Der Ex-Bayern-Chef hat sich dem Urteil gebeugt, die Steuerschulden bezahlt. Jetzt kommt er frei

Mein erster Zusammenprall mit Uli Hoeneß hatte viel Emotionales. Als Kleinreporter einer süddeutschen Zeitung hatte ich das Training von Pfaff und Flick, von Matthäus und Brehme beobachten dürfen. Trainer: Lattek. Hoeneß hatte hernach ein paar kluge Bemerkungen gemacht, die er gern in der Zeitung gelesen hätte. Frecherweise hatte ich, der Neue, die Worte des Managers ohne großen Respekt niedergeschrieben. Die Druckerschwärze war kaum trocken, da brüllte der Herr Hoeneß mich an, dass es kein Telefon gebraucht hätte. Die Tirade war arm an Argumenten, zeigte aber universellen Machtanspruch: FC Bayern = Hoeneß, merk dir das, Kleiner! Altgediente Kollegen lobten: „Anschiss vom Uli für die allererste Geschichte? Respekt!“

Hoeneß war Attacke, aber auch Aufpasser, Geschäftsmann, Wettkämpfer, Netzwerker. Adrenalin war seine Droge, Langeweile sein Fluch, Steuerbetrug sein Delikt. Im Juni vor zwei Jahren schickte ihn das Landgericht ins Gefängnis, für dreieinhalb Jahre. Nun kommt er frei.

Zu kurz gesessen, mäkeln manche, Promi-Bonus. Mag alles sein. Das Gegenteil stimmt ebenfalls: In welchem Land wäre einer wie Hoeneß überhaupt verknackt worden? Wie tricksen Schwer- und Einflussreiche, um weit geringeren Strafen zu entgehen? Hoeneß hat sich dem Urteil gefügt, ohne Flucht oder Winkeljuristereien, er hat seiner Frau artig gedankt für altmodisches Zueinanderstehen, hat als Freigänger in der Jugend des FC Bayern gearbeitet, seine Einkünfte gespendet und soll nebenbei 30 Millionen Euro Steuerschuld beglichen haben.

Da hat einer Haltung gezeigt, so wie unzählige Namenlose übrigens, die ihre Strafe ähnlich wacker verbüßen, ohne private oder ökonomische Auffangnetze hinterher.

Medienprofi Hoeneß hat zudem auf ein inszeniertes Melodram verzichtet, vielleicht erspart er uns sogar ein Buch über die Haftzeit.

Da hat sich einer als reifer Staatsbürger präsentiert, als überraschend demütiges Menschenkind, das seine Aufgabe als Vorbild wahrnimmt.

Das macht den FC Bayern nicht sympathischer. Aber Hoeneß.