli Hoeneß mit Frau Susanne beim Basketball blicken © Imago/nph

Bei der Entscheidung zugunsten des 64-Jährigen wurden unter anderem dessen Persönlichkeit, sein Vorleben, die Umstände der Tat und das Verhalten während der Haft berücksichtigt. Hoeneß habe sich trotz seiner Position stets in die Gefangenengemeinschaft integriert, so das zuständige Gericht. Bei seinen zahlreichen Ausgängen sei es zu keinen Beanstandungen gekommen. Den Schaden habe er durch Zahlungen in Höhe von mindestens 43 Millionen Euro wieder gutgemacht. Hoeneß dürfte als freier Mann erst einmal Urlaub machen, hieß es aus seiner Umgebung.

Chronologie des Falls Hoeneß

2001 bis 2006

Hoeneß spekuliert im großen Stil an der Börse mittels eines geheimen Kontos in der Schweiz.

Januar 2013

Hoeneß zeigt sich beim Finanzamt selbst an.

20. März 2013

Hoeneß bekommt in seinem Haus am Tegernsee Besuch von Ermittlern. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor. Er wird gegen Kaution außer Vollzug gesetzt.

20. April 2013

Das Magazin „Focus“ macht den Fall öffentlich und berichtet unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft und Hoeneß selbst.

21. April 2013

Hoeneß schließt einen Rücktritt als Präsident des FC Bayern München aus. Die Kritik an ihm nimmt zu.

6. Mai 2013

Hoeneß bleibt nach einem 8:0-Votum der Mitglieder Vorsitzender des Aufsichtsrats der FC Bayern München AG.

30. Juli 2013

Die Staatsanwaltschaft München erhebt Anklage wegen Steuerhinterziehung.

13. November 2013

Hoeneß wird auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern gefeiert.

10. März 2014

Begleitet von einem riesigen Medieninteresse beginnt in München der Prozess. Hoeneß gesteht, 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben.

11. März 2014

Die Summe der hinterzogenen Steuern wird noch höher - Grundlage sind Berechnungen einer Steuerfahnderin.

13. März 2014

Das Landgericht München spricht Hoeneß wegen Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern schuldig. Er wird zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

14. März 2014

Uli Hoeneß akzeptiert seine Haftstrafe und tritt mit sofortiger Wirkung von seinen Ämtern beim FC Bayern München zurück.

2. Juni 2014

Hoeneß tritt im Gefängnis von Landsberg am Lech seine Haft an.

20. September 2014

Erster Ausgang - für einige Stunden kann Hoeneß das Gefängnis verlassen, um sich mit seiner Familie zu treffen.

24. Dezember 2014

Zu Weihnachten erhält Hoeneß Urlaub und darf zwei Nächte außerhalb der Gefängnismauern schlafen.

1. Januar 2015

Hoeneß wird Freigänger. Er muss jetzt nur noch zum Übernachten in die JVA, tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung des FC Bayern.

24. Februar 2015

Sat.1 beginnt mit den Dreharbeiten zu einer Satire, die an den Fall Hoeneß angelehnt ist. Im Mai beginnt auch das ZDF mit den Dreharbeiten zu einem Doku-Drama mit dem Titel „Uli Hoeneß - Der Patriarch“.

3. November 2015

Der Anwalt von Hoeneß bestätigt, dass sein Mandant einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt hat.

21. Dezember 2015

Hoeneß ruft beim Radiosender Antenne Bayern an und spendet bei einer Weihnachtsaktion 10.000 Euro.

18. Januar 2016

Die für das Landsberger Gefängnis zuständige Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg entscheidet, dass die Haftstrafe zum 29. Februar zur Bewährung ausgesetzt wird.

22. Januar 2016

Die Münchner Staatsanwaltschaft verzichtet auf eine Beschwerde dagegen, lässt aber durchblicken, dass sie gegen die sogenannte Halbstrafenregelung bei Hoeneß ist.

23. Januar 2016

Der 64-Jährige teilt mit, dass er seinen Lohn aus der 14-monatigen Freigängerzeit der „FC Bayern Hilfe e.V.“ spendet. Er hatte in der Nachwuchsabteilung der Bayern gearbeitet und dafür nach Informationen der „Sport Bild“ einen Betrag „im hohen fünfstelligen Bereich“ verdient.

29. Februar 2016

Hoeneß wird wie geplant vorzeitig aus der Haft entlassen.

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Hoeneß-Sohn: Mein Vater ist zuhause

9.49 Uhr: Uli Hoeneß ist nach seiner vorzeitigen Freilassung nach Angaben seines Sohnes Florian bereits zu Hause. Dieser sagte wartenden Journalisten am Montagmorgen vor dem Hoeneß-Anwesen im oberbayerischen Bad Wiessee am Tegernsee, sein Vater sei daheim. Er werde sein Haus am ersten Tag nach der Haftentlassung nicht verlassen, ergänzte Florian Hoeneß.

Vor der Außenstelle Rothenfeld des Landsberger Gefängnisses nahe dem Starnberger See, wo Hoeneß seit Anfang 2015 als Freigänger übernachtet hatte, wurde der einstige Präsident des FC Bayern München am Morgen nicht gesehen.

Hoeneß' Einzug ins Gefängnis: